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Ich wachte mal wieder viel zu früh und schweißgebadet auf. Es passierte mir in letzter Zeit öfter, dass ich schlecht träume und davon aufschrecke.

Anhand der Dunkelheit und meinem inneren Zeitgefühl, dass uns seit ich denken konnte antrainiert wurde, stellte ich fest, dass ich eigentlich erst in über einer Stunde aufstehen musste.
Schlecht gelaunt grummelnd wälzte ich mich in meinem Bett herum. Ich wollte duschen und den Schweiß abzuduschen, aber dann wüsste man, dass ich wach war und das durfte niemand wissen. Sobald ich die Dusche anstellen würde, würde dieser Wasserverbrauch dokumentiert werden, weil Wasser im Zentrum knapp war.
Niemand sollte wissen, dass ich wach war, denn wer dies wüsste, wüsste, dass ich nicht gut schlief und schlecht schlafen ist unmöglich wenn man nicht träumte.

Also fügte ich mich meinem Schicksal und versuchte nochmal einzuschlafen. Vergeblich.

Um sieben Uhr wurde ich endlich erlöst. Die Wände in meinem Zimmer wurden heller und simulierten den Tagesanbruch, auch wenn ich den Aufwand nicht verstand, denn das Zentrum war tief unter der Erde und niemand der hier wohnenden Menschen hat jemals das Tageslicht gesehen. Es hat angeblich mit dem natürlichen Schlafrhythmus des Menschen zu tun und zusätzlich waren diese Wände sehr praktisch. Sie passten sich an die Zimmerbewohner und deren Tagesabläufe an.

Schwungvoll schlug ich meine Bettdecke zur Seite, stand auf und ging mit steifen Gliedern in mein Badezimmer. Ich genoss es, dass ich eine Dusche für mich alleine hatte und versuchte nicht viel zu lang zu duschen um mein Wasserkontingent nicht gleich aufzubrauchen.

Nach der Dusche ging es mir besser und ich nahm meine dunkelblaue Freizeituniform aus der Wäscheausgabe und zog sie an. Die Uniform bestand aus einem taillierten Oberteil aus weichem dünnen Stoff (was ich übrigens sehr mochte, denn als Kind hatte man nur ein weites, unförmiges T-Shirt), einer bequemen Hose aus etwas festerem Stoff und schwarzen Schuhen, die man zu jeder Uniform trug.
Anschließend kämmte ich mir noch kurz meine kupferroten Haare und war auch schon fertig um mich auf den Weg zum Frühstück zu machen.
Müde ging ich aus meinem Zimmer und schloss die Tür ab, indem ich in eine Kamera an der Außenseite der Tür schaute, die mein Gesicht scannte. Dann lief ich los zum großen Speisesaal, der in der Mitte des Sektors war, in dem ich lebte. Leider war mein Zimmer ganz außen und ich hatte mit den weitesten Weg. Ich passierte also mehrere Glastüren, die immer aufgingen, sobald sie mein Gesicht gescannt hatten und lief durch lange sterile Gänge, in denen sich die einzige Farbe auf dem Boden befand. Es waren bunte Streifen, bei denen jede Farbe für einen anderen Ort stand und einem den Weg wies.

Schließlich betrat ich den Speisesaal, der noch relativ leer war und suchte mir einen Tisch, an dem sonst niemand saß um mit niemandem sprechen zu müssen. Das machte ich schon immer so, denn ich wollte nicht, dass irgendjemand zu viel über mich herausfand. Zwar traf ich die Menschen, die das System mir vorschrieb zu treffen um nicht negativ aufzufallen, aber ich ging kein höheres Risiko ein als zwingend notwendig.

Kaum hatte ich mich hingesetzt, wurde mir auch schon mein Essen auf den Tisch gestellt. Das funktionierte, weil jeder morgens das Gleiche zu essen bekam und der Saal registrierte, wenn sich jemand an einen freien Platz setzte. Ich löffelte schnell meinen Nährstoffreichen Brei, von dem ich ehrlich gesagt keine Ahnung hatte, aus was er bestand.

Als ich fertig war, stellte ich meinen Teller in die Geschirr und Besteckrückgabe und wollte gerade den Saal verlassen, als ich drei Männer entdeckte, die mir seltsam vertraut vorkamen und kurz erschrak. Ich wusste nicht woher ich sie kannte, doch ihr Anblick jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Verwirrt machte ich mich auf den Rückweg in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.

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Danke fürs Lesen! <3

Und wie findet ihr den Einblick in das Leben im Zentrum?

Was denkt ihr, wer könnten die Männer sein?

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