Niall's POV - middle of september 2012

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NIALL’S POV

MIDDLE OF SEPTEMBER 2012

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Ich kaue lustlos auf meinem Stück Brot herum, die Marmelade schmeckt nach nichts und ich könnte gerade so gut ein Stück Karton essen, so egal ist es mir. Ausserdem dreht sich meine Umgebung immer Mal wieder wie es ihr gefällt und mein Schädel will bei jedem kleinsten Geräusch explodieren. Ich trinke nie wieder. Vor allem tut man in betrunkenem Zustand Dinge, die man besser nicht hätte tun sollen. Allein-

„Niall“, zerreisst eine Stimme meine Gedanken brutal und ich zucke zusammen, weil ein stechender Schmerz in meinem Kopf surrt. Meine Augen sind zusammen gekniffen und ich brumme. Es ist Harry, der spricht.

 „Wollen wir heute irgendwas unternehmen?“, fragt er, hat seine Stimme inzwischen gedämpft, weil er gesehen hat, dass ich einen fetten Kater habe. Wie ironisch. Als ob ich mit einem typischen Hangover irgendetwas unternehmen möchte… Weil er aber mein Freund ist, raffe ich mich zu einer Antwort auf, statt nur zu murmeln.

„Nein, ich bleib lieber zu Hause.“

„Aber Niall, frische Luft-“, versucht es Zayn, doch ich schüttle den Kopf.

„Ist schon okay“, unterbreche ich ihn und lächle dann halbherzig, bevor ich meinen Stuhl schabend zurück schiebe und mein Brot zur Hälfte gegessen auf die Küchentheke stelle.  „Ihr könnt sonst was zu viert machen oder so“, schlage ich vor, mache mich schon auf den Weg, in mein Schlafzimmer. Gestern wurde es relativ spät, weswegen alle bei mir übernachtet haben. Liam kommt in dem Augenblick wieder in den Raum, das Handy hat er fest in der Hand und sein Gesicht sieht nachdenklich aus.

„Wer wars denn?“, erkundigt sich Louis und nippt an seinem Orangensaft. Wenn es eine Tageszeit gibt, wo Louis erträglich und nicht einfach nur komplett sinnlos ist, dann ist es der Morgen.

„Ah nichts Wichtiges. Irgendwas wegen einem Interview für die Erscheinung von Live While We’re Young in einer Woche“, gibt Liam zurück, zieht halbherzig die Mundwinkel in die Höhe und lässt sich an seinen Platz zurückfallen. Er lügt. Wir wissen immer, wenn Liam lügt. Er hat mit jemand anderem telefoniert und sieht schrecklich aufgebracht aus… Abgeleitet davon, an was ich mich vom gestrigen Abend noch erinnern kann, wird es Ella gewesen sein. Irgendwie scheinen die anderen sie abgeschrieben zu haben. Keiner hat sie angesprochen, in den letzten Wochen. Niemand wagt es, auch nur ‚Ella‘ zu sagen. Ihr Name jagt mir einen Schmerz durch die Brust, schlimmer noch als der vom Kater. Wahrscheinlich sagen sie ihn deswegen nicht mehr.  

Gestern Abend… Ich weiss nicht mehr, was genau passiert ist. Nur Bruchstücke des Abends blitzen hin und wieder im Gewirr meiner Gedanken auf, darunter auch mein Handydisplay, wo „Ella“ steht und der Punkt, an dem ich ihr leises Schluchzen am anderen Ende gehört habe, als sie sagte, dass sie mich vermissen würde. Ich beisse mir auf die Unterlippe, umklammere unauffällig den Stoff meines Shirts über meinem Herz und drücke auf meine Brust. Als ob ich so dieses Vakuum darin mildern könnte. Ich. Habe. Mit. Ella. Telefoniert. Jedes einzelne Wort brennt mir auf der Zunge und ich möchte sie herausschreien, doch ich tue es nicht. Ich möchte ihnen sagen, dass sie mich nicht wegen Ella in Watte packen sollen, doch ich tue es nicht. Ich möchte einfach vor allem wegrennen – doch ich tue es nicht.

„Ich bin dann in meinem Zimmer“, brumme ich in den Raum, alle Blicke sind auf mich gerichtet und sie nicken. Wenigstens werde ich akzeptiert, auch wenn meine Kumpel es nicht ganz nachvollziehen können. Mit schlurfenden Schritten betrete ich mein Schlafzimmer, tappe auf mein Bett zu und lasse mich rittlings darauf fallen. Meine Augen schliessen sich, mein Kopf tut weh und die Bettdecke schmiegt sich an mich. Das einzige, an was ich denken kann, ist das Gespräch von gestern Nacht und wie viel ich noch davon weiss…

On Repeat: Track Nr. 13 || n.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt