Kapitel 2

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Hey Leute! :)

Ich hoffe, die Story gefällt euch soweit^^. Ich wollte nur sagen, dass das geniale Cover made by the amazing @SeventhHunter ist. :)) Danke, Onni! ^^

LG, Apple :)

Mein Wecker klingelt früh, viel zu früh für den Wecker einer First-Daughter. Aber das bin ich gewohnt. Schnell schlage ich auf den Wecker, damit Crai ihn nicht hört, und schwinge die Beine aus dem Bett. Dann schlüpfe ich in den schwarzen Trainingsanzug, den Marcy mir geschneidert hat, nachdem ich ihr gesagt habe, ich wolle Sport treiben. Marcy. Ein Stich durchfährt mich, als ich an sie denke. Ob sie sie wohl schon geschnappt haben?

Marcy hatte damals keine Fragen gestellt und das rechne ich ihr hoch an. Warum ich Sport mache und vor allem was für Sport ich mache, geht niemanden etwas an. Ich flechte mir mit schnellen Fingern meine Haare zum Zopf und öffne leise das Fenster. Ich vergewissere mich noch mal, dass ich meine Tür auch wirklich abgeschlossen habe, dann klettere ich aus dem Fenster. Unten angekommen, dehne ich mich ausgiebig und fange an zu joggen. Ich jogge einmal rund um die riesige Parkanlage, die unser Haus umgibt. Das bedeutet: eineinhalb Stunden Dauerlauf. Ich trainiere jetzt schon seit zwei Jahren und vor einem Jahr ist es mir zum ersten Mal gelungen, die Runde ohne Pause zu schaffen. Seit dem habe ich mich stetig verbessert.

Das hier ist prinzipiell nicht verboten, aber ich möchte nicht, dass irgendjemand davon weiß, geschweige denn dass jemand mitkommt. Worauf mein neuer Non-Plus-Ultra-Bodyguard bestimmt bestehen würde, wenn er hiervon wüsste. Ich möchte, dass weiterhin alle Leute das kleine, unsportliche, verwöhnte Mädchen in mir sehen, das ich vorgebe zu sein.

Die Sonne ist schon ein ganzes Stück höher gewandert, als ich wieder in mein Zimmer klettere und meinen verschwitzten Trainingsanzug ausziehe. Phase zwei meines Trainings wird nach der Schule (ja, auch ich muss zur Schule – oder vielmehr: die Schule muss zu mir) folgen. Ich ziehe erneut meinen Schlafanzug an, klemme mir meine Klamotten unter den Arm und marschiere zur Tür hinaus. Geradewegs an Crai vorbei. Ich frage mich, ob er wohl die ganze Nacht nicht geschlafen hat. Er wirkt ausgeruht und gefühlskalt wie immer, aber ich versuche, ihm nicht zu viel Beachtung zu schenken. Er folgt mir bis zum Bad, da bleibt er dann vor der Tür stehen. Ich komme mir vor wie eine Staatsverbrecherin, nicht wie seine Schutzbefohlene. Ich hasse ihn.

Kurz darauf komme ich blitzend sauber und angemessen gekleidet aus der Dusche und stolziere hoch erhobenen Hauptes in Richtung Speisesaal, ohne ihn noch mal anzusehen. Im Speisesaal erwartet mich das gleiche wie jeden Morgen: mein Vater sitzt an einem für nur zwei Personen lächerlich großen Tisch und schaut griesgrämig in der Gegend herum. Ich nehme ihm gegenüber Platz und so sitzen wir dann da, ungefähr drei Meter Tisch zwischen uns, sodass wir schreien müssten, um uns zu unterhalten. Aber wir unterhalten uns sowieso nicht. Die Speisen werden von stummen Dienstmädchen mit weißen Hauben aufgetragen und ich muss an Marcy denken. Wo sie jetzt wohl ist? Ob sie sie wirklich geschnappt haben? Sie könnte es ja so aussehen lassen, als habe sie nur in der Küche ausgeholfen und hätte nicht gewusst, dass die Torte unter dem Tuch… naja.

Wie jeden Morgen gibt es eine Vielzahl an den verschiedensten Leckereien, aber wie jeden Morgen esse ich nur ein Brötchen mit Honig. Es ist so viel Essen, dass wir in drei Tagen immer noch nicht damit fertig wären, und ich frage mich zum ungefähr zehntausendsten Mal, was sie wohl mit den Resten machen. Aber niemand antwortet mir auf meine Fragen; zu große Angst haben sie alle, von meinem Vater bestraft zu werden. Feiglinge.

Nach dem Frühstück gehe ich Zähneputzen und dann zu meiner „Schule“, auf Schritt und Tritt begleitet von Crai. Meine Schule ist bloß ein ganz normaler Raum, drei Flure von meinem Zimmer entfernt, mit Kamin, in das die verschiedenen Lehrer kommen. Von ihnen lerne ich Lesen, Schreiben, Rechnen und auch völlig nutzloses Zeug, das sie „Geschichte“ nennen. Dabei geht es hauptsächlich um meinen Vater und was für großartige Taten er vollbracht hat. Das ist völliger Schwachsinn. Ich kenne meinen Vater jetzt lang genug, um zu wissen, dass er nicht der Held ihrer Geschichten sein kann. Er ist egoistisch, eigennützig, brutal und ungerecht. Aber das verstehen sie nicht und ich sage es ihnen auch nicht, weil von mir erwartet wird, still zuzuhören.

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