Lily die Meisterdetektivin Teil 1

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Die drei machten sich auf in Richtung Nordturm, wo ihr Klassenzimmer für das Fach Wahrsagen war. Keiner der Gryffindors hatte besonders großes Interesse an dem Fach an sich. Aber es passte gut in ihren Stundenplan und die Alternativen sagten ihnen noch weniger zu. Als sie in das Klassenzimmer traten, war Lily bereits ganz heiß darauf, Sirius auszufragen. Doch sie konnte nicht einfach so drauf losfragen, sonst würde Sirius sie sofort durchschauen...

Der Unterricht begann mit einem ausgedehnten Vortrag über Entspannungs- und Fokussierungstechniken beim Wahrsagen und in-die-Zukunft-sehen, eines der Lieblingsthemen von Professor Tertia Oculus. Die Schüler fühlten sich jedoch beim Zuhören weniger entspannt als zu Tode gelangweilt. Lily beugte sich zu Peter und Sirius vor, mit denen sie an einem kleinen runden Tisch saß. „Jungs, wie fühlt ihr euch? Geht's euch einigermaßen gut?", fragte sie mit gespielter Sorge. „Ja, muss ja, oder?", behauptete Sirius tapfer. „Wie wollt ihr euer Überleben feiern? Ich finde eine Party wäre angebracht!" „Hmmm, mir ist eigentlich nicht nach feiern zumute, Lily...", sagte Peter kleinlaut. „Warum denn nicht, Petey?", Lily war etwas verärgert, dass Peter ihren Vorschlag so einfach verwerfen wollte. „Wir wissen ja noch nicht, wer uns dieses Ding auf den Hals gehetzt hat, und so ganz sicher fühle ich mich noch nicht...", flüsterte er. Sirius schien die Idee mit der Party aber gar nicht so schlecht zu finden, denn er erwiderte: „Eigentlich ist das doch nur ein Grund mehr, gerade heute zu feiern, und damit nicht bis morgen zu warten, oder?". Er lachte leise. „Genau meine Rede.", sie nickte bekräftigend. „Wen wollt ihr einladen? Ein paar nette Mädels?" sie grinste die beiden frech an.

Sirius verschluckte sich an seinem Kürbissaft, den er vom Frühstück mitgenommen hatte. Seine Ohren liefen etwas rot an. „Und wo gibt's hier die netten Mädchen, Evans? Zeigst du sie mir?", er zog die Augenbrauen hoch und tat so, als wäre nichts gewesen.

Das war Lilys Stichwort. „Okay, mal sehen. Wie gefällt dir zum Beispiel Louise Glenn?", sie nickte in Richtung eines dunkelblonden Ravenclaw-Mädchens am anderen Ende des Zimmers. „Nicht. Mein. Typ." „Ach so? Warum denn nicht? Sie macht einen freundlichen Eindruck, und sie lacht oft über deine Bemerkungen."

„Trotzdem", er verschränkte die Arme. Sie wandte sich an Peter: „Was meinst du, Pete?" „Ich hab mich mal in der Bibliothek mit ihr unterhalten. Sie ist wirklich nett." „Wen würdest du sonst noch einladen? Gibt es jemanden, den du sehr nett findest?" Peter gab ein leises Quieken von sich, und wich Lilys Blick aus. „Nur raus damit. Wenn du willst, dann lade ich sie ein, und du kannst dich mit ihr auf der Party unterhalten", sie zwinkerte ihm zu, doch Peter machte keinen Mucks. „Spielverderber", sagte sie und streckte ihm die Zunge raus. Also fuhr sie fort, einige Mädchen aufzulisten, und fragte die Jungen, ob sie sie einladen wollten. Doch Sirius schien gänzlich unbeeindruckt von ihrer Auswahl. Peter zeigte sich auch nicht wirklich begeistert, doch dessen Geschmack interessierte sie ja nur sekundär. Lily war sich langsam einigermaßen sicher, dass es nichts mit dem Aussehen oder den Persönlichkeiten der Mädchen zu tun hatte, dass Sirius kein Interesse an ihnen zeigte... Dann fiel ihr etwas ein: „Wie wäre es, wenn wir Eileen Gillidan einladen? Hattest du nicht mal ein Date mit der?" Sie blickte Sirius unschuldig an. „Es reicht jetzt langsam. Vielleicht mag ich sie gerade deswegen nicht? Und es geht dich auch überhaupt nichts an, warum wir uns nicht mehr treffen." Peter schien, als ob er etwas sagen wollte. „Ähm... also... ich – finde, sie darf kommen, wenn sie will." „Ooooh, Pete, stehst du etwa auf sie? Dann will ich sie natürlich nicht Sirius andrehen, sie gehört ganz dir."

Eileen Gillidan war das vermutlich schönste Mädchen der Schule, und doch war sie Sirius offensichtlich völlig egal. Und das obwohl sie bereits ausgegangen waren. Dann musste das Interesse und die Initiative wohl immer von den Mädchen ausgehen, die Sirius zu Dates überredeten. Doch warum machte er da mit? Wollte er sich einen Ruf als Frauenheld verdienen, obwohl er nicht auf Mädchen stand? Und das ganze womöglich nur, um davon abzulenken, dass er einen anderen Jungen mochte? Lily war sich nicht ganz sicher, ob sie versuchen sollte, Sirius zu fragen, welchen Typ Mädchen er mochte. Vielleicht war es besser, das Thema anzusprechen, wenn sie allein waren. Professor Oculus war inzwischen mit ihrem Vortrag fertig, und kochte Tee für alle Schülerinnen und Schüler, damit sie sich in der Kunst des Teesatzlesens üben konnten. „Ach Jungs, mir scheint, als wolltet ihr gar keine Party feiern? Ich dachte, das könnte euch Spaß machen..." „Naja, ich denke wir sind alle ziemlich müde heute, oder Sirius?" „Hmm." „Ihr könnt euch doch nach dem Abendessen ein bisschen ausruhen, und dann legen wir los im Raum der Wünsche?" „Oh man Lily, warum willst du heute unbedingt Party machen?" Sirius klang ein wenig genervt. „Wärst du eventuell etwas begeisterter, wenn ich dir sagen würde, dass ich zwei Flaschen Feuerwhisky mitbringen kann?", sie grinste schief und sah ihn an. Sirius' Blick schien sich zu erhellen und er antwortete: „Merlin weiß warum, aber ein-zwei Schnäpse hören sich für mich nach einer angebrachten Idee an." „Wirklich? Ich meine, gut, dann machen wir das. Und die Gästeliste steht auch nehme ich an? Louise, Eileen, die restlichen Gryffindors, ihr vier und ich?" Sirius und Peter nickten langsam. Sie hatten nun auch keine Zeit mehr zu widersprechen, da Professor Oculus gerade mit dem Verteilen des Tees begann und an ihren Tisch kam.

„Ich fühle, dass Sie in naher Zukunft etwas Unerwartetes erleben werden", sagte sie mit ätherischer Stimme zu Sirius. „Äh, wie kommen Sie denn darauf?", er hustete und sah sie unsicher an. „Das Auge kann den Sturm sehen, nicht aber den Wind, der ihn vorantreibt." Das war eine merkwürdige Antwort, aber etwas anderes waren sie auch nicht von Professor Oculus gewohnt. Sirius dachte, dass es eine merkwürdige Art war, zu sagen: „Keine Ahnung – so ein Gefühl halt". Sie schenkte ihnen Tee ein, und ging weiter zum nächsten Tisch.

Den Rest der Stunde verbrachten sie damit, sich möglichst witzige Prophezeiungen für die anderen anhand ihrer Teeblätter auszudenken. Lily hatte ihren Partyplan zwar nicht mit James und Remus abgesprochen, aber sie war überzeugt, dass sie die beiden von der Idee schnell begeistern konnte. James war Partys nie abgeneigt, und Remus war sicher auch interessiert daran, wie Sirius mit den hübschen Mädchen in einer lockeren Atmosphäre umgehen würde, deswegen machte sich Lily im Moment keinerlei Sorgen um ihre Mitarbeit.

Beim Mittagessen trafen sich die fünf wieder am Gryffindortisch. Lily erzählte James und Remus von der geplanten Feier im Raum der Wünsche. Ganz wie sie vorhergesehen hatte, waren die beiden direkt überzeugt. Gerade als sie anfangen wollten, zu essen, kam McGonagall zu ihnen und sagte zu ihnen mit gesenkter Stimme: „Meine Herren. Ich teile Ihnen hiermit mit, dass wir den Inhalt des Süßigkeitenglases mittlerweile überprüft haben, und dass Ihre Angaben stimmen. Wir werden die Kreatur umgehend aus Hogwarts entfernen, nachdem wir die Verdächtigen verhört haben. Dazu muss ich Sie bitten, mir eine Liste mit den Namen der mutmaßlichen Täter zu geben. Wir werden auch den zuletzt gesprochenen Zauber überprüfen müssen, um herauszufinden, wer den Muffliatozauber gesprochen hat. Ohne ein Geständnis eines anderen Schülers wird diese Person dringend tatverdächtig. Wären Sie so freundlich, die Namen für mich aufzuschreiben?", sie reichte Remus ein Blatt Pergament und eine gefüllte Schreibfeder. Remus fing an zu schreiben:

Bellatrix Black

Lucius Malfoy

Er sah die anderen fragend an. „Bellatrix' Schwester könnte auch dabei gewesen sein...", sagte Peter.

Narcissa Black

James raunte: „Und vergiss nicht Schniefelus."

Severus Snape

Remus gab McGonagall das Blatt zurück. Sie warf einen kurzen Blick darauf, und zog eine Augenbraue nach oben. Dann sagte sie zu ihnen: „Diese vier Schüler werden im Laufe des restlichen Tages von mir befragt werden. Bis zum Abendessen sollten wir mehr wissen. Ich danke Ihnen." Sie faltete das Blatt zusammen und ging zurück an den Lehrertisch.

„Was glaubt ihr machen sie mit demjenigen, der es getan hat?", fragte Sirius. „Wenn sie ein Geständnis aus ihm rauskriegen, verweisen sie ihn mindestens der Schule. Vielleicht kommt er oder sie sogar nach Askaban. Aber die wären schön dumm, wenn sie eine Tat gestehen würden, von der wir nicht zweifelsfrei nachweisen können, wer sie begangen hat...", antwortete ihm Remus. „Da hat er leider recht. Ich glaube nicht, dass die Indizien ausreichen...", meinte Lily. „Ich meine, eigentlich ist es egal, ob sie ein Geständnis bekommen oder nicht. Wir wissen, dass es einer von den vier Slytherins war. Punkt. Und dann werden sie es doch wohl schaffen, herauszufinden, wer den Lethifold in unser Zimmer gesteckt hat." „Tatze, so einfach ist das nicht. Man kann nicht vier Personen für etwas bestrafen, was womöglich nur einer getan hat", wandte Remus ein. „Jetzt seid doch mal etwas positiver, alle miteinander!" meinte James aufmunternd. „Der Täter wird geschnappt werden. Und wir feiern nachher die Party des Jahres!" Remus war nicht vollständig überzeugt, aber es erschien ihm sinnlos, weiter herumzudiskutieren. Also wandten sie sich nun dem Mittagessen zu und ließen es sich schmecken.


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In diesem Kapitel hab ich mir einige Charaktere einfallen lassen müssen, da es nicht so viele canon Infos gibt über die Schulzeit der Rumtreiber! Verzeiht!
Oh, ach ja, bis hierhin sieht es so aus, als hätte ich die Beziehung zwischen Remus und Sirius etwas vernachlässigt, oder? Naja, wartet nur ab...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 09, 2019 ⏰

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