9. Kapitel

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Sam klopft immer wieder mit ihren kleinen Fäusten gegen die Tür. "Hallo?", schreit sie. "Hallo, wir wurden eingeschlossen! Hilfe!"

Sie so verzweifelt zu sehen macht mir Gänsehaut. Was für eine Angst sie haben muss. Was, wenn uns keiner findet bis morgen und wir hier drin bleiben müssen? Was, wenn jemand Verdacht schöpft, dass wir was miteinander haben? 

Unbekannter POV:

Dem Sicherheitstypen den Schlüssel zu klauen, war absolut kein Problem. Man sollte doch denken, dass ein Securitymitglied, das während der Arbeit schläft, sofort entlassen wird, aber vielleicht hat er sich einfach bisher nie erwischen lassen. Nachdem ich die Tür abgeschlossen hab, bleibe ich noch einen Moment lang davor stehen und warte auf Reaktionen. Ganz gedämpft sind Schreien und Klopfen an der schweren Metalltür zu hören, und ich muss lächeln. Das im wird Vorbeigehen niemand hören, der nicht weiß, dass die beiden da drin sein könnten. Perfekt. Ich sehe mich um und husche schnell von der Tür weg, um die Ecke und hänge dem Schwachkopf seinen Schlüssel wieder an den Gürtel. Wie man überhaupt im Stehen schlafen kann?

Sam POV:

Oh nein. Oh nein, oh nein, oh nein. Irgendein Mitarbeiter von RTL oder der Security muss gedacht haben, hier sei alles leer und hat den Proberaum abgeschlossen, jetzt bin ich mit Kay hier drin gefangen. Ich hätte persönlich kein Problem damit, aber wenn uns jemand zusammen hier findet, wird Kay einen Riesenärger bekommen und mich können sie jederzeit rausschmeißen. Sagen, ich hätte persönliche Probleme oder der Druck war zu viel, oder mich einfach ganz rausschneiden und so tun, als wär ich nie da gewesen, die Sendung ist ja noch nicht am laufen. Dann wäre mein Traum geplatzt, ich müsste zurück nach Hause, zurück zu meiner schrecklichen Mutter und zurück zu meinem Freund, den ich wahrscheinlich nicht einmal liebe. Kay werd ich dann nie wieder sehen.

Ich klopfe immer noch an die Tür und rufe um Hilfe, als Kay mich sanft an der Hüfte packt und mich von der Tür wegzieht und meine zitternden Hände in seine nimmt. Meine Fäuste verschwinden in seinen und ich sehe fragend zu ihm hoch. "Lass gut sein, Sam. Durch die Tür hört dich eh keiner und spätestens bis morgen haben die uns gefunden." Ich kann ihn nur anstarren und weiterzittern. Er sieht beunruhigt aus. "Hey, im Ernst. Die brauchen dich als Kandidatin und mich in der Jury, wahrscheinlich sind die alle schon wie wild am Suchen." Hört er nicht, wie schnelll mein Herz schlägt? Wie ein Hubschrauberpropeller kurz vor dem Abheben. "Sam? Samantha?" Seine Stimme klingt, als würde er durch einen Wattebausch mit mir sprechen. "Samantha du musst atmen! Hörst du mich?" Ich merke, wie mein Sichtfeld an den Rändern leicht flimmert und dann immer mehr schwarz wird, bis ich schließlich nichts mehr sehe. Ich falle, aber ich merke keinen Aufprall, es ist als würde ich immer weiter fallen.

***

"Samantha, oh Gott Kleine, bitte sag doch was! Sam?" Jemand rüttelt leicht an meiner Schulter und ich drehe mich stöhnend auf die andere Seite. "Noch fünf Minuten, Sascha", murmele ich und will mir die Decke übers Gesicht ziehen. Erst da merke ich, dass meine Hand von einer anderen gehalten wird. Das würde mein Bruder doch nicht machen, oder? Ich liege auch nicht in meinem normalen Bett Zuhause, dieses hier ist so hart und unbequem...

"Sam? Kannst du mich hören?", fragt da die fremde Stimme wieder. Irgendwie kommt sie mir bekannt vor. Sie ruft verschiedene Emotionen in mir hervor, die ich noch nicht einordnen kann, aber ich mag die Stimme, so viel ist klar. Seufzend reibe ich mir mit meiner freien Hand über die Augen und öffne sie dann. Ich liege in einem Raum mit komischen, harten Matten auf dem Boden und Spiegeln an der Wand. In einer Ecke stehen eine Art Ghettoblaster und ein paar Stühle. Wo bin ich? Ich drehe vorsichtig meinen Kopf und spüre einen stechenden Schmerz im Nacken. Ein schwaches "Aua" kommt aus meinem Mund und der Mann, der meine Hand hält, stößt ein erschrockenes Geräusch aus. "Oh Gott Sam, was tut dir weh?" Seine freie Hand wedelt hilflos über meinem Kopf herum und ich muss ein Lachen unterdrücken. Er ist süß, wenn er sich Sorgen macht.

Little Big Secret (Kay One) (on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt