Minho: Du willst ein Läufer werden. Gelangweilt atmest du aus. "Gally." "Ja?" "Mir ist langweilig." Du hörst, wie er ebenfalls ausatmet. "Das interessiert keinen." antwortet er nur. Manch einer, okay möglicherweise jeder, würde sagen, dass Gally wohl zu den unsympathischsten und herablassendsten Menschen auf der ganzen Lichtung gehört. Und das war noch nett ausgedrückt, da du diese Aussage im Grunde genommen auf die ganze Welt ausbreiten könntest. Oder auf das, was von ihr noch übrig war. Im Grunde genommen hattest du ja keine Ahnung. Aber mit der Zeit hattest du seine grimmige Art zu schätzen gelernt und ihr seit sowas ähnliches wie beste Freunde geworden. Auch, wenn er es vermutlich verleugnen würde. "Ist dir etwa nicht langweilig?" fragst du ihn und siehst ihn dabei an. Für einen kurzen Moment zögert er. "Doch schon..." gibt er zu. Tatsächlich gab es an dem heutigen Tag für euch nichts mehr zu erledigen. Die Zäune waren repariert, alle Türen, die aus den Türangeln zu fallen drohten, waren wieder befestigt und jegliche Art von Schrauben, Muttern und Nägeln waren bestimmt schon dreimal neu kategorisiert und sortiert worden. Einmal, weil du sie nach getaner Arbeit "versehentlich" wieder runtergeschmissen hast. Was soll man sagen? Wer keine Arbeit hat, macht sich eben welche... "Du kannst von mir aus für heute Feierabend machen. Ich alle!" befiehlt Gally endlich und erhält im Gegenzug vereinzelte "Dankeschön" von den anderen Jungs. "Kommst du mit in den Wald?" fragst du ihn und deutest in die entgegengesetzte Richtung von der, die die anderen Jungs eingeschlagen sind. "Nein danke, ich denke, ich verzichte." "Wenn du meinst, aber du lässt dir da einiges entgehen." lachst du. "Du wirst schon ohne mich genug Spaß haben. " antwortet er nur und mustert die Werkzeuge, die an der Wand hängen. "Das ist alles komplett falsch..." murmelt er mehr zu sich selbst. Du lachst und gibst ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wang. Auch wenn er dich nicht ansieht, kannst du aus dem Augenwinkel trotzdem das Lächeln erkennen, was sich auf seine Lippen schleicht. Du läufst los und als du sicher bist, dass du weit genug entfernt bist, als dass dich einer der Jungs noch sehen kann, bewegst du deine Beine schneller bis sich dein Laufen schließlich zu einem voll ausgebildeten Sprint entwickelt. Du kommst mit leicht erhöhtem Atem im Wald an und schlägst deinen Weg in Richtung deines Parcours ein. Es hatte dich einige Wochen, wenn nicht sogar Monate gekostet, bis du bemerkt hattest, dass diese Gegend des Waldes eigentlich nie von jemand anderem außer dir betreten wurde und hattest dich daher dazu entschlossen, das komplette Potential deiner dank Gally nun verbesserten Handwerker-Fähigkeiten auszunutzen. Es ist dein ganz persönliches Geheimnis. Du ziehst deine Sportsachen aus einer Baumhöhle hervor und beginnst deine Routine. Du kletterst die Leitern an den Bäumen entlang, hüpfst von Baumstamm zu Baumstamm. Zwischen jedem neuen Hindernis erhöhst du den Schwierigkeitsgrad und liegst am Ende schnaufend und nach Luft schnappend auf dem Boden. Du spürst, wie das Adrenalin deinen ganzen Körper durchfließt und lachst laut auf. So fühlt es sich an glücklich zu sein. Frei zu sein. Doch im nächsten Moment ist es genau der Gedanken, der deine vorhin noch so euphorischen Glücksgefühle dämmt. Frei sein. Das nächst Beste Freiheitsgefühl was es hier gibt, muss sein, durch die Gänge des Labyrinths zwischen den efeubewachsenen Wänden hindurch zu rennen und den Wind im Gesicht zu spüren. Zwischen den dicken Baumstämmen und dichten Blätter der Bäume schafft es kaum ein kühler Luftzug hindurch, wenn überhaupt. Aber das könntest du Minho nie sagen. Das Labyrinth birgt viel zu viele Gefahren. Jeden Tag wäre es möglich, dass du es nicht zum richtigen Zeitpunkt durch die Tore hindurch schaffst und hinter den Toren gefangen auf deinen qualvollen Tod warten könntest. Und trotzdem... Trotzdem war es diese Unvernunft, die jede Zelle deines Körpers einnahm und deine Beine anflehte, endlich diese letzten Schritte von dem weichen Gras der Lichtung auf den kalten, steinernen Boden zu tun, wenn du, wie so oft, vor der Öffnung stehst und in den dunklen Gang hinein starrst. Jeden Abend erzählte Minho dir von den neuen Erkenntnissen, die die Läufer im Labyrinth gemacht hatten und wann immer er seinen steifen Nacken dehnte, oder seine müden Glieder schlaff auf euer Bett fallen lies, gab es nichts in dir, dass sich nicht auch nach diesem Gefühl sehnte. Klar, hatte Gally auch seine Methoden, deinen Körper bis an die Grenze der Erschöpfung zu treiben, aber das war etwas anderes. Diese Arbeit verrichtetest du in einem Kessel, von dessen einem Ende du den direkten Zugang und die Sicht zum anderen hattest. Du schaust auf deine Uhr und bemerkst mit einem Schrecken, dass sich dein Training weitaus länger gezogen hatte als du beabsichtigt hattest. "Die anderen machen sich bestimmt schon sorgen!" rufst du entsetzt auf und packst schnell all deine Sachen zusammen. Doch als du los renne willst, prallt dein Körper auf einmal unsanft gegen einen anderen. Erschrocken schaust du auf und starrst in das ebenso erschrockene Gesicht von Minho."Ich...Ähm..." stottert ihr beide synchron. "Ich hab mir sorgen gemacht und ähm... das war... wow... D/N... was ich da gesehen.. .was du da.... Es war.. Es war... Es war tatsächlich ganz okay." beendet er seinen Satz. "Ganz okay? " fragst du mit hochgezogener Augenbraue. Du verschränkst deine Arme vor der Brust. "Dann mach es doch besser." forderst du ihn auf und streckst einen Arm einladend zum Parkour hin. Seine Lippen verziehen sich zu seinem bekannten selbstgefälligen Grinsen. "Mit dem größten Vergnügen." Nach einer weiteren Stunde liegst du wieder schnaufen und nach Luft schnappend auf dem Boden. Diesmal jedoch mit Minho, welcher ebenso aus der Puste neben dir liegt und seine verschwitzte Hand mit deiner verschränkt. Für eine Weile liegt ihr nur so da, bis sich eure Herzschlage langsam wieder beruhigen. "Wieso hast du mir nie hier von erzählt?" fragt er dich und dreht sich auf die Seite. "Ich hatte Angst, du würdest es nicht wollen." gibst du zu, während er dich mustert. "Wo gegen etwas haben? Das du das tust, was du am besten kannst?" fragt er dich und gibt dir einen Kuss auf die Stirn. Er streicht dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es kitzelt, aber du lachst nicht. "Ich... Ich hätte nicht gedacht, dass du es verstehst. Dass du mich für zu schwach halten würdest. Nicht willst, dass ich mich in Gefahr begebe." "Das ist doch bescheuert." Meint er und steht auf. "Ich soll dich nicht verstehen? Bin nicht gerade ich derjenige, der dich am besten versteht? Ich habe dir nie das Gefühl gegeben, dass du für irgendwas nicht gut genug wärst und jetzt hältst du mir sowas vor? Lächerlich ist das." sagt er, während er sich das Gras von der Hose klopft. "So war das nicht gemeint, ich..." "Spar es dir." bricht er dich ab. Seine Stimme klingt nicht nach ihm. Viel kühler. "Das Training beginnt morgen um 7. Und sei ausgeruht. Vielleicht ist es das beste, wenn du heute alleine schläfst." sagt er bevor er dich alleine im Wald zurück lässt. Unter allen anderen Umständen hättest du dich gefreut, aber zu wissen, dass Minho nicht einmal mehr mit dir im selben Bett schlafen kann, überwiegt dein Freudengefühl. So sollte sich Freiheit nicht anfühlen.
DU LIEST GERADE
MAZE RUNNER Preferences und Imagines
FanfictionWenn ihr irgendwelche Anfragen habt, dann schreibt sie mir einfach in den Kommentaren oder schreibt mir eine private Nachricht :) Viel Spaß beim Lesen!