Kapitel 1

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"Da wären wir!", ruft Madison und zeigt begeistert auf den blauen Wohnwagen vor uns.

Denn damit würden wir nun geradewegs in mein neues Leben fahren.

Etwas überfordert lächle sie an und warte auf den Rest der Familie, da Madison unbedingt zuerst da sein wollte.

"Ich möchte nicht damit fahren.", sagt Sophie, die inzwischen auch neben mir steht, stur.
Überrascht sehe ich sie an. "Warum nicht?"
"Du musst wissen, sie hat Angst vorm Auto fahren, aber fliegen können wir uns eben nicht leisten.", antwortet Madison für Sohpie, welche daraufhin verstohlen nickt.

Ein Glück, dass sie sich das nicht leisten können. Nicht, dass ich ihnen Armut oder so wünsche, aber ich habe Angst vorm fliegen. Man weiß ja nie, wann es mal abstürzt.
Obwohl manche vielleicht glücklich wären, wenn ich in einem abstürzenden Flugzeug sitzen würde...

"Ach, Sophie. Du brauchst doch keine Angst vorm Auto fahren zu haben. Es wird sicher nichts passieren.", versuche ich Sophie Mut zu zu sprechen.
Diese schaut mich aufmerksam an, nickt schließlich aber doch.

"Ok, wir packen eure Koffer in den Kofferraum und ihr könnt schon mal rein.", informiert Amy mich, die gerade mit Mark zu uns kommt und uns dann unsere Koffer abnimmt.

Ich folge Madison, die inzwischen mit Sophie auf dem Arm in den Wohnwagen gehüpft ist.

Von innen ist er wirklich ziemlich groß.
Er hat zwei übereinander liegende Betten. Vier Plätze mit Tisch dazwischen und vorne zwei Plätze.

"Die Betten werden wir nicht brauchen, solange fahren wir nicht. Aber da wir ziemlich viel reisen, ist das unser einziges Auto.", informiert Madison mich und ich nicke verstehend.

Dann setze ich mich erschöpft auf einen Platz am Tisch.
Madison setzt sich mit Sophie neben mich.

"Und wie... war es so im Heim?", fragt sie mich vorsichtig, wie um zu schauen, ob sie einen wunden Punkt trifft.
"Naja, ganz okay.", antworte ich knapp.
"Ganz okay" trifft es zwar nicht ganz, es War schrecklich, aber das muss ja nicht gleich jeder wissen.

Madison sieht mich stirnrunzelnd an und scheint mir nicht zu glauben.
Ich hätte mir auch nicht geglaubt.

"Wie lange warst du dort?", fragt sie mich schließlich weiter.
"Mit 9 Jahren wurde ich hin gebracht, also 5 Jahre."
Sie nickt.

Dann macht sie kurz den Mund auf und schließt ihn gleich darauf wieder.
Ich weiß, was sie fragen wollte.
"Warum bist du dort gewesen?", die Frage die alle wissen wollen.
Doch Madison verkniff sie sich anscheinend.

"Ok, setzt euch richtig hin und schnallt euch an, es geht los!", wird die inzwischen entstandende Stille von Mark gebrochen.

Schnell setzt Madison Sophie auf den Platz gegenüber von mir und sich selbst daneben.
Ich bleibe einfach auf meinem Platz sitzen und schnalle mich an.

"Wollen wir ein Spiel spielen?", fragt Sophie.
Dabei sieht sie so süß aus, dass ich einfach nur ja sagen kann.
Auch Madison willigt mit einem Nicken ein.

"Welches denn?", will ich von Sophie wissen.
"Äh, Ich sehe was, was du nicht siehst? Oder lieber Wwop?"
"Wwop.", antworten ich und Madison wie aus einem Munde, worauf ich kurz grinsen muss.

"Ok, ich fange dann aber an.", bestimmt Sophie. "Wwop an Kassy."
"Äh, Wahrheit.", antworte ich.
"Wie findest du es so bei uns zu sein?"
"Also bis jetzt toll."
Ich weiß, das war jetzt nicht die längste Antwort der Welt aber ich bin keine Person der gefühlvollen Worte.

Madison mustert mich aufmerksam und in ihr scheint alles zu ratern.
Worüber denkt sie denn nach?

"Wwop an Madison.", mache ich einfach weiter und hole Madison somit aus ihren Gedanken.
"Nenn mich doch Maddy und ich nehme auch erstmal Wahrheit."
"Ok, Maddy warum habt ihr mich adoptiert? Besser gesagt, warum wolltet ihr mich überhaupt adoptieren?", frage ich sie.

"Warum denn nicht?", antwortet Maddy ohne vorher lange zu überlegen. "Ich konnte mir denken, dass Heime nicht gerade toll sind, also hab ich die anderen überredet, dass wir jemanden adoptieren."

Ich muss sofort anfangen zu lächeln.
Das ist wirklich die netteste Familie, der ich jemals begegnet bin.
Diese Familie ist wirklich um einiges netter als meine richtige Familie.
Aber ich bin ja auch nicht perfekt, ganz und gar nicht perfekt...

A complicated LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt