Kapitel 4

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Wir bummelten ein bisschen durch die Stadt, bis es viertel vor fünf war.

"Oh shit, ich muss los.", sagte ich mit einem Blick auf die Uhr und hastete zur nächsten Bahn Station.

"Warte!", rief Jannick mir nach.

"Was?", ich drehte mich wieder zu ihm. Er zog mich zu sich ran und küsste mich noch mal kurz.

"Jetzt kannst du gehen", meinte er. Ich lächelte und beeilte mich die Bahn noch zu kriegen. Ich sprang in letzter Sekunde rein und ließ mich erschöpft auf einen Sitz sinken.

"Hi", hauchte mir jemand ins Ohr, ich schreckte zusammen und guckte wer es war.

"Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen, Jannis?", fragte ich genervt.

"Nein, ich find dich äußerst faszinierend.", meinte er und seine Hand wanderte zu meinem Oberschenkel.

"Wag.es.nicht.!", zischte ich wütend und schlug sie weg. Er grinste.

"Ich wollte noch mit dir reden. Ich dachte nämlich, wir hätten geklärt, dass du nichts mit meinem Bruder machen sollst.", flüsterte er in mein Ohr und ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut. Hilfe suchend sah ich mich um, aber die paar Leute, die hier saßen kümmerten sich nicht um uns. Da ging die Tür auf. Meine Chance. Ich sprang auf und stürzte raus. Lieber würde ich den ganzen Weg rennen, als noch eine Minute neben ihm zu verbringen. Aber er hatte anscheinend andere Pläne. Ich war gerade aus der Station geflüchtet, als seine Hand mein Handgelenk umklammerte und er mich wieder in eine kleine Seitengasse zog. Unsanft knallten meine Schultern gegen die harte Wand, als er mich dagegen drückte. Ich schrie leise vor Schmerz auf, aber er ignorierte es und hob mich hoch. Seine Hüfte rieb sich an meine und ich spürte die kalte Wand noch stärker, weil er mich noch fester da gegen stieß. Aus Angst runter zu fallen, krallte ich mich in seine Schultern und schwang meine Beine um seine Hüfte.

"Lass mich sofort runter!"

"Wieso? Du bist doch die jenige, die sich an mich klammert.", meinte er locker.

"Haha, sehr witzig", sagte ich sarkastisch und versuchte ihn ein wenig weg zu schieben, aber er war zu stark. "Lass mich los!"

"Wie gesagt, ich dachte ich hätte klar gestellt, dass du dich nicht mit meinem Bruder treffen sollst", wiederholte er gelassen und ignorierte mich.

"Und ich dachte, ich hätte klar gestellt, dass du mir nichts zu sagen hast", konterte ich.

"Ich will nicht dass du dich mit meinem Bruder triffst!", zischte er und seine Stimme wurde bedrohlicher. "Und vor allem sollst du ihn nicht küssen!"

"Ach, dass hast du bemerkt?", fragte ich verächtlich. "Es sah eher so aus als würdest du im Mund dieser Blondine verschwinden."

"Eifersüchtig?", fragte er und grinste wieder sein Bad Boy Grinsen.

"Aber natürlich", sagte ich sarkastisch. "Ich wünsche mir nichts mehr, als das mir irgend so ein Idiot mir seine ekelhafte Zunge in den Hals steckt."

"Du hast doch auch meinen Bruder geküsst", gab er zurück. Damit ging er zu weit.

"Lass mich sofort runter", zischte ich kochend vor Wut.

"Nein", murmelte er und versenkte sein Gesicht wie beim letzten Mal in meiner Halsbeuge. Ich nahm meine Hände von seinen Schultern und stieß sie heftig gegen seinen Kopf. Überrumpelt taumelte er zurück und ließ mich los. Mein Fuß knackte hässlich, als ich auf kam, aber das war mir egal, ich wollte von ihm weg. So schnell es mit einem schmerzendem Fuß halt ging rannte ich weiter die Straßen entlang. Es war schon unnatürlich dunkel dafür, das gerade erst Ostern war und die Straße lag in dem flimmerdem Licht der Straßen Laternen. Ich hörte, dass Jannis mir folgte und beschleunigte meine Schritte, aber er war schneller als ich. Wieder wurde ich gegen eine Wand gedrückt und er presste sich so heftig an mich, dass ich mir sicher war, das er mir ein paar Adern zuquetschte. Seine Augen funkelten kaum noch und schienen noch dunkler zu werden.

"Du willst also spielen", flüsterte er mit seiner rauen Stimme und in seinem Ton klang etwas mit, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

"Bitte", meine Stimme wurde brüchig, langsam bekam ich Angst. "Ich muss nach Hause"

"Du musst nichts, was ich dir nicht sage", wieder beugte er sich zu meinem Hals und biss leicht hinein.

"Bitte...", schluchzte ich. Aber er machte unbarmherzig weiter, seine Lippen wanderten von meinem Hals, über meiner rechte Wange, ganz langsam zu meinem Mund. Ich presste die Lippen so fest zusammen wie noch nie zuvor.

"Komm schon, Babe", nuschelte er mit den Lippen knapp über meiner Haut. "Nur ein Kuss" Ich schüttelte nur den Kopf, zu sprechen traute ich mich nicht. Er seufzte und ließ abrupt von mir ab. Ich blieb wie erstarrt an der Wand stehen.

"Wir sehen uns morgen in der Schule, Babe", sagte er und schlenderte davon. Keuchend holte ich Luft, ich hatte nur ganz flach geatmet. Ich lief schnell zu mir nach Hause, blieb aber die ganze Zeit hinter Jannis, der den selben Weg nahm. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte ihn nicht überholen. Endlich ging er in das Haus, in dem er und seine Familie anscheinend wohnten. Das hatte mir gerade noch gefehlt, es war direkt um die Ecke zu meinem Haus. Warum war Jannick dann nicht mit mir mit gekommen? Ich schüttelte alle düsteren Gedanken ab und rannte die letzten Meter, bis ich unsere Haustür aufschloss und ins Haus trat. Meine Mutter stand schon im Flur, ihre Hand in die Hüfte gestemmt.

"Wo warst du?", keifte sie schon los, kaum war ich da. "Du weißt ganz genau, dass wir abgemacht haben, dass du wenn du aus gehst um fünf wieder Zuhause bist! Es ist zehn vor sechs!"

"Es tut mir so leid, aber...", fing ich an, dann stockte ich. Ich konnte ihr das mit Jannis nicht erzählen.

"Aber was?", motzte sie. "Musst dir wohl noch eine neue Ausrede einfallen lassen, was?! Ich hab endgültig die Nase voll, ich will das du dich an Regeln hältst! Du wirst morgen den Dachboden aufräumen, dann hast du ganz viel Zeit über dein Verhalten nach zu denken. Und über die Sorgen die du mir bereitest, wenn du so lange weg bleibst! Hast du mich verstanden?!"

Ich zog den Kopf ein. "Ja, Mama", flüsterte ich.

"Gut und jetzt ab in dein Zimmer! Ich will dich beim Abendessen nicht sehen!", befahl sie mir. Langsam schlich ich die Treppe hoch und schloss meine Zimmertür ganz zaghaft. Stöhnend ließ ich mich rückwärts auf mein Bett fallen. Den Dachboden aufräumen, dass würde ewig dauern! Und das alles nur wegen diesem dämlichem Jannis! Rachsüchtig sank ich früh in einen unruhigen Schlaf.

The Bad Boy TwinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt