Kapitel 5.

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Die Nacht war Finster und die Schatten schienen nach allem Lebendem zu greifen. Kein Mond war am Himmel, der sie hätte zurück drängen können.

Kristallartige Lampen waren rund um die große Schutzmauer entfacht worden und in ihrem Schein bewegten sich die Wachen mit wachsamen Blick, wie in einer einstudierten Choreographie.

Das feurig wärmende Licht verlor am Rand des dichten Waldes jedoch den uralten Kampf, dieser beiden ewigen Konkurrenten und konnte somit nicht enthüllen, was sich dort verbarg.

Viele Augenpaare beobachteten argwöhnisch den Tanz, der um ihr Ziel positionierten Wachen.

Ihre Absichten waren genauso finster wie die Schatten, die sie umgaben und vor neugierigen Blicken schützten.

Ein einzelner Mann stand, mit verschränkten Armen ganz vorn am Rand der Dunkelheit.

Das große, dunkle Haupttor lag direkt vor ihm. Ein beeindruckendes Bollwerk aus, mit Schutzzaubern versehener massiver Eiche, was ihn spöttisch zu verhöhnen schien.

Dieses ganze Dorf kam ihm vor wie eine uneinnehmbare Festung und eigentlich hätten er niemals an ein Gelingen seines Vorhabens geglaubt, wenn er nicht etwas ganz bestimmtes im Gepäck gehabt hätte.

Er sah neben sich auf die kleine Truhe und lächelte, wie lange hatte er sich schon nach so einer Gelegenheit gesehnt und nun war es endlich soweit.

Allein die Tatsache, dass er diese gut versteckte Dimension gefunden hatte grenzte schon an ein Wunder, doch das was ihn gleich erwarten würde, setzte allem die Krone auf.

Voll erwartungsvoller Vorfreude, nickte er einem Soldaten neben sich zu.

Dieser kniete sich vor die Truhe und öffnete sie.

In ihrem Inneren befanden sich drei etwa faustgroße Kugeln.

Jede von ihnen leuchtete in einer anderen Farbe und um ihren Kern schienen unaufhörlich Blitze zu zucken, als verlangten sie endlich befreit zu werden.

Zwei weitere Soldaten traten heran und die drei Männer nahmen vorsichtig je einer, eine dieser bizarren Gebilde in die Hand.

In einer Reihe stellten sie sich neben dem Mann auf und hielten schützend ihre Hände über die Kugel, um nicht durch ihr Leuchten verraten zu werden.

Ihr Kommandant drehte sich noch einmal um und blickte auf seine restlichen Soldaten, die im schwarzen Unterholz hinter ihm lauernd und auf seine Befehl warteten.

Er wusste, dass es zu wenige waren um dem Klan wirklich gefährlich zu werden, doch würden sie es zumindest schaffen solange für Verwirrung zu sorgen, bis das eigentliche Ziel erreicht war.

Zufrieden nickte er und wandte seinen Blick wieder dem Tor zu.

Ein weiteres Nickten, sagte den drei Soldaten, dass sie sich bereit machen sollten.

Gehorsam stellten sie sich etwas seitlich und brachten sich somit in eine gute Wurfpostion.

Angespannt warteten sie auf weiter Instruktionen.

Der Kommandant beobachtete die Wachen und als sich nur noch eine von ihnen in der unmittelbaren Nähe des Tor's befand, war es soweit.

„Jetzt!" sagte er leise und die Soldaten reagierten sofort.

Der Erste warf seine Kugel auf das Holz des Tores und die beiden Anderen folgten seinem Beispiel im Sekundentakt.

Die erste bläulich leuchtende Kugel traf weit vor dem Tor auf eine unsichtbare Barriere und zerbarst.

Blaue Blitze zuckten über den Schutzschild und machten ihn dadurch sichtbar.

Die zweite gelbliche Kugel traf den Schild und so wie sie zerbrach, zerbrach auch der Schild, wie eine Glasscheibe, die von einem Stein getroffen wurde.

Nun war der Weg frei und die dritte Kugel konnte das unheilvolle Werk vollenden.

Die letzte, in einem dunklen Rot leuchtende Kugel traf das Holz und eine gewaltige Explosion erschütterte die Mauer.

Die Angreifer warteten nicht ab, bis sich der Rauch verzogen hatte, sondern stürmten sofort los und befanden sich kurze Zeit später schon innerhalb der Mauer.

Binnen Sekunden nach der Detonation, herrschte im gesamten Dorf bereits Alarmbereitschaft.

Der Kommandeur der Wache eilte bereits mit einigen seiner Männer heran, als die Angreifer den Dorfplatz erreichten.

Der junge Mann mit den kurzen braunen Haaren und fast schwarzen Augen, begriff sofort was los war und bellte seinen Leuten Befehle zu.

Diese regierten auf Anhieb und schon bald herrschte wildes Schlachtgetümmel auf dem Platz.

Der junge Kommandeur drosch gerade mit Felsen harten Fäusten auf einen der gegnerischen Soldaten ein, als sich ein weiterer unbemerkt an ihn heran schlich.

Kurz bevor er ihn erreicht hatte, wurde er von einer kräftigen Windböe erfasste und gegen eine Wand geworfen.

Der junge Mann drehte sich verwundert um und erblickte einen weiteren jungen Mann mit kurzen, wild abstechenden schwarzen Haaren und silbernen Augen auf sich zu eilen.

Als er ihn erreicht hatte nickten sie sich grinsend zu und kämpften nun Rücken an Rücken weiter.

Sie waren ein eingespieltes Team und schon bald hatten sie eine tiefen Schneise in die Reihen der Angreifer geschlagen.

Da stellte sich ihnen plötzlich der gegnerische Kommandant in den Weg.

Er hielt ein Langschwert in seiner Hand und lächelte sie herausfordern an. Auch die beiden zogen ihre Schwerter und gingen gemeinsam auf ihn los.

Schnell wurde klar, dass der Gegner kein Chance gegen sie hatte.

Er wich einige Schritte zurück, um etwas Abstand zwischen sich und die jungen Männer zu bringen und sah sie keuchend an.

Gerade als die beiden sich erneut auf ihn stürzten wollten, schnippte dieser mit den Fingern.

Plötzlich lag ein gefesseltes und blutüberströmtes Mädchen mit langen braunen Haaren vor ihnen und sie schnappte erschrocken nach Luft, denn sie war ihnen nur zu gut bekannt.

Diesen kurzen Moment der Starre nutze ihr Gegner aus.

Ohne das sie es bemerkten, flogen zwei massive Felsblöcke auf sie zu und krachten in sie hinein, wodurch sie hart zu Boden gingen und bewusstlos liegen blieben.

Zufrieden grinste der Kommandant auf sie herab.

Da eilte einer seiner Soldaten an seine Seite. „Herr, wir konnten die gewünschte Person nicht finden. Offensichtlich hält sie sich momentan nicht hier im Dorf auf." berichtete er.

Der Angesprochene nickte. „Ich verstehe. Gut, dann ziehen wir uns fürs Erste zurück. Zumindest einen der beiden haben wir und der andere wird sicher ganz von selbst zu uns kommen." sagte er mit einem diabolischen Grinsen.

„Nehmt den hier mit und gebt dann den Befehl zum Rückzug." befahl er und zeigte auf den am Boden liegenden jungen Mann mit den schwarzen Haaren, dann drehte er sich um und ging zum Tor hinaus.

Der Soldat salutierte, winkte einen weiteren Soldaten heran, griff dann nach dem Horn an seinem Gürtel und blies kräftig hinein.

Augenblicklich stellten seine Kameraden die Kampfhandlungen ein und rannten in Richtung Tor.

Er selbst schnappte sich zusammen mit dem herbei gewunkenen Soldaten denjungen Mann und eilte ebenso zum Tor hinaus.

Zurück blieben nur Zerstörung, Verzweiflung und ein am Boden liegender junger Mann.

Drachenherz SagaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt