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,,Das kann doch nicht dein Ernst sein! Nicht schon wieder!", schrie mich mein Vater an und knallte sein Glas auf den Tisch, sodass ich zusammenzuckte und mich möglichst klein machte, in der Hoffnung, irgendwann zu verschwinden.

,,Jungkook, das kann nicht so weitergehen!", schimpfte nun meine Mutter rum, die enttäuscht mit dem Kopf schüttelte. ,,Wie oft haben wir dir gesagt, dass du dich mehr anstrengen sollst? Hörst du uns überhaupt zu, oder warum ändert sich nichts daran? Wie willst du es sonst auf die Yonsei-Universität schaffen? Wie? Du weißt genau, dass du einen guten Abschluss brauchst, um auf eine gute Uni gehen zu können, um wiederum damit einen guten Job zu kriegen. Oder willst du zukünftig auf der Straße leben? Ist es das, was du willst?"

,,Nein, natürlich nicht!", erwiderte ich und spielte nervös mit meinen Fingern rum. ,,I-Ich lern doch schon den ganzen Tag bis spät in die Nacht hindurch, aber sobald ich eine Prüfung schreibe, dann... dann ist alles wie weggeblasen!"

,,Natürlich, das glaub ich dir das aufs Wort", höhnte mein Vater mit einem süffisanten Lächeln auf dem Gesicht rum und schüttelte ebenfalls mit dem Kopf. ,,Wenn man sich gut genug vorbereitet hat, dann bekommt man keinen Blakeout. Außerdem schwänzt du des Öfteren die Schule, wie willst du da vernünftig lernen können? Tze, alles nur billige Ausreden, die bei mir nicht ziehen. Genauso wenig wie der ganze Scheiß, dass du gemobbt wirst. Du bist ein junger erwachsener Mann, der sich verteidigen kann, oder nicht? Langsam weiß ich echt nicht mehr, was ich von dir halten soll... Du mein Sohn? Wohl kaum. Du hast es nicht verdient, dich als mein Sohn zu behaupten."

Fassungslos starrte ich meinen Dad an, der sein Glas austrank, sich Whisky nachschenkte und dann mit der Flasche in der linken Hand und dem Glas in der rechten aus der Küche ins Wohnzimmer verschwand, um da Fernsehen zu können.

Daraufhin seufzte nur meine Mutter, schüttelte wieder verständnislos den Kopf und sah mich an. ,,Dein Vater hat recht... Zumindest das, was er am Anfang gesagt hat. Aber ich weiß auch, dass du's auch viel schwerer hast als die anderen in der Schule. Du kannst nicht in Hakwons gehen, die dir helfen könnten, dich in deinen Leistungen zu verbessern. Wir können uns das nicht leisten. Es ist einfach... zu teuer."

Ich nickte, gab ihr damit zu verstehen, dass ich es verstanden hatte, ehe ich aufstehen und verschwinden wollte, doch meine Mutter war wohl oder übel noch nicht fertig mit reden. ,,Und da ist ja noch diese eine Sache, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet hat. Dass du", sie verzog angewidert das Gesicht, ,,angeblich schwul sein sollst. Das ist doch vollkommen-"

,,Richtig. Ja, das ist es", fiel ich ihr mittendrin ins Wort, ehe ich hoch auf mein Zimmer ging, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, noch etwas darauf zu erwidern.



Am nächsten Morgen stand ich auf und ging meiner morgendlichen Routine nach: Pinkeln, Duschen, Uniform anziehen, Zähne putzen und dann frühstücken gehen. Eigentlich wär's sinnvoller, nach dem Frühstück Zähne putzen zu gehen, aber dafür war ich schlichtweg zu faul, noch einmal ins Bad zu schlürfen und das extra zu machen.

Unten in der Küche angekommen, empfingen mich eine gutgelaunte Mutter, ein verkaterter Vater und ein neutral gestimmter Hyung am Tisch. Perfekte Kombination, das muss ich schon zugeben.

,,Ich hab gute Neuigkeiten!", verkündete Mutter strahlend, während ich mich zu ihnen setzte und ein belegtes Brötchen von meinem Bruder klaute, der mir daraufhin mit einem 'Ey' auf die Pfoten schlug, aber mir nichtsdestotrotz das Essen überließ. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie schwante mir nichts Gutes, was sie zu sagen hatte. ,,Eine gute Freundin von mir hat auch einen Sohn, der sehr gut in der Schule sein soll! Allerdings ist er etwas älter als du, aber das tut nichts zur Sache. Jedenfalls hab ich gestern noch mit ihr gesprochen und sie hat vorgeschlagen, dass er dir kostenlos Nachhilfe gibt, da wir ja finanziell in Schwierigkeiten stecken. Ist das nicht toll?"

Total...

,,Er geht sogar auf dieselbe Schule wie du!"

Aha...

,,Vielleicht kennst du ihn ja."

Wer weiß...

,,Er heißt Kim Taehyung."

,,Ach du Scheiße!"

,,Nicht so 'ne unangebrachten Wörter am Tisch!", motzte mein Vater mich nun an und warf mir einen vernichtenden Blick zu, woraufhin ich eine leise Entschuldigung nuschelte.

Dann saß ich da und wünschte mir nichts Sehnlicheres, als jetzt zu sterben. Das kann doch nicht war sein. Schlimmer kann's doch wirklich nicht mehr werden, oder? Warum er? Der mit Abstand seltsamste und schrägste Typ auf der ganzen Schule, Kim Taehyung.

Geek // Vkook (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt