DAY 1

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15:19 Uhr.

Kopfhörer drin, lautes und machtvolles Lied angeschaltet, du atmetest tief aus.

Dein Blick schwirrte um dich herum, wie immer nach der Schule. Die selben Gesichter, die selben tuschelnden Leute in diesem Kaff.

Du warst es leid.

Am liebsten würdest du jetzt einfach schreien, den ganzen Frust mit einem Mal herausrufen.

Doch wir wussten doch alle, dass du das nicht tun würdest, du eingeschlossen.

Alle würden dich begaffen, dich als verrückt oder dumm abstempeln und morgen würdest du dann als das ruhige Mädchen mit den 'Störungen' bekannt sein.

Du stopftest deine Hände noch tiefer in deine Jackentaschen hinein und dein Gesicht verschwand ein weiteres Stück, in dem dicken Schal um deinen Hals.

Gegen den Winter an sich hattest du nicht wirklich etwas. Im Gegenteil, du mochtest es, wenn du dich in Pullovern mit fettem Rollkragen und riesigen Jacken verstecken konntest.

Nur die Kälte begeisterte dich nicht wirklich.

Doch ohne Kälte, kein Schnee und ohne Schnee kein Winter.

Deine Augen rollten und ein Grinsen bildete sich unter dem grauen Schal, der dein halbes Gesicht verdeckte. Schnee, ja klar.
Doch nicht in Deutschland.

Du kanntest alle. Das Pärchen, dass jeden Tag tuschelnd vor dir, in einem Schneckentempo, herlief.

Diesen kleinen Jungen, der alle Leute immer an seinem 'Gangster Rap' teilhaben ließ und die Lautstärke seiner JBL Box voll aufdrehte.

Dieses Mädchen, welches immer in einem Sprinter-Tempo an dir vorbei marschierte.

Du kanntest sie alle.

Von rechts tauchte plötzlich eine männliche Gestalt auf, welche mit seinen großen Schritten dich schnell überholte.

Überraschst von seinem ausgefallenen Kleidungsstil, welcher nicht dem aktuellen Trend entsprach, wie es sonst jeder Jugendliche tat und diesem hinterher rannte, schautest du auf.

Er trug eine schwarze Mütze, welche perfekt zu seiner dunklen Jacke sowie Hose passte. Die langen gelben Ärmel seines Oberteils hingen an seinen Händen hinunter und das Schachbrett gleichende Muster seiner Schuhe machten das Outfit perfekt.

Doch wieso der Mundschutz?

Selbstverständlich hattest du beim vorbeilaufen mitbekommen, dass er Asiate war. Zwar war nun nur noch seine hintere Gestalt vor dir, doch du hattest es bemerkt.

Es sah einfach nur albern aus, mit diesem weißen Stück Stoff, sein halbes Gesicht zu verdecken.

Auch wenn du eigentlich das Selbe gerade mit deinem Schal nachmachtest.

Einfach zu ihm hingehen, ihn antippen und zu sagen 'Hey! Willkommen in Deutschland, hier ist die Luft nicht so verpestet und verschmutz wie in China oder wo du auch sonst herkommst', wäre wohl nicht die beste Art gewesen, um eine Antwort zu erhalten.

Erst jetzt bemerktest du, dass du diesen Jungen schon viel zu lange anstarrtest, also senktest du dein Blick wieder zu Boden.

Doch eine Sache ließ dich einfach nicht zu Ruhe kommen, selbst als nur noch du und der Junge mit der JBL Box auf dem Bürgersteig waren.

Wer war dieser Junge und warum kanntest du ihn noch nicht?

Natürlich war dir bewusst, dass du nicht jeden Menschen kennen musstest.

Doch du lebtest in einem kleinen Dorf, nicht wirklich groß. Hier kannte sich jeder, sei es allein auch nur vom Sehen, doch man kannte sich.

Du schloßt die Tür eures Hauses auf und wurdest von deiner Mutter empfangen, welche ebenso gerade erst nach Hause kam und noch ihre Arbeitssachen an hatte.

Du begrüßtest sie, aber verzogst dich dann schnell in dein Zimmer um dich einfach hinzulegen.

Mit deiner Hand zogst du den Anschluss deiner Kopfhörer aus deinem Handy und stelltest die Musik auf laut, sodass sie durch dein gesamtes  Zimmer dröhnte.

Überlegend ließt du dich auf dein Bett fallen und betrachtest stumm die Decke des Raumes.

Vielleicht war er neu hierher gezogen? Oder nur zu Besuch?

Aber doch nicht in der Woche. Ein Umzug wäre wahrscheinlicher.

„So schlecht sah dieser Mundschutz eigentlich garnicht aus." Murmeltest du vor dich hin und fuhrst dir durch deine Haare.

Er kannte es vermutlich nicht anders, es gehörte bestimmt zu seiner Kultur, dachtest du dir.

Seid wann beschloßt du Dinge so schnell? Alles doch nur Vorurteile! Sagtest du zu dir selbst und ließ deine Augenlider sich langsam senken.

Du probiertest dir nochmals sein Anblick vor Augen zu halten, was auch klappte.

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re'ular | l.mh Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt