Der kleine Peter saß wie jedes Jahr am 24. Dezember auf seinem kleinen Stuhl beim Fenster und schaute auf die Dächer der Nachbarhäuser. Wenn ihn die älteren Geschwister fragten, was er da mache, sagte er immer: "Ich warte auf das Christkind!"
Daraufhin sagten die Geschwister immer: "Das Christkind gibt es doch nicht!"
Doch der kleine Peter wollte das nicht hören und hielt sich wie jedes Jahr die Ohren zu.
Sogar die Eltern hatten schon versucht, es ihm auszureden, doch auch sie konnten ihn nicht überzeugen. Dann lief der kleine Peter immer zu seinem Großvater, der ihn in dem Arm nahm und sagte: "Wenn du glaubst, es gibt das Christkind, dann gibt es das Christkind auch!"
Darum wartete der kleine Peter immer auf seinem Sessel auf das Christkind, doch kein Jahr bekam er es zu Gesicht. Am 25. Dezember war er dann immer ganz traurig und keiner konnte ihn trösten, nur der Großvater. Dieser sagte dann immer zu ihm: "Nächstes Jahr - da wirst du es sehen!"
Doch der kleine Bub saß dieses Jahr nicht auf seinem Stuhl am Fenster, sondern lag kränklich in seinem Bett im Kinderzimmer. Dort gab es ein kleines Fenster, durch das er die Dächer betrachten konnte.
Während er wartete, sah er einen Rauchfangkehrer auf dem Nachbardach. Er war schon ganz schwarz, denn er hatte heute wohl schon viele Rauchfänge gekehrt.
Der kleine Peter starrte wie gebannt auf den Mann, der da auf dem Dach stand. Er war kaum zu sehen zwischen den großen Rauchfängen, wie ein kleiner Soldat stand er aufrecht da.
Er stand auch noch da, als die Sonne schon untergegangen war und der kleine Peter lag immer noch mit offenen Augen da, in seinem Bett im Kinderzimmer.
Da plötzlich leuchtete der Himmel auf und ein kleiner Funke fiel auf die Erde.
Der kleine Peter sprang von seinem Bett auf. Er folgte dem Funken mit den Augen. Doch der Funke verlor sich in den Rauchfängen der Häuser.
Peter, der sich sicher war, dass das nur das Christkind gewesen sein konnte, rannte auf die Straße und kletterte auf die Feuerleiter des Nachbarhauses.
Als er oben war, sah er den kleinen Funken, der jedoch jetzt nicht mehr klein war, sondern immer größer wurde und ihn schon bald überragte.
"Mein kleiner Freund, was tust du denn hier?", fragte eine tiefe Stimme hinter ihm. Als der kleine Bub sich umdrehte, sah er den Rauchfangkehrer, den er zuvor beobachtet hatte.
"Ist das das Christkind?", fragte der kleine Bub den Rauchfangkehrer.
"Ja, mein kleiner Freund. Du hast wohl schon lange auf es gewartet?"
"Schon seit ich weiß, dass es das Christkind gibt.", sagte der kleine Bub ganz stolz.
"Dann komm her und sieh es dir an.", sagte der Rauchfangkehrer und strecke ihm die Hand hin. Der kleine Peter nahm sie und beide gingen auf das friedvolle Licht zu.
Es machte den kleinen Jungen so froh, endlich das Christkind zu sehen, dass er zu lächeln begann. Gemeinsam mit dem Rauchfangkehrer ging er immer näher auf das Licht zu, bis er darin verschwand.
Die Eltern des kleinen Jungen fanden ihn am nächsten Morgen friedlich in seinem Bett liegend, mit einem Lächeln auf den Lippen.
So friedlich lächelnd hatten sie ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen und sie wussten, dass sie ihn nie mehr so lächeln sehen würden.
"Wenigstens ging er mit einem Lächeln.", sagte der Vater. Doch nie würden sie erfahren, warum er lächelte.
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A short Christmas Story (Deutsch/English) (finish)
Short StoryEine Kurzgeschichte über eine engelhafte Begegnung zu Weihnachten A short Story about an angelic encounter at Christmas