Das Bild zeigt Max
POV Max
Genervt und müde stand ich mit meinen Jungs vor dem unschönen Gebäude. Firmenbesichtigung. Wem war denn eingefallen, dass das spannend sein könnte? Die meisten meiner Klasse sahen aus wie ich, mit Augenringen und Kaffee oder Tee in der Hand, den man noch schnell beim Bäcker um die Ecke geholt hatte. Von einigen hörte man jedoch auch bereits das übliche, nervtötende Geplapper was für einen Haufen 16-17 Jährige üblich war. Das Geplapper welches einem vermittelte nie alleine zu sein. Auf der einen Seite sicher gut, auf der anderen Seite einfach nicht nötig um diese Uhrzeit.
Mein Kopf schnellte zur Seite, als unsere Lehrerin, Frau Krahl laut in die Hände klatschte. Ihre feuerroten Haare waren ordentlich nach oben gesteckt und ihr Gesicht war halb von einem großen braunen Schal verdeckt, mit dem sie sich vor der Frühlingskälte zu schützen versuchte. Sie war in Ordnung, noch relativ jung und wusste wie sie mit uns umzugehen hatte, damit wir sie akzeptierten und gleichzeitig noch halbwegs leiden konnten.
„So ihr Lieben. Ich hoffe ihr habt die vorbereiteten Fragen mit, da der Geschäftsführer selbst die Führung durchführen wird. Ihr repräsentiert unsere Schule, also zeigt wenigstens einmal was ihr könnt. Danach könnt ihr dafür direkt nach Hause, darüber sprechen werden wir erst morgen. Wir sind vollständig richtig?"
Nachdem sie noch einmal durchgezählt hatte, winkte sie uns ihr zu folgen und langsam schlurften wir ihr hinterher zum Eingang des Metallbaus. Das Gebäude hatte zwar viele Fenster, aber schön war es trotzdem nicht.
„Ey Alter, hast du die Karre gesehen? Joooo, wie nice ist die denn." Phillip wies mit bewunderndem Blick auf irgend ein super teures Auto auf dem Firmenparkplatz, aus dem grade ein junger Mann im Anzug ausstieg. Ich konnte bei Autos nicht mitreden, also lies ich meinen Blick nur für einen Moment über den dunkelhaarigen, wahrscheinlich Angestellten, schweifen und widmete mich dann lieber der Diskussion mit Justin und Carl, ob Wonderwoman eine bessere Superheldin war als Catwoman. Für mich keine Frage, ja war sie, aber es machte Spaß, den beiden dabei zuzuhören, wie sie jede einzelne Charaktereigenschaft und Fähigkeit auseinandernahmen.
Während die beiden Jungs eifrig verglichen, betrat der Mann, den ich von der Nähe her auf vielleicht nur knapp über 20 schätzte, den Eingangsbereich und steuerte zielstrebig auf Frau Krahl zu, reichte ihr mit einer Selbstverständlichkeit die Hand, als wäre er hier der Boss und stellte sich anschließend als Mr. Jones vor. Warte.. Mr. Jones? Wie der Geschäftsführer Mr. Jones? Oh Mist, der Typ war wirklich der Boss. Oder vielleicht eher der Sohn, er war ja nicht viel älter als wir.
Die Mädchen neben mir steckten kichernd ihre Köpfe zusammen, während der Mann sich mit unserer Lehrerin unterhielt. Und sie hatten allen Grund, denn der Typ war echt heiß. Er hatte ordentlich gekämmte braune Haare, ein markantes Kinn und ebenso markante Wangenknochen. Die dunkelbraunen Augen erinnerten an, wie hatte Hanna es immer so schön ausgedrückt, wenn sie über Jungs schwärmte? Rehaugen? Nur viel intelligenter und auch irgendwie bedrohlicher. Nicht das ich je einem Reh richtig in die Augen geschaut hätte.
Trotzdem musste man einfach zugeben der Typ hatte ein extrem einprägsames Gesicht und mit seinen schätzungsweise 1,80m und dem muskulösen Körperbau, soweit man das unter dem Anzug feststellen konnte, war er absolut ansehnlich. Ich stand zwar nicht auf Jungs, aber selbst ich konnte das nicht verleugnen.
In diesem Moment schienen die Erwachsenen ihr Gespräch beendet zu haben und beide drehten sich in unsere Richtung.
„Soo, darf ich euch Mr. Jones vorstellen? Er ist der Geschäftsführer von Jones Industries und mit seinen 23 Jahren mit der erfolgreichste überhaupt. Er hat sich heute wie ihr wisst die Zeit genommen um uns herumzuführen und einige Sachen zu klären. Ich erwarte, dass jeder mindestens eine Frage stellt und sich die Antworten notiert für die morgige Diskussion. Nun, ich gebe das Wort an Mr. Jones ab."
Verdattert schaute ich Justin und Karl an, die mit mindestens genauso großen Augen zurückschauten. Mit 23 Geschäftsführer? Der Junge musste ein Wunderkind sein. Ein Wunderkind mit ziemlich viel Kohle.
Doch Zeit um darüber zu diskutieren blieb uns nicht, denn der dunkelhaarige, nun noch einschüchterndere Mann hob die, zugegebenermaßen angenehm tiefe, Stimme.
„Wie bereits vorgestellt, mein Name ist Jones, ich bin 23 und hier der Chef. Fragen könnt ihr zwischen den einzelnen Abteilungen stellen, ich schätze es nicht wenn man mich unterbricht. Ansonsten werden die Handys bitte ausgemacht. Es herrscht absolutes Fotografier-verbot." Sofort fingen alle an grummelnd in ihren Taschen zu graben und nach ihren Handys zu angeln. Geduldig wartete der Herr Geschäftsführer mit undurchdringlicher Mine, bis auch der letzte Schüler sein Mobiltelefon wieder in denselben Taschen versenkt hatte bevor er mit seiner Einweisung fortfuhr. Das Unternehmen beschäftigte sich demnach mit Start-up Unternehmen und unterstützte die Erfolgs versprechenden, während die anderen sozusagen aussortiert wurden. So oder so ähnlich zumindest, genau hatte ich das nicht verstanden.
Um ehrlich zu sein schaltete ich ab diesem Punkt bereits ab. Das hier interessierte mich nicht und ich hörte nur ab und an bei den Fragen hin, die meine Mitschüler stellten, damit ich nicht peinlicher Weise eine Frage stellte, die schon dran gewesen war. Bei der ungefähr vierten Abteilung merkte ich einen stechenden Blick auf mir und als ich von den Fäden an meinem Rucksack aufsah, die ich grade voll konzentriert zusammengeknotet hatte, sah ich direkt in die dunklen, erwartungsvollen, Augen von Mr. Jones. Dadurch, dass er mich so genau anschaute, ging ich davon aus, dass nun ich mit meiner Frage an der Reihe war und ich spürte meine Wangen heiß werden. Wie lange hatte ich gebraucht um zu merken, dass man mit mir geredet hatte?
Schnell spuckte ich mein „Was muss man tun um hier zu arbeiten?" aus, um meinen Blick abwenden zu können, denn der prüfende Blick behagte mir gar nicht. Doch auch die Antwort ließ mich mich nicht weniger unwohl fühlen.
„Zunächst einmal Aufmerksamkeit zumindest vortäuschen. Es gibt viele verschiedene Antworten auf diese Frage, je nachdem in welchen Bereich man will. Wichtig sind aber überall das unter Beweis stellen von Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, einem gewissen Maß an Teamfähigkeit und Lernbereitschaft. Kommen Sie doch bitte nach der Führung für einen Moment zu mir."
Mein Kopf, der bei der Andeutung im ersten Teil noch heißer geworden war, ruckte bei dem letzten Teil nach oben und ich war mir sicher, dass so schnell wie die Farbe auf meinen Wangen gekommen war diese nun auch wieder verschwand. Auch nach den fragenden und mitleidigen Blicken der anderen nach zu urteilen sah ich eher weniger gesund aus.
Was zur Hölle konnte er von mir wollen?

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Not a Business Thing
General FictionAls Max bei einem Schulausflug den jungen CEO Luke fasziniert und dieser sich abwesend dazu überreden lässt, diesen als Praktikanten für zwei Wochen zu beschäftigen, beginnt das ganze nicht besonders angenehm für beide. Doch wie wird es Enden?