„Ich frage mich echt, wie es so weit kommen konnte", murmelt Jace. Wir sitzen immer noch ziemlich ratlos bei unseren Körpern und haben es eine Weile vorgezogen, zu schweigen. Wahrscheinlich ist es auch besser so, das erst mal sacken zu lassen.
Ein Mädchen wird für mich sterben. Aus irgendeinem Grund hat sie bereits versucht sich umzubringen und sie wird es nochmal versuchen.
Ich muss dafür Sorgen, dass sie diesmal erfolgreich sein wird.
„Ich meine, wie haben die das überhaupt gemacht, dass wir alle in einem Zimmer liegen?", überlegt Jace weiter, weil weder Harper noch ich auf seine letzte Aussage reagiert haben.
Das quittiert sie mal wieder mit einem freudlosen Lachen. „Ist das dein Ernst? Ich glaube, dass das die kleinste Hürde war."
Stimmt, das war das geringste Problem. Und jetzt hat Amy sich aus dem Staub gemacht, wo die eigentlichen Wellen auf uns zu donnern.
Jace rutscht von der Fensterbank und tigert durch' s Zimmer, auf und ab. Irgendwann springt er sogar auf wie ein bockiges Kind los, fängt sich wieder und marschiert weiter.
„Jace, Mann, setz dich auf deinen kleinen Hintern. Du gehst einem mit deinem Gerenne echt auf den Geist", stöhne ich genervt.
Er schnaubt auf. „Ich kann seit acht Jahren endlich mal wieder laufen, also lass mich!"
Harper zieht unbeeindruckt die Augenbrauen in die Höhe. „Ich hab Scheißkrebs seit ich denken kann, also hör auf zu heulen!"
Wow, wir sind echt 'ne super Truppe. Die Chemie stimmt.
„Du bist zum Kotzen, Harper", murmele ich.
„Fick dich doch", faucht sie.
Sie hat es wirklich innerhalb weniger Minuten geschafft, sich komplett unsympathisch zu machen. Aber vielleicht wird man so, wenn man immer krank ist. Vielleicht hasst man dann einfach irgendwann jeden. Und am meisten wohl sich selbst, weil man in seinem eigenen Körper gefangen ist. Aber das ist Jace offenbar auch, also hat sie kein recht, ihn so fertig zu machen. Sie ist älter als er, vielleicht noch etwas jünger als ich, aber sie müsste reif genug sein, sich in bestimmten Momenten einen dummen Kommentar zu verkneifen.
„Vielleicht sollten wir uns alle mal von hier verziehen", schlage ich vor. Dem hat nicht mal Harper etwas entgegenzusetzen.
„Was? Wohin? Zu unseren Opf-...ich meine zu unseren Rettern?" Er spricht das Wort fast schon ehrfürchtig aus. Dabei sind sie keine Retter, sondern das, was er als erstes sagen wollte. Wir könnten sie retten, aber das werden wir nicht tun.
Wir werden sie von der Klippe stoßen, auf der sie mit einem letzten Funken Hoffnung stehen, dass jemand sie zurück ziehen könnte.
„Gott, Jace, du musst echt schnell heraus finden, wie der Typ heißt, sonst machst du dir noch in die Hosen, weil du nicht weißt, wie du ihn bezeichnen sollst", bemerkt Harper bissig.
Da ich keine Lust mehr auf diese unsinnige Diskussion habe, richte ich mich auf und stelle überrascht fest, dass mir die kleine Sitzpause ganz gut getan hat. Ich fühle mich nicht mehr komplett wie durchgekaut und ausgespuckt.
„Also ich gehe jetzt. Wir sehen uns", verkünde ich. Noch ehe Jace protestieren kann, weil ich ihn mit Harper und vor allem mit sich selbst alleine lasse, bin ich weg. Und ich lande tatsächlich direkt auf einem hell gestrichenen Flur, auf dem Krankenschwestern herum wuseln. Es ist wohl gerade Essenszeit, was dafür spricht, dass ich in einer anderen Zeitzone gelandet bin. Die Damen und auch einige Pfleger schieben Wagen mit Tabletts umher, schließen einzeln Türen auf und trällern freundliche „Guten Morgen", „Hallo Simon, du glaubst nicht, was heute für ein schöner Tag ist" und andere, hoch motivierende Sachen, wenn man in einer Irrenanstalt sitzt und den Sinn des Lebens nicht mehr sehen kann.
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Die Mörder
Teen FictionRhys wird niemals wiedergutmachen können, was Charlie angetan wurde. Und wenn er auch nur einen Funken Verstand hat, wird er es auch gar nicht erst versuchen, weil das seinen eigenen Tod bedeuten würde. Charlie muss sterben. @lumosnyx hat dieses wun...