Kapitel 42

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Leon P.o.V.

Links und rechts von mir liefen je einer dieser zwielichtigen Typen. Ich mag sie nicht. Sie kommen mir sehr unsympathisch vor.

>Wahnsinn, Leon! Das hätte ich jetzt aber nicht erwartet. Ich finde es von ihnen ganz nett, dass sie uns durch die Gegend schleifen, wie einen Hund. <

_Ach, halt's Maul!_, zischte ich meinen inneren Wolf an und ignorierte ihn.
Auf seine dummen Sprüche, oder sonst etwas, kann ich ganz gut verzichten.

Gerade liefen wir durch einen unterirdischen Gang.
Die Wände waren mit Holzbalken und Steinen abgestützt.

Also hatte Rose recht!

Sie schleiften mich weiter durch den Gang, als sie plötzlich stehen blieben.
Ich konnte nicht sehen, warum.
Aber als der Mann vor mir etwas klimperndes, vermutlich einen Schlüssel, aus seiner Tasche holte, konnte ich mir schon etwas denken, da der Blutmond erst in zwei Tagen ist, und sie uns hier bestimmt nicht frei rumlaufen lassen werden.

Ich hörte wie sich eine Tür öffnete, und im nächsten Moment wurde ich auch schon rein geschubst. Als ich drinnen war, wurde hinter mir auch schon wieder die Tür geschlossen.

Ich bewegte mich zur Tür. Vor ihr blieb ich stehen und schlug gegen diese.
"Lasst mich raus!", schrie ich. Mit meinem Fuß tritt ich einmal gegen die Tür. Und zwar heftig. Und das war auch noch so doll, dass mir jetzt mein Fuß weh tat.
"Scheiße!", zischte ich und hüpfte auf meinem gesunden Fuß durch die Gegend.

Warum mach ich das auch? So was hab ich noch nie gemacht, also gegen irgendwelche Sachen getreten, wenn ich sauer war, oder ich etwas wollte.
Hmm, ob das an Reece liegt?

"Geht's?", hörte ich eine besorgte Stimme am Ende des Raumes.

Ich drehte mich um, da mir diese Stimme bekannt vor kam. Ich schaute direkt in das Gesicht meines Gegenübers.

"Islay.", hauchte ich und humpelte auf ihn zu.
Er kam mir entgegen. In der Mitte trafen wir uns und fielen uns in die Arme.
"Ich hab dich so vermisst.", sagte ich leise und drückte in fest an mich.

"Ich dich auch.", auch er drückte mich an sich.

Dann schubste ich ihn ein Stück zurück, da ich ihn mir einwenig genauer ansehen wollte.

Sein Gesicht und seine Kleidung war verdreckt. Seine Haare waren fettig und lagen platt auf seinem Kopf.
"Du siehst ganz schön Scheiße aus.", sagte ich ohne groß nachzudenken.

"Ich passe mich halt immer meinem Gegenüber an.", konterte er und zuckte mit den Schultern.

Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. "Ich hab dich auch lieb.", sagte ich, wurde aber im nächsten  Moment wieder ernst.
"Geht es dir gut? Haben sie dich verletzt, oder sonst irgendwas?", fragte ich besorgt nach.

Islay schüttelte den Kopf. "Nein. Aber Nils haben sie unter Strom gesetzt. Er ist immer noch total fertig.", erzählte er und ging voraus.

Wer ist Nils?

Ich folgte ihm durch den Raum, während er weiter redete. "Wir waren zuerst jeder in Zellen untergebracht, aber vor, ich glaube einigen Stunden, wurden wir hier her gebracht. Ich habe seit Tagen die Sonne nicht gesehen, konnte nicht duschen, oder sowas, und das schlimmste ist das Klo. Ich war seit Tagen nicht auf Toilette.", klagte er sein Leid und blieb stehen.

Ich blieb neben ihm stehen und schaute zu Boden. Dort lag ein Junge mit blonden Haaren. Seine Haut war blass und verdreckt. Seine Kleidung war verdreckt und an einigen Stellen rissig. Er war geschwächt. Auch seine Atmung war flach, und sein Herzschlag war viel zu schnell.

Ich glaube er wird nicht mehr lange durch halten.

Ich hockte mich vor ihm hin und strich ihn mit meiner Hand über den Kopf. Er zuckte vor Schreck zusammen und öffnete seine Augen. Sie blickten mich erschöpft an.

Ich lächelte ihn beruhigend an und streichelte weiter seinen Kopf.
"Wie lange ist er schon hier?", fragte ich meinen jüngeren Bruder.

"Seit zwei Wochen, glaube ich. Ich habe hier unten kein Zeitgefühl."

Ich nickte und blickte wieder auf das kleine Häufchen Elend. "Und, wie lange liegt er hier schon so?"

Mein Bruder zuckte mit den Schultern. "Es müsste ungefähr... drei oder vier Tage sein. Ich weiß es nicht."

Wieder nickte ich, setzte mich neben Nils auf den Boden und legte Nils Kopf auf meinen Schoß ab. Die ganze Zeit strich ich über seinen Kopf.

Ich hoffe so sehr, dass Reece und die anderen bald kommen. Das hoffe ich nicht nur für mich, sondern auch für Islay und ganz besonders für Nils, denn er wird es hier unten nicht mehr lange aushalten.

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Lights and ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt