13 | Wer hat die besser Taktik...?

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Die nächsten Tage brütete ich in meinem Zimmer vor mich hin. Ich dachte an sämtliche Strategien, die Volturi zu überlisten, sie zu täuschen. Vergeblich. Ich musste auf eine weitere Vision Alice' warten, um herauszufinden, was ihr Motiv war. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie endlich angreifen würden, hatte Carlisle mir erzählt. Aber es war unmöglich den Angriff abzuwehren, ohne einen plausiblen Grund dafür zu wissen.
Jasper hatte ich, seit ich ihm gesagt hatte, er müsse sich entscheiden, nicht gesehen. Eigentlich hatte ich niemanden seitdem gesehen. Außer Bella. Ich besuchte sie regelmäßig, hielt ihre Hand, und betete, dass sie wieder aufwachen würde.
Es war der dritte Tag, als ich unten etwas Aufmerksamkeitserregendes hörte. Sofort stürmte ich hinunter, und die Anspannung, die sich in den letzten Tagen in mir gesammelt hatte, fiel innerhalb eines Wimpernschlages, eines Atemzuges, von mir ab.
Bella stand vor einem Spiegel, und musterte sich selbst, während Edward, der verschmitzt grinste, hinter ihr stand. Das wichtigste war: Sie lebte.
Ich ging wieder aus dem Zimmer, zu den anderen, um die freudige Nachricht zu verkünden. Renesmee quiekte vergnügt, obwohl sie unmöglich wissen konnte, wovon ich sprach.
Wir beobachteten die beiden, wie sie in den Wald gingen. Wahrscheinlich jagen.

Ich war mit Jacob in meinem Zimmer.
„Was ist mit Jasper und dir?", fragte er.
Ich seufzte. „Nichts".
Er schaute mich mitfühlend an.
„Und mit Alice und dir?", fragte ich.
Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
„Tja, vielleicht sollten wir wirklich ein Paar werden. Dann sterben wir nicht einsam und alleine", kicherte ich.
„Oh ja, bestimmt, ich werde mit einem Blutsauger zusammengehen", sagte Jacob sarkastisch.
Ich setzte mich auf. „Alice ist auch ein Blutsauger".
„Aber Alice ist Alice, und du bist du", erwiderte er spöttisch.
Verletzt sah ich ihn an. Auch wenn ich so etwas von Jacob gewohnt war, war ich gekränkt. Wieder einmal machte sich das Gefühl in mir breit, dass keiner mich mochte.
Angespannt saß ich im Wohnzimmer, neben Jacob. Immer wieder wagte ich einen Blick in Jaspers Richtung, doch sobald er mich auch anschaute, wandte ich meinen Blick wieder ab. Als ich sagte, er solle sich entscheiden, meinte ich nicht, er soll sich zwischen Alice und mir entscheiden. Sondern entweder entschied er sich dafür, mit mir zusammen zu sein, mein Freund zu sein, und für mich da zu sein, oder er entschied sich dafür, einfach nur ein Familienmitglied zu sein, so wie Emmett. „Nur" war vielleicht eine schlechte Bezeichnung. Aber bei der Vorstellung, was Jazz und ich sonst haben könnten, fand ich es recht passend.
Jacob veranstaltete das gleiche Spektakel mit Alice. Nur, dass er sie nicht gebeten hatte, sich zu entscheiden.
Ein paar Stunden später kamen Bella und Edward nach Hause. Bella lächelte, und sie und Edward konnten die ganze Zeit die Finger nicht von sich lassen. Außer, als sie Renesmee begrüßte, natürlich.
Rose hatte sie auf dem Arm gehabt, und gab den beiden ihre Tochter. Bella hielt sie sanft in den Händen, und wiegte sie ein wenig. Als Nessie ihre Hände auf Bellas Wangen legte, schaute diese verwirrt.
„Was war das?", fragte sie.
„Sie hat dir ihre Erinnerungen an dich gezeigt", erklärte Edward lächelnd.
„Aber... wie?", fragte Bella.
„Wie kann Edward Gedanken lesen? Wie kann Alice in die Zukunft schauen?", fragte Carlisle geheimnisvoll.
Sie verstand.
Carlisle schaute mich eindringlich an, doch ich wusste nicht, was er von mir wollte. Er nickte zu meinem Kopf, und deutete auf sich. Dann ging mir ein Licht auf. Ich sollte seine Gedanken lesen.
Als ich tat, wie geheißen, hörte ich in seinen Gedanken, dass er mich sprechen wollte.
„Ich komme gleich wieder", murmelte ich, und versuchte, Blickkontakt mit Jasper zu vermeiden. Er musste fühlen, dass mir unbehaglich zumute war.
Also stapfte ich aus dem Zimmer, und wartete vor Carlisles Büro. Nach wenigen Minuten kam er nach.
„Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes", beschwichtigte er mich, bevor er mich hineinbat.
„Es geht um den Volturikampf".
Ich schluckte. Es ging um nichts Schlimmes?
„Wir wissen nicht was sie von uns wollen. Sollten sie aber einen Kampf wollen, werden wir ihn zu verhindern versuchen, was aber schwierig werden könnte. Müssen wir uns verteidigen, dann sollten wir auf das Schlimmste gefasst sein. Deine Gabe ist noch nicht ausgeprägt. Bellas müssen wir erst finden, falls sie eine hat. Ich möchte, dass Jasper mit dir daran arbeitet".
Ich schoss meine Augen. Alles, nur nicht Jasper. Doch dann ermahnte ich mich selbst. Ich durfte nicht so egoistisch denken. Es ging um Leben und Tod, um Renesmees Sicherheit, und wahrscheinlich auch die der Anderen.
„Okay", sagte ich, und schluckte mein Missfallen hinunter.
Dankbar lächelte Carlisle mich an. „Gut".
„Weiß Jasper schon Bescheid?", fragte ich unsicher.
Carlisle sah mich verdutzt an, fasste sich dann aber wieder. Ich wusste, was in ihm vorging, auch ohne seine Gedanken zu lesen. Ich hatte Jasper das erste Mal seit Wochen bei seinem vollen Namen genannt, und nicht Jazz.
„Nein. Aber wenn du möchtest, tu ich das".
„Danke", sagte ich, und ging aus dem Zimmer.
Am nächsten Tag klopfte es mitten in der Nacht an meiner Tür. Es war Jasper, der mit mir trainieren gehen wollte.
„Jetzt?", fragte ich.
Er nickte. „Wir müssen jede Gelegenheit nützen. Am Tag werden wir gebraucht".
„Okay".
Dann veränderte sich seine Miene.
„Lilly", sagte er.
Ich blieb stehen. „Ja?".
„Ich denke, dass nicht der richtige Zeitpunkt ist, eine Entscheidung zu treffen. Es ist einfach zu viel los".
Ich schüttelte den Kopf. „So war das nicht gemeint. Du musst dich nur entscheiden, ob du ein Freund bist, der mich nett behandelt, ob du ein Feind bist, der mich ignoriert, oder ob du mehr als das bist. Denn in den letzten Wochen warst du alles von denen, und das halte ich nicht aus".
Er starrte mich an. „Lilly, du weißt, was ich für dich empfinde, aber...", begann er, doch ich ließ ihn nicht ausreden.
„Schon okay. Das ist mir egal. Aber verhalte dich nicht so, als hättest du drei Persönlichkeiten", sagte ich, und trat an ihm vorbei in die Nachtluft, die so kühl war, wie meine Stimme klang.
Er ging mir nach.
„Zeig mir, was du drauf hast", flüsterte er, und ich hörte, dass er lächelte.
Auch ich musste lächeln. Ich drehte mich um, und wir standen ganz dicht beieinander. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich mich in seinen topasfarbenen Augen verlor, bevor ich in seinen Geist eindrang.
Er wollte mich angreifen, doch ich rettete mich rechtzeitig auf einen Baum. Immer noch lächelte er. „Nicht schlecht".
Ich hüpfte von Baum zu Baum, bis er den Überblick verloren hatte. Ich stürzte mich auf ihn, und konnte ihn zu Boden werfen. Ich lag auf ihm, und spürte, wie sein Brustkorb sich hob uns senkte.
Er strich durch meine Haare. Ich ließ mich ablenken. Er ergriff die Gelegenheit beim Schopf, und stieß mich von sich, sodass er mich unter sich begraben konnte.
„Wer hat die bessere Taktik?", fragte er mich grinsend.
Ich beugte mich zu ihm nach vor. Unsere Lippen waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt, bevor ich wieder meine vorherige Position einnahm, indem ich dasselbe wie er tat.
Als er wieder unter mir lag, schaute er mich verdutzt an.
„Ich", wisperte ich in sein Ohr.

„Ich", wisperte ich in sein Ohr

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Bis(s) ich dein Herz erobere - Jasper Hale Fanfiction ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt