Irgendwie hatte ich den Schultag überstanden. Zuhause angekommen ging ich sofort in mein Zimmer, schmiss meine Tasche in die Ecke und fuhr meinen Laptop hoch. Ich klickte mich ins Internet und meine Suchmaschine öffnete sich. "Telekinese" gab ich ins Suchfeld ein. Auf vielen Seiten wurde umständlich beschrieben was Telekinese eigentlich ist, nämlich - einfach zusammengefasst - die Fähigkeit, Gegenstände allein mit der Kraft der Gedanken zu steuern. Allerdings konnte nie wissenschaftlich bewiesen werden, dass Telekinese tatsächlich möglich ist. Außerdem fand ich diverse Videos mit denen man angeblich Telekinese erlernen konnte, doch sie stellten sich alle als Fake heraus.
Nach 2 Stunden surfen schwirrte mir der Kopf. Wenn Telekinese laut Wissenschaftlern tatsächlich nicht möglich ist, wie kann es dann sein, dass ich meinen Bleistift zum Schweben gebracht habe? Oder hab' ich mir das nur eingebildet? Wieso probierte ich es nicht einfach nochmal? Wenn ich es mir tatsächlich nur eingebildet haben sollte, würde es dieses Mal nicht funktionieren. Einen Versuch war es wert.
Ich kramte meinen Bleistift aus meiner Federtasche und legte ihn vor mir auf den Tisch. Alle meine Gedanken richtete ich auf den kleinen Gegenstand vor mir. Wie in der Schule fiel ich plötzlich in eine Art Trance und blendete alles um mich herum aus. Nichts konnte mich mehr von diesem Stift ablenken. Es war als würden nur noch ich und mein Bleistift existieren. Und dann passierte es wieder. Das Unmögliche. Es ist doch möglich.
Der Stift fing langsam an sich zu drehen. Dann erhob sich erst die eine Seite in die Luft, die Spitze des Bleistiftes berührte immer noch den Tisch. Doch nach ein paar Sekunden erhob auch sie sich und das Schreibgerät schwebte gut 5 Zentimeter über der Tischplatte. Ungläubig fuhr ich mit meiner Hand durch den Zwischenraum zwischen Tisch und Stift.
OMG. Wie cool ist das denn bitte? Ich starrte weiter auf den Stift und stellte mir vor, wie er noch höher schwebte. Und tatsächlich! Der Stift schwebte weitere Zentimeter nach oben. Jetzt befand er sich sogar über Kopfhöhe und ich musste meinen Kopf leicht in den Nacken legen um ihn weiterhin im Blick zu haben.
Nachdem ich meinen Bleistift noch einige Zeit fasziniert betrachtet hatte, streckte ich meine Hände aus und wandte meinen Kopf und somit meine Gedanken von ihm ab. Wie erwartet fiel er in meine ausgestreckten Hände unter ihm.
Ich stand auf, ging in die Küche und machte mir was zu essen. Während ich wartete, dass das Wasser anfing zu kochen, probierte ich es nochmals. Aber diesmal stellte ich ein Glas vor mich hin. Es war schwerer, aber ich schaffte es. Ich war immer noch total überwältigt.
~~~~~~~~~~
Am nächsten Tag nach der Schule machte ich einen Abstecher in die Bibliothek. Sie lag auf meinen Schulweg, weshalb ich mich öfter nach einem anstrengenden oder auch deprimierenden Schultag dorthin zurückzog. Ich liebte die Atmosphäre in Bibliotheken. Es war so als würden an diesen Orten keine Probleme existieren. Und die Stille die einen umfängt, wenn man die Räume gefüllt mit alten, aber auch neueren Büchern betrat, ist wunderbar. Vorallem wenn man die ganze Zeit vorher in einer Schule voll lärmender Menschen zugebracht hat.
Ich setzte mich an den Computer und machte eine Stichwortsuche nach Telekinese. Was auch sonst. Und Tatsache. Ich wurde fündig: "Die Kraft unserer Gedanken - von unmöglichen Träumen bis hin zu überwältigenden Möglichkeiten" - Dr. Konrad Heimsberger.
Ich schaute, wo ich das Buch finden würde und machte mich dann auf die Suche. Ich schritt die Reihe entlang in der sich das Buch befinden sollte und wurde zum Glück fündig.
Mit dem Buch in der Hand ließ ich mich auf einen Sessel in der Bibliothek fallen und schlug es auf. Ich blätterte ein wenig durch das Buch, bis ich auf ein paar interessante Bilder vom menschlichen Gehirn stieß. Ich las mir den Text auf den nachfolgenden Seiten durch. Es wurde beschreiben wie Telekinese rein theoretisch funktionieren sollte. Volltreffer.
Nach einer ausführlichen und sehr komplizierten Ausführung über die theoretischen Abläufe im Gehirn bei Telekinese merkte Dr. Heimsberger an, das noch kein Fall von solch einer Fähigkeit bekannt ist und die Anwendbarkeit auf die Praxis wissenschaftlich nicht erwiesen sei.
Ach, was du nichts sagst Herr Doktor. Danke für diese Info. Trotzdem sagt mir das nicht, weshalb es bei mir doch möglich ist. Genervt schlug ich das Buch zu und brachte es wieder an seinen Platz. Ich musste mich wohl damit abfinden, dass kein Wissenschaftler der Welt mir sagen kann, wieso ich Telekinese beherrsche.
DU LIEST GERADE
Telekinese
Roman pour AdolescentsNatascha, 17, ist eine typische Streberin. Gut in der Schule und bei allen Klassenkameraden unbeliebt. Doch was passiert, wenn sie merkt, dass sie etwas kann, was viele für unmöglich halten? Kann sie es schaffen, vom Außenseiter zum It-Girl zu werde...