29 - sheer torment

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Mein Vater hatte mich aus dem Saal gezerrt und nun standen wir gegenüber voneinander, er starrte mich eindringlich an, seine Hände zuckten, als würde er mir jeden Moment eine Backpfeife geben wollen. ,,Deine Begleitung ist ein Mann? Ist das dein Ernst mein Junge? Und dann macht ihr auch noch vor der ganzen Hochzeitsgesellschaft miteinander rum? Du bist doch nicht schwul, du bist bald verlobt!" ,,Wir haben doch nicht miteinander rumgemacht!" Rief ich schockiert aus und schüttelte aufgebracht den Kopf.

,,Wir haben nur etwas miteinander getanzt und er hat mich am Ende noch umarmt. Was wäre schon dabei, wenn ich schwul wäre?" Fragte ich rhetorisch nach, denn mir war klar, mein Vater hatte darauf keine Antwort. ,,Da wäre eine ganze Menge bei. Du könntest nicht König werden, keine Nachkommen zeugen, du wärst kein richtiger Prinz, wenn du dein Volk so verrätst."

Mir kamen die Tränen bei dem Gerede meines Vaters, seiner so verdammt untoleranten Sichtweise, sogar seinem eigenen Sohn gegenüber. ,,Kinder kann man adoptieren und Lottie kann genauso gut Königin werden, warum auch immer du das nicht willst. Außerdem sind viele unserer Mitbürger sicherlich selber schwul und vielleicht wäre es ihnen ein Vorbild und eine Ermutigung, wenn ihr Prinz sich ebenfall dazu bekennen würde."

,,Moment mal, outest du dich gerade? Das kommt gar nicht in Frage, hast du das verstanden?! Weder Kinder adoptieren, das wäre nicht unsere Blutlinie, noch Charlotte als Königin, hier geht der Mann voran. Weißt du was, ich werde noch heute Abend deine zukünftige Verlobte anrufen und für morgen ins Schloss einladen. Ihr werdet auf den Balkon gehen und vor laufenden Fernsehkameras eure Verlobung verkünden."

,,Das kannst du nicht tun", nun waren alle Dämme bei mir gebrochen und ich weinte hemmungslos. ,,Das würde mein ganzes Leben ruinieren", wimmerte ich, schloss meine Arme um meinen Körper um mich selber zu schützen, mich sicher zu fühlen. ,,Und wie ich das tun kann. Mein Sohn ist ganz sicher nicht schwul. Jetzt hör gefälligst auf zu heulen, mach dich frisch und komm zurück auf den Ball, deine Schwester hat Hochzeitstag." Eiskalt drehte mein Vater sich um, ließ mich allein, sowie jeder es bisher getan hatte.

Schnell damit mich niemand so sah, rannte ich hoch in mein Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu und versuchte die obersten Knöpfe meines Hemdes zu öffnen. Ich fühlte mich, als würde ich keine Luft mehr bekommen und dachte, das ich gerade wohl eine ziemliche Paninattacke bekam. Meine Hände zitterten, meine Augen tränten und ich bekam die Knöpfe einfach nicht auf, weshalb ich so lang verzweifelt am Hemd riss, bis es in der Mitte durchriss. Ich befreite mich aus dem Jackett und dem kaputten Stück Stoff, lehnte mich an die Wand und rutschte daran auf den Boden hinab.

Ich zog meine Knie an, schloss meine Arme darum und machte mich so klein, als würde mich so niemand mehr sehen und verletzen können. Ich brauchte mehrere Minuten, um meine Atmung unter Kontrolle zu kriegen, hielt meine Hände ineinander verschränkt, damit das verdammte Zittern aufhören würde.

Als es plötzlich an der Tür klopfte zuckte ich heftig zusammen und wimmerte nur kläglich. ,,Louis? Ich bin es, darf ich reinkommen?" Hörte ich Zayns Stimme, woraufhin ich nur ein gebrochenes ,,Ja", herausbringen konnte. Langsam öffnete sich die Tür und Zayns Blick schweifte durch das Zimmer, ehe dieser auf mich fiel, wie ich zusammengekauert in der Ecke hockte.

,,Louis, was ist passiert?" Sofort schloss er die Tür und hockte sich neben mich. ,,Ist Harry da?" Fragte ich nur, doch Zayn schüttelte den Kopf. ,,Ich hab gesehen, wie er überstürzt das Schloss verlassen hat. Ich weiß nicht wo er jetzt ist, es tut mir leid Lou." Diese Nachricht half mir nicht sonderlich, es stiegen nur neue Tränen empor und mein Herz schmerzte. ,,Ich brauche Harry", wimmerte ich, wollte aufstehen doch knickte sofort wieder um.

,,Ich ruf ihn an, okay?" Machte Zayn mir den Vorschlag, weshalb ich ihn ziemlich dankbar ansah. Der Pakistani hielt sich das Handy ans Ohr, nachdem er die Nummer gewählt hatte, doch nach rund dreißig Sekunden ging einfach die Mailbox ran und ließ uns unwissend zurück. Verzweifelt stützte ich mein Kopf auf meine Knie, mein Herz pochte qualvoll gegen meinen Brustkorb. ,,Louis, so ungern du das vielleicht hören magst, aber wir müssen zurück auf die Hochzeit. Wo ist dein Hemd? Ich helfe dir es anzuziehen."

Zayn sah mich fürsorglich an. ,,Ist kaputt", nuschelte ich und zeigte auf die hinterste Ecke meines Zimmers, wo ich es hingeschleudert hatte. Er seufzte und erhob sich, wobei er seine Knochen knacken ließ. Dann lief er zu meinem Kleiderschrank und holte einfach ein anderes weißes Hemd raus. Ich trottete zu ihm, obwohl mein Kopf hämmerte und ich einfach die Augen schließen wollte.

Wie ein Roboter ließ ich mir das Hemd und das Jackett wieder anziehen, Zayn ließ auf meinen Wunsch allerdings zwei Knöpfe offen, sonst würde ich wieder das Gefühl bekommen, keine Luft zu kriegen. Ich folgte ihm langsam zurück auf den Ball, wo ich direkt von Lottie in einen Tanz verwickelt wurde. Völlig abgelenkt trat ich ihr immer wieder auf die Füße, meine Gedanken hingen einzig und allein bei Harry.

Wo war er nur hin? So wie sein Gesicht aussah, als der Anruf kam, musste es ja etwas ernstes sein. Außerdem war er einfach so abgehauen und er würde mich ja niemals ohne Bescheid zu sagen stehen lassen. Vorallem weil er mir heute Abend das Gespräch versprochen hatte, darüber zu reden, was wir nun sind. Und ich hatte so gehofft, dass es stattfinden würde.

Seufzend entschuldigte ich mich bei Lottie und ging zu der aufgebauten Theke, wo ich Niall vorfand, der ein Bier in der Hand hatte. ,,Hey", begrüßte ich ihn, bestellte mir dann bei einem Kellner ein Glas Champagner, welches er mir unverzüglich reichte, sodass ich es in einem Schluck leer trank und ein neues bestellte. ,,Was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen?" Fragte mich der Blondhaarige, musterte mich neugierig von der Seite. ,,Du weißt nicht zufällig wo Harry ist?" Fragte ich Niall dann einfach, denn was sollte schon schiefgehen, die beiden waren schließlich beste Freunde.

,,Ne, er hatte sich vollkommen in Eile von mir verabschiedet und er meinte, wenn ich dich sehe soll ich dir ausrichten, dass es ihm leid tut." Verwirrt zog ich die Stirn kraus und überlegte fieberhaft. Es kränkte mich etwas, dass Harry sich von Niall, aber nicht von mir verabschiedet hatte, doch das hatte sicher seine Gründe gehabt. ,,Also hat er auch nicht indirekt erwähnt, wo er hin ist?" Hakte ich nochmal nach, doch wieder erhielt ich nur eine Absage.

,,Läuft da was zwischen euch?" Fragte Niall, sodass ich mich an meinem Champagner verschluckte, von dem ich gerade einen Schluck trank. ,,Bitte?" Quiekte ich, räusperte mich gleich danach. ,,Naja, es kommt ja wohl nicht jeden Tag vor, dass der Prinz von England jemandem in seinem Bett schlafen lässt, der nicht adelig ist. Und weil Harry im Moment sowieso etwas abwesend ist", Niall grinste und wackelte mit den Augenbrauen. ,,Nein", seufzte ich dann, konnte mir das 'leider' gerade noch so verkneifen.

Ich war ziemlich froh, als der Ball endlich vorbei war und ich in meinem Bett lag. Ich hatte mich den Abend über noch gut mit Niall verstanden und er war mir auch gar nicht mehr böse wegen der Aktion heut Morgen. Ich hatte ihm anvertraut, dass ich Harry attraktiv fand und einfach eifersüchtig war. Obwohl, eigentlich hatte Niall das eher erraten und als ich knallrot anlief, wurde ihm das klar.

So sehr ich schlafen wollte, ich konnte nicht. Es war zwar schon mitten in der Nacht, aber Harry neben mir fehlte, die Ungewissheit was mit ihm war und die Sorge vor morgen brachte mich um. Wie sollte ich nur jemals aus dem ganzen hier herauskommen?

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Welches Mädchen denkt ihr wählt Louis' Vater aus?
All the love xx

Royal Desire - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt