Flammen loderten auf und verschlangen alles auf ihrem Weg.
Langsam und vorsichtig bewegte sich die kleine zierliche Frau durch das Chaos aus zerstörten Gebäuden, erstickten Hoffnungen und brennenden Erinnerungen.
Die Schlacht hatte von allen zu viel gefordert und ihre Spuren zogen sich wie ein leuchtend orange rotes Band über die Landschaft.
Múriel Shuraiya, ein Drache in Menschengestalt, der die lodernden Flammen und die große Hitze nicht viel anhaben konnten, war eine stolze und charismatische Gestalt.
Doch selbst ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, da die tödlichen Gewalten kein atmendes Wesen verschont hatten.
Gerade wollte sie sich wieder umdrehen, da trug der Wind ein Schluchzten an ihr Ohr.
Konnte jemand diese Hölle wirklich überlebt haben?
Angetrieben von Hoffnung und Verzweiflung, eilte sie in die Richtung aus der der Wind kam.
Doch die kleine Frau hatte große Schwierigkeiten voran zu kommen.
Immer wieder zischten Flammen vor ihr auf und der dichte Qualm fraß sich in ihre Lunge, was ihr das Atmen erschwerte und die Sicht raubte.
Plötzlich schoss eine gewaltige Feuersäule vor ihr in die Höhe und zwang sie schützend ihre Augen zu bedecken.
Sie wich einige Schritte zurück, doch gerade als sie sich abermals umdrehen wollte, teilte sich die Wand aus Feuer, wie durch Geisterhand vor ihr und gab den Weg frei.
Argwöhnisch betrachtete sie das Schauspiel, da wehte ihr der Wind ins Gesicht und trug ganz deutlich die klagenden Laute eines Kindes mit sich.
Sofort rannte sie los.
Múriel kümmerte sich nicht um die Flammen rings umher, die nun einen Gang für sie bildeten und sie immer tiefer in ihr brennendes Herz führten.
Immer wieder fragte sie sich, wie ein Kind ein solches Inferno überlebt haben konnte?
Kopfschüttelnd sah sie auf und erkannte, dass sie am Ende der Feuerallee angekommen war. Sie blieb stehen und schaute auf das schier unmögliche.
Dort saß ein kleines weinendes Mädchen.
Sie war umgeben von einem niedrigen halb runden Erdwall, ein schmaler Bach floss zu ihren Füßen und die Flammen schienen diese kleine Festung schützend zu umgeben, wie ein Schleier, der sie vor der Außenwelt bewahrte.
Bedächtig ging die Frau, die in ihrem Leben schon viel gesehen hatte, auf die kleine Gestalt zu.
Direkt vor ihr blieb Múriel stehen, beugte sich zu ihr hinunter und betrachtete sie.
Das Mädchen mochte vielleicht zwei Jahre alt sein. Sie hatte die Knie angezogen, die Arme darum geschlungen und das Gesicht darin vergraben, während sie leise vor sich hin schluchzte.
Behutsam hob die Frau eine Hand und streichelte ihr über die langen braunen Haare.
Die Kleine hob den Kopf und nun starrten sie aus dem Rus verschmierten Gesicht, zwei große verweinte Augen an.
Diese smaragdgrünen Augen schauten den alten Drachen direkt, ehrlich und ohne Umschweife an und schienen ihre eigenen zu durchdringen und in ihre Seele zu blicken.
Wie hypnotisiert starrte Múriel das Mädchen an, nichts schien in diesem Moment von Bedeutung, nicht die Zerstörung oder der Geruch nach Tod, all das war in weiter Ferne und von den Flammen verdeckt. Nur sie und dieses Mädchen schienen zu existieren, bis diese blinzelte und ihr ein strahlendes Lächeln schenkte.
Ein so herzliches und warmes Lächeln, dass die Frau gar nicht anders konnte als es zu erwidern.
„Möchtest du mit mir kommen?" fragte sie die Kleine und streckte eine Hand nach ihr aus.
Diese nickte lachend und legte ihre dünnen Ärmchen um den Hals der Älteren.
Kurz überrascht, erwiderte sie die Umarmung und richtete sich mit dem Mädchen im Arm auf. Sie drehte sich um und ging den Flammengang zurück, den sie gekommen war.
Die Kleine schlief in ihren Armen ein und so gingen der Drache und das Mädchen durch Flammen, Chaos und Zerstörung, hinein in eine ungewisse Zukunft und schauten nicht zurück.
„Drachen sind wunderschöne, anmutige Wesen.
Sie stehen für Kraft und Stolz.
Es gibt Gut wie auch Böse, so wie es überall, in allen Welten ist.
Doch manchmal, gibt es auch welche die dazwischen stehen..."
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Drachenherz Saga
FantasyEin Drache in Menschengestalt, eine verrückte Magiergilde und ein Geheimnis, das ihr aller Schicksal besiegeln könnte. Die Grenze verschwimmt. Wer ist Freund, wer Feind? Wer Drache, wer Monster? Zwischen den Welten versteckt sich ein Schatten, verbo...