2>Rubya<

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~Und manchmal ist es besser seine eigenen Gedanken dort zu lassen, wo sie am sichersten sind.
Im eigenen Kopf~

Meine Zofen steckten mich in ein elfenbeinfarbenes, langes Kleid übersäht mit schimmernden Edelsteinchen und silberner Spitze. Das Monstrum des Protzes saß eng an der Brust, so musste sich Obst in der Saftpresse fühlen, kurz bevor es zerquetscht wurde. Dieses Ding hatte auch einen eleganten Rückenausschnitt, damit meine Mutter mit meinen langen, feingliedrigen Flügeln angeben konnte.

Ich musste ihr zustimmen, dass sie schön waren, wie das meiste an mir, wenn man meinen Dienerinnen Glauben schenken durfte. Meine Haare dunkelblond, aber auf eine edle Weise und ergänzen sich ich zitiere Mum: „perfekt zu dem Farbverlauf deiner Flügel, von hellem türkis über sonnengelb zu leuchtendem Farngrün, das wird meinen Freundinnen gefallen.", sie prahlt wie schon gesagt gerne und viel mit mir, der Thronfolgerin von unserem Reich Militas, das sich etwa auf dem früheren Kontinent Europa erstreckt. Das einzige, an dem sich alle zu stören schienen waren meine Lavendelfarbenen Augen, in die niemand lang zu blicken wagte.

Ich hatte mit meinen Augen kein großes Problem, ich konnte es schließlich auch schlecht ändern, aber etwas anderes ärgerte mich gewaltig, nämlich diese ganzen alten Namen der früheren Kontinente und Länder zu lernen, dabei war das nicht mal das Schlimmste. Ich musste in dem Fach Historik, die ganzen kriegerischen Auseinandersetzungen auch noch wissen. Auf die Frage ob das nötig sei, die Probleme nicht in der Vergangenheit zu lassen, bekam ich von meinem alten Pegasuslehrer nur als Antwort, das ich begreifen solle, dass sich die grausame Geschichte der Menschen nicht bei uns wiederholen dürfe.

Nachdem die Zofen auch mit meinen Haaren fertig waren sprang ich von dem Frisiersessel auf und streckte mich ausgiebig, eben so weit es in dem Kleidungsstück möglich war. Mir war das Rennen im Wald viel lieber, in bequemen Hosen und ohne Hofdamen, oder die Verwandschaften meiner Mutter, die wollten, dass ich mich drehte, süß lächelte und meine außergewöhnliche Flügelpracht zur Schau stellte.

Heute sprach das Königspaar wieder zum Folg, da es kleinere Unruhen gab. Gerüchte über Halbblüter kursieren, dass sie irgendwas planen. Zum Glück musste ich heute keine Rede halten, denn das letzte Mal war es eine richtige Blamage, ich stotterte und schaute mehrmals zu Boden, was mehr als unschicklich für eine Kronprinzessin ist.

Während uns Wachen zum königlichen Balkon führten stießen auch mein Bruder Thewo und meine süße kleine Schwester Soliel dazu. Ich begrüßte sie kurz, konzentierte mich aber wieder, da meine Mutter mir mal wieder ihre Vorstellung von Schuhen mit kleinen Absätzen ausgesucht hat. Dies hielt mich nicht davon ab den Aufzug meiner Geschwister zu betrachten, das sich grundlegend von meinem unterscheidet.

Der 16-jährige Thewo trug ein hellgrünes Gewand, das seine orangegelben Schwingen freiließ. Mit Schrecken bemerkte ich, dass sie die Schuhe bei Thewo und Soliel vergessen haben. Ungewöhnlich. Ich flüsterte dies einem Wachmann zu und die Information verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch den Flur, bis eine Dienerin aus unseren Ankleidezimmern angerannt kam und schweratmend erzählte, dass dies so gewollt sei. Peinlich für mich, ich nickte und entließ sie damit. Es ist gut möglich, dass ich etwas eifersüchtig auf die beiden war und Soliel's oranges Sommerkleid sah viel bequemer aus als meins. Die Flügel der kleinen 6-jährigen bilden sich erst an ihrem siebten Geburtstag aus, worauf sie sich schon tierisch freute, wie ich auch in diesem Alter.

Anlässlich dieses besonderen Datums wurde für mich ein großes Fest gefeiert zu Mitternacht, da um punkt 24 Uhr die Minute war an der ich das Licht der Welt erblickte. Meine Eltern hielten mich damals sanft an meinen zierlichen Armen, da das Erscheinen durchaus schmerzhaft war. Einige Erwachsene brüsten sich noch heute damit weder geschrien noch geweint zu haben, was ich in großen Mengen tat. Den Leuten schien dies allerdings egal zu sein, weil sie ausgiebig meine noch kleinen Flügelchen begaffen mussten.

Mittlerweile war ich fast 19 und es wurde langsam Zeit, dass ich meinen Prinzen fand. Mein Vater räusperte sich neben mir und legte mir einen Arm um die Schulter um unsere "Verbundenheit" zum Ausdruck zu bringen. Von draußen hörte ich die Bürgerschaft jubeln. Sie haben keine Ahnung, wie hinterhältig ihre Königin Irisia sein kann, oder wie unbarmherzig ihr König Saromir seine Gefangenen persönlich foltert.

Zwei Dienstleute öffneten uns die Panzertür und wir traten ins Freie, bejubelt von Neidern, die unseren Reichtum stehlen würden, wenn sie könnten.

Es ödet mich an, dieses Leben ödet mich an. Ich sitze aus dem Berg aus Gold und die Fühlenden klettern nicht.

~
Burden Down- Micar

Die letzten zwei Sätze waren mal richtig poetisch. Ich fühl mich etwas dumm sowas zu schreiben, ganz ohne Reads....Egal ich mache das eh nur zum Spaß. Bei Rosalie kommt vermutlich am Freitag das nächste Update.

•786 Wörter•

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