In medias res

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Wow, wer hätte gedacht, dass sie es bis hierher schaffen würden? James, Sirius, Peter und Remus; die Rumtreiber waren in ihrem sechsten Schuljahr in Hogwarts angekommen, was nun schon seit einigen Wochen lief. James war überglücklich mit seiner Freundin Lily Evans, Peter machte gute Fortschritte mit seinem Selbstvertrauen und Remus konnte sogar manchmal wieder lachen. Sirius hatte den Sommer bei den Potters verbracht, da seine eigenen Eltern... naja, die wollten ihn nicht mehr sehen... aber er konnte es sich im Moment auch nicht leisten, daran zu denken, was seine Rabeneltern von ihm hielten. Er war gerade mit seinen Hausaufgaben beschäftigt, und hatte keine Ahnung, dass er beobachtet wurde...

Remus mochte es aus irgendeinem Grund, Sirius zu betrachten. Ihm gefielen seine Haare, sein Lächeln, seine markanten Kieferknochen. Auch seine schlanke Figur war ihm aufgefallen, der Anblick von Sirius ohne Hemd war ihm ja zur Genüge bekannt. Er mochte sich täuschen, aber irgendwie sahen seine Arme und Schultern seit diesem Sommer etwas definierter aus.. männlicher irgendwie.. und auch wenn Sirius trotzdem eher schlank als Schrank war, er hatte einen in Remus' Augen perfekten Po, den er nur allzu gerne ansah, immer wenn Sirius skinny jeans trug. Was er sehr häufig tat. Das freute Remus, und immer wenn sich sein Freund in diesen Hosen bückte, konnte er seine Augen kaum von seinem Hintern abwenden. Manchmal hatte er dann einfach nur das Bedürfnis... zuzupacken, seinen Po einfach mal anzufassen. Aber er wusste, dass er diesem Wunsch nicht nachgeben durfte. Doch abgesehen von seinen körperlichen Vorzügen wie seinem Po, fielen Remus noch viele weitere Dinge an Sirius auf, die er schön fand, merkwürdige Kleinigkeiten, wie zum Beispiel, dass man, wenn er sich die Haare zurückstrich, sehen konnte, dass seine Ohrmuscheln einen perfekten harmonischen Schwung hatten. Oder seine Fingerknöchel. Außerdem hatte Sirius eine äußerst interessante Formation von Pigmentflecken auf seinem rechten Schulterblatt: einige Pigmentflecken ergaben dort eine genaue Abbildung des Sternbilds Kleiner Bär.

Doch jetzt in diesem Moment starrte Sirius angestrengt auf seine Hausaufgaben, und hatte die Augen zusammen gekniffen. Bevor er überhaupt recht wusste was er da tat, streckte Remus seine Hand aus, und strich mit der Fingerspitze über Sirius' Augenbraue, wie um die kleine Konzentrationsfalte dort zu glätten. Verwundert zuckte dieser etwas zusammen: "Alter, streichelst du gerade meine Augenbraue!?", lachte er. "Ich? Nein.. Was?", stotterte Remus. "Da war ein Fussel, der hat mich gerade irgendwie sehr gestört. Deswegen hab ich ihn entfernt. Hier, siehst du?", er öffnete die Hand und pustete schnell darüber, als wenn er etwas fortpusten wollte. "Okay Moony, wenn du deine Aufmerksamkeit schon so auf mich gelenkt hast, gehe ich davon aus, dass du bereits mit deinen Hausaufgaben fertig bist?" "Ja, fast. Wobei brauchst du Hilfe?" "Ich weiß nicht, ich komm' gerade einfach nicht weiter..."

Gemeinsam machten sie sich daran, Sirius' Hausaufgaben zu bearbeiten. Mit Remus' Unterstützung gelang es Sirius aber schnell, die verbleibenden Aufgaben zu begreifen und zu lösen. Als sie fertig waren, meinte Sirius sichtlich erleichtert: "Danke, Moons. Du kannst das gut, weißt du?" "Deine Aufgaben für dich erledigen?", fragte dieser lachend. "Nein Mann, das ist es ja gerade." Remus zog verwundert eine Augenbraue nach oben. "Du schaffst es irgendwie, dass mir selber klar wird, wie ich etwas machen muss, gibst nur einige wichtige Hinweise, und dann kapiere ich es. Ich finde, du würdest dich gut als Lehrer in Hogwarts machen. Die meisten Hogwartsprofessoren sind damit zufrieden, wenn man auswendig lernen kann, und die Zaubersprüche irgendwie hinbekommt. Du achtest viel mehr auf Zusammenhänge und Kausalitäten. Bei dir verstehe ich, warum etwas so ist, wie es ist, und wie es mit allem anderen zusammenhängt. Das ist bestimmt auch deutlich sinnvoller, als nur die Bücher seitenweise auswendig zu lernen. Und es macht auch mehr Spaß, wenn du dabei bist." Sirius blickte ihn an.

Remus wusste überhaupt nicht, was er angesichts dieses riesigen Kompliments über seine Qualitäten als Erklärbär (und des impliziten Flirtversuchs!?) sagen sollte. Stattdessen breitete sich eine unangenehme Wärme (und auch eine deutliche Röte) über sein Gesicht aus. Sirius kicherte. "Kein Grund, so rot zu werden, wie ein Schulmädchen, das gerade von seinem Schwarm auf ein Date eingeladen wird." Das machte es ganz und gar nicht besser. Remus fühlte sich verunsichert, und er versuchte krampfhaft, sich etwas einfallen zu lassen, das seine roten Wangen erklären würde. "Du weißt es vielleicht nicht, aber ich habe schon oft überlegt, ob ich das Zeug zum Lehrer hätte. Aber ich war mir nicht sicher. Dass du das sagst, bedeutet mir viel, Sirius." Er kam sich bei diesem schwachen Versuch etwas lausig vor, hoffte aber, dass sein Freund dies nicht weiter hinterfragen würde. Und zumindest war es auch nicht gelogen... "Oh, was? Echt jetzt? Nein, Moons, das wusste ich wirklich noch nicht. Aber warum solltest du das nicht schaffen? Du bist der intelligenteste Schüler des ganzen Jahrgangs, und du hast eine fast übermenschliche Geduld. Ich denke, du kannst eigentlich alles erreichen, wenn du es willst."

Nach außen hin mochte Sirius cool und vielleicht sogar bisweilen arrogant wirken, aber er war eigentlich ein sehr gefühlvoller Junge, und es war ihm sehr wichtig, dass es seinen Freunden gut ging. Remus wollte in dieser Ermutigung aber noch etwas anderes sehen außer Bestätigung... nämlich einen Hinweis darauf, dass er eine Chance bei seinem besten Freund hatte. Das war zwar weit hergeholt, doch es kümmerte ihn nicht. Er lächelte verlegen und antwortete: "Danke, Tatze. Das macht mir ein bisschen Mut." "Das sollte es, ich bin sonst nicht so freigiebig mit meinen Komplimenten" Sirius lachte laut und boxte ihm in die Schulter. Es schien, als wollte alles an diesem Tag Remus sagen, dass er die Hoffnung, mit Sirius zusammen zu kommen, nicht aufgeben durfte. Oder vielleicht wollte er es auch nur so verstehen... Er wurde langsam unruhig. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn er gehen würde, bevor er übermütig wurde, und sich zu unüberlegten Flirtaktionen hinreißen ließ. Also stand er auf, packte seine Bücher zusammen, und sagte zu Sirius: "Ich seh dich dann beim Abendessen. Freut mich, dass dir unser gemeinsames Lernen geholfen hat."

About each other (Wolfstar)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt