Eine Woche musste Rie sich, laut Tsuki's Anweisungen, unter Lúcca's wachsamen Blick und den unzähligen Krankheitsbesuchen der Dorfbewohner, noch ausruhen, bis sie sich wieder auf den Weg in die Gilde machen konnte.
Sie hatte zwar Lunata Bescheid gegeben, dass sie alle in Ordnung waren, doch dauerte ihr das Ganze trotzdem viel zu lange.
Ihre Verletzungen waren so gut wie verheilt, nur die Bandage um die Rippen, weigerte sich Tsuki hartnäckig zu entfernen.
Rie musste ihr hoch und heilig versprechen, dass sie alle zwei Tage zur Kontrolle vorbei kommen würde.
So zog sie sich ihre üblichen Klamotten an und musste seufzend feststellen, dass sie die Bandagen nicht darunter verstecken konnte.
'Das gibt mit Sicherheit einen riesigen Aufstand, wenn sie die Dinger sehen. Und meine schöne Kette ist auch weg!' dachte sie frustriert, verließ mit leicht hängendem Kopf das Haus und macht sich auf den Weg zum Dorfplatz.
Dabei betrachtete sie die schönen Häuser, die mittlerweile wieder komplett aufgebaut waren und grüßte die Menschen, die sie unterwegs traf.
Als sie am Dorfplatz ankam, warteten dort schon alle auf sie. Rai und Rei, die wieder mit ihr zurückgehen wollten, hopsten und sprangen schon vor Freude durch die Gegend.
Múriel und Tsuki kamen auf sie zu. „Mach's gut, meine Kleine. Und passt auf euch auf!" sagte Múriel und umarmte sie.
Rie lächelte, meist wirkte ihre Großmutter zwar etwas unterkühlt, doch wenn es um sie vier ging wurde sie immer ganz weich.
„Machen wir, keine Sorge. Ich komm ja übermorgen wieder." gab sie zurück und löste die Umarmung, als Tsuki schon zu einer ansetze. „Mach's gut! Ich werde dich vermissen!" sagte sie weinerlich.
Rie lachte auf. „Jetzt mach mal halb lang. Du hast mich doch dazu verdonnert, alle zwei Tage vorbei zu kommen." sagte sie gespielt verärgert.
Tsuki löste sich von ihr und sah sie an. „Ach, stimmt ja!" sagte sie fröhlich.
Lächelnd und kopfschüttelnd ging Rie zu den Jungs.
„Bis bald, Prinzesschen." sagte Koga und grinste sie frech an. Dafür boxte sie ihm in die Rippen und grinste ebenfalls, was er mit einem gespielten 'Au' und einem noch breiteren Grinsen quittierte.
Dann stand sie vor Lúcca.
Er hatte sie die ganze Zeit kein einziges Mal angesehen, nun drehte er sich zu ihr und hielt ihr etwas entgegen. „Hier hast du dein Spielzeug wieder." sagte er grinsend und gab ihr ihren Säbel.
Freudig nahm sie ihn entgegen und band ihn sich wieder am Gürtel fest. „Es tut gut ihn wieder zu haben. Danke, Lúcca. Wo hast du ihn gefunden?" fragte sie.
„Als wir dich ausgebuddelt haben, lag er neben dir, da haben wir ihn mitgenommen." meinte er schulterzuckend.
Dankbar lächelte sie ihn an. „Gut, dann machen wir uns mal auf den Weg." meinte sie und machte sich daran, das Dimensionstor zu öffnen.
Augenblicklich erschien die schimmernde Öffnung, doch als sie sich noch einmal umdrehte um 'Auf Wiedersehen' zu sagen, kam Lúcca auf sie zu. „Ich hätte da noch was, was dir gehört." Er nahm ihre Hand und legte etwas hinein.
Sie sah hin und bekam große Augen. „Meine Kette! Ich dachte, ich hätte sie verloren!" rief sie glücklich und schaute liebevoll, die glitzernden Anhänger an.
Lúcca lächelte. „Hattest du auch. Darf ich?" fragte er.
Sie nickte. Er nahm die Kette und legt sie ihr um, doch bevor er zu weit von ihr entfernt war, schlang sie die Arme um ihn und zog ihn so in eine feste Umarmung.
Erst war er verdutzt, so was kannte er von ihr nicht, aber dann erwiderte er sie.
„Danke! Vielen, vielen Dank! Sie bedeutet mir eine Menge!" sagte sie leise.
Er lachte und drückte sie noch etwas fester. „Nichts zu danken. Nun solltet ihr aber los." sagte er dann und gab ihr noch einen Kuss auf die Haare, bevor sie sich lösten.
Breit grinste Rie alle noch mal an. „Bis Bald!" rief sie den anderen zu.
„Bis bald, ihr drei!" kam es zurück.
Sie wandte sich an Rai und Rei. „Bereit?"
„Ja" riefen sie im Chor und so traten sie, noch einmal zurück winkend durch das Tor.
Einen Augenblick später, standen die drei vor dem Gildentor und man konnte schon von Außen den Lärm hören.
'Oh man, sie werden mir den Kopf abreißen.' dachte sie und ließ seufzend die Schultern hängen.
„Rie nee-sama?" Holte sie Rai aus ihren Überlegungen, wie sie dem Ganzen doch irgendwie entgehen konnte, doch es war nichts zu machen.
„Ja, lasst uns rein gehen." sagte sie und öffnete das Tor.
Als sie eintraten, umfing sie das altbekannte Chaos, doch als die Zwillinge „Wir sind wieder daaaa!" in die Runde riefen, wurde es schlagartig totenstill.
'ohoh' schoss es Rie durch denKopf.
Alle starrten die drei an, bis sich eine Gestalt auf sie zu bewegte. „Rie?!" Es war Aijana.
„Ja, da sind wir wieder." sagte Rie lächelnd und hatte auf einmal den unbändigen Drang weg zulaufen.
Plötzlich stürmten alle auf sie zu und die drei Drachen waren schnell von allen Seiten umzingelt.
Aijana warf sich Rie heulend um den Hals. „Rieeeeeee!" Und traf dabei genau ihre bandagierten Rippen.
Diese sog scharf die Luft ein, sofort gab die jungen Masterin sie frei und sah sie entsetzt an.
„Du bist ja verletzt! Was ist passiert? Wie konntet ihr einfach so alleine aufbrechen?!" bombardierten sie und die anderen sie mit Fragen.
Rie hob abwehrend die Hände. „Jetzt beruhigt euch doch mal. Ich werde euch alles erklären."
„Mach so was nie wieder! Du weißt, dass du mir was versprochen hast!" schimpfte Aijana, mit in die Hüfte gestemmten Armen.
Rie lächelte sanft. „Ja, ich weiß. Und daran halte ich mich auch." sagte sie beruhigend.
'Solange es noch geht.' dachte sie imGeheimen.
Lunata trat an ihre Seite und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Geht's dir wieder gut?" fragte sie und Rie konnte noch die leichte Sorge in ihren Augen sehen.
Sie lächelte ihre Freundin warm an. „Ja, es geht mir gut. Es tut mir leid, dass wir euch solche Sorgen bereitet haben." sagte sie, blickte einmal in die Runde und sah wieder zu Lunata.
Diese lächelte zurück. „Dann erzähl doch mal was passiert ist." sagte sie und führte die drei zu einem der vielen Tische.
Die restliche Gilde folgte ihnen und wartete gespannt bis Rie es sich bequem gemacht hatte. Sie ließ den Blick noch einmal über ihre erwartungsvollen Zuhörer wandern, lächelte und begann zu erzählen.
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Drachenherz Saga
FantasiEin Drache in Menschengestalt, eine verrückte Magiergilde und ein Geheimnis, das ihr aller Schicksal besiegeln könnte. Die Grenze verschwimmt. Wer ist Freund, wer Feind? Wer Drache, wer Monster? Zwischen den Welten versteckt sich ein Schatten, verbo...