Der Vortrag

2.7K 141 102
                                    

Raunende Geräusche gingen durch die gesamte Klasse, als ich ganz allein vorne am Lehrerpult stand. Ungeduldig starrte ich Löcher in die Uhr, welche direkt über der Tafel hing. Noch exakt fünf Minuten und die Stunde würde anfangen. Wo war der Vogel?

Ich würde ihn eigenhändig umbringen, wenn er nicht jeden verdammten Moment hier aufkreuze. Doch irgendwie hatte ich schon befürchtet, dass mir sowas blühte, als ich schmerzlich erfahren habe, dass er nun mal mein Partner war. Am Tag zuvor hatte ich ihn extra nochmals darauf hingewiesen. Aber eventuell war es ja noch nicht mal Narutos Schuld, sondern die der Busse. Ich hoffte es jedenfalls. Ich konnte sein Gesicht nicht ertragen, wenn ich ihn zur Sau machen würde.

Im Kopfe ging ich mehrmals meinen Text durch und wurde schon von allen Seiten angestarrt. Besonders in der ersten Reihe wurde ich argwöhnisch betrachtet. Das von keinem anderen als meiner Ex- Freundin höchstpersönlich. Sie funkelte mich böse an und ich erwiderte ihren feurigen Blick nur mit Blitzen meinerseits. War sie doch immer noch angefressen, weil ich ihr damals gesagt habe es würde niemals zwischen uns richtig funktionieren.

Sie war viel zu kompliziert und anstrengend, als dass ich es länger ausgehalten hätte. Ihr ständiger Kontrollwahn machte mich wütend und brachte mich an die Spitze meiner Selbstbeherrschung. Nie hatte sie mir irgendwelches Vertrauen entgegengebracht, weil ich ihrer Meinung nach zu gutaussehend wäre. Ihre Logik musste ich nicht verstehen, da das ja nicht gleich bedeutete, ich gehe ihr bei jeder Gelegenheit fremd.

Mir war es nicht vergönnt gewesen fünf Meter von einem anderen Mädel entfernt zu stehen. Wie gesagt, sie war und blieb eine Furie. Als ich mit ihr Schluss gemacht habe, schwor sie mir, ich bezahle dafür bis an mein einsames Ende. Dann klatschte sie mir ihre rosa Locken ins Gesicht und verschwand mit einer überdramatischen Szene.

Warum war die Welt so grausam und erschuf solche Leute? Ich konnte nie verstehen wieso sie überhaupt so beliebt bei den andern Weibern war. Ich bekäme ständige Anfälle von Kotzreiz in ihrer Nähe. Diese Beziehung zu beenden war eine gute Tat für die Allgemeinheit.

Zwei Minuten vergingen wie im Flug und ich wurde immer nervöser. Der Zeiger, welcher die Sekunden zählte tickte artig vor sich hin und ich betete er würde stehen bleiben.
Mein Lehrer wartete ebenfalls schon auf einem Platz in der hintersten Reihe, wo er den besten Überblick auf jeden Schüler hatte.

Ich wusste nicht was schlimmer war, die Tatsache, dass Naruto vielleicht nicht kam, weil er in Schwierigkeiten steckte oder weil er verschlafen hatte. Für beides könnte ich ihn anschreien, was er sich denn dabei gedacht hatte.

Erneut zog die Zeit an mir vorbei, bis es hieß der Unterricht fange an und ich stets dort vorne bereit war mein Referat zu halten. Ich bürgte sogar für den Blonden, dass er jeden Augenblick noch auftauchen würde. Doch Sensei Iruka juckte das herzlich wenig und er schrieb eine fette Notiz in seinen großen Kalender. Ich konnte nur erahnen was Naruto erwartete. Nämlich eine glatte 6.

Und wenn er beim nächsten Mal wieder fehlte und ich nicht im Stande war den Vortrag ohne ihn zu halten, ereilte mich das gleiche Schicksal.

Also blieb mir nichts anders übrig, als die Situation hinzunehmen und zu warten, bis die nächste Stunde anbrach und ich den Raum wechselte. So konnte ich dann wenigstens unbemerkt schauen, ob er mir irgendwelche Nachrichten auf dem Handy hinterlassen hatte.

Dennoch hatte der Blondschopf mir nichts dergleichen gesendet und so staute sich ein bedrängendes Gefühl in mir auf. Warum sollte er einfach nicht erscheinen? Es musste irgendwas los sein, das war die einzig logische Erklärung für seine Abwesenheit.
So tollpatschig, wie er nun mal durch die Welt spazierte konnte ihm alles passiert sein. Von einer Entführung bis zu einem katastrophalen Autounfall.

Finger weg von Liebestränken!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt