Kapitel II

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Mit einem letzten Ruck erstarben die Vibrationen und das Ächzen des uralten Schiffes und die darauf hin einkehrende Ruhe wurde nur von den obligatorischen, warnenden Alarmen gestört. Captain Sirius Haltung entspannte sich. Auch wenn er zu Zeiten des Großen Kreuzzuges zahlreiche Warpsprünge miterlebt hatte, war es jedesmal eine Erlösung endlich wieder in den Realraum zurückzukehren. Er wandte seinen Blick von den sich öffnenden Sichtluken der Brücke ab und widmete seine Aufmerksamkeit dem über ein flackerndes Hololith gebeugten Lieutenant. Seine gentechnisch verbesserte Gestalt stützte sich mit gestreckten Armen am Rand des Projektors ab und betrachtete angestrengt die Augurdaten, die das vor ihnen liegende System visualisierten.

"Keine Sorge Bruder, die Übelkeit vergeht", scherzte Captain Sirius, "Die Gellarfelder haben durchgehalten". Lieutenant Arcus Miene verzog sich kein Stück. Während er weiterhin auf das Hololith starrte und energisch in die Runenbänke des Projektors tippte, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu seinem Captain: "Das einzige was mir Übelkeit bereitet sind diese Augurdaten. Es ist zu leer ... einfach zu leer." Besorgt beugte sich nun auch Sirius über den Projektor. Das arkane Wunder der Technologie erzeugte ein körniges, blaues Abbild der Augurabtastungen des Systems, zusammen mit knappen Angaben zu den größeren Kontakten.

Die Mitte des Systems bildete ein Hauptreihenstern mit einer leicht orangenen Färbung. Umkreist wurde er von drei ungefähr erdgroßen Planeten. Einer von ihnen, Arctur Tertius, ist die Heimatwelt der Astral Defenders, des Ordens den zu verstärken ihre Aufgabe war. Trotz oder gerade wegen der ständigen Angriffe seit der Bildung des großen Risses hatte der Arcturus-Sektor eine ansehliche Flotte gemustert. Anstatt der vielen kleinen Signale die eine Flotte dieser Größe deutlich sichtbar gemacht hätte, war aber nur die von Störungen verzerrte Präsenz von Arctur Tertius sichtbar, gepaart mit beunruhigend hohen Energieemissionen.

Aus den Schatten der von Servitoren besetzten, leuchtenden und blinkenden Runenbänke löste sich ein Priester des Mechanicums. Wie alle hochrangigen Mitglieder des Cults wies sein Körper zahllose bionische und kybernetische Verbesserungen auf, angefangen bei mechanischen Gliedmaßen, über die Atemmaske und diverse Objektive und Augursysteme, bis hin zu den mit Werkzeugen und versteckten Waffen bestückten Mechadendriten auf dem Rücken des Priesters. Unter seiner langen Robe, die in dem Grau von Arctur Secundus und dem Rostrot des Mars gefärbt war, verbargen sich weitere Modifikationen, welche ihn am Leben hielten und ein Symbol seinen Rang und sein Alter waren. Während er auf den Projektor zuschritt, gab er aufgeregt Binärcode von sich, bis schließlich seine kratzige, verrauschte Stimme aus den Voxsprechern seiner Atemmaske zu hören war: "Arctur Secundus! Die Fabrikwelt! Empfangen wir ihre Signale?" Aufgeregt zuckten seine Mechadendriten, gerade so als könnten sie die Unwissenheit über das Schicksal der Fabrikwelt als physischen Schmerz wahrnehmen.

"Ich muss euch leider enttäuschen, Magos Lucius ", entgegnete Arcus, "Wir empfangen nichts anderes als Voxrauschen." Er wandte sich an den Captain: "Ich schlage vor die Lage vor Ort zu überprüfen. Die Störungen des Warp in dieser Raumregion könnten sich negativ auf unsere Voxsysteme auswirken." Captain Sirius nickte dem Lieutenant zu und wandte sich an den Voxoffizier: "An alle Schiffe: Kurs nach Arctur Tertius beibehalten. Hoher Orbit. Alle Waffen- und Schildsysteme auf Gefechtsbereitschaft."

Während Servitoren und menschliche Besatzung gleichermaßen damit beschäftigt waren den Befehl umzusetzen, gesellte Arcus sich zu Captain Sirius an den Sichtluken der Brücke. Gemeinsam blickten sie dem fernen Zentralgestirn des Systems entgegen. "Die letzten astropathischen Nachrichten die von Arctur Tertius gesendet wurden deuteten auf einen schlagkräftigen Angriff hin", wandte sich Captain Sirius an seinen Lieutenant, "Sorgt dafür, dass die Kompanie kampfbereit ist wenn wir dort ankommen. Wir dürfen uns keinen Fehlschlag erlauben"

Währenddessen war Magos Lucius zur Runenbank des Projektors geeilt und kommunizierte in Binärcode mit dem Gerät. Das Hololith flackerte und vergrößerte, bis nur noch Arctur Tertius und die den Planeten verbergenden Störungen zu sehen waren. Daneben erschienen in schneller Abfolge Diagramme und Zahlenkolonnen, die der Magos mit surrenden Objektiven verfolgte während sich ihm langsam die grausame Wahrheit enthüllte.

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