Kapitel 10

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~Aiden~

Die Tür schloss sich mit einem lauten Knallen. Immer noch lag ich auf dem Boden. Jedoch jetzt, genauso wie das Mädchen von gerade eben, in der dunkelsten Ecke des Ganges, die nicht von der matt leuchtenden Lampe angestrahlt wurde. Der Boden war kühl, doch dennoch war mir nicht kalt. Ich hörte leise Schritte auf mich zu kommen. Im gleichen Moment schnappte die Tür zum Abstellraum zu. Die schweren Schritte kamen immer näher. Unruhig rutschte ich hin und her. Ich wollte nicht verletzt wirken. Nicht vor ihm. Warme Hände schlossen sich um meinen Fußknöchel. Sanft fuhren sie auf und ab. In meiner Brust flatterte es. Vorsichtig beugte ich mich vor,versuchte aufzustehen. Meine Hände krallten sich in die Oberarme meines Gegenübers, in dem Versuch nicht umzuknicken. Immer weiter rutschten meine Hände ab. In Sekundenschnelle wurde ich an eine feste warme Brust gedrückt. Mein Gesicht drückte ich so gut wie es ging in das T-Shirt. Ich schloss die Augen. Der Duft der Person vor mir umhüllte mich. Einige Minuten vergingen schweigend. Jeder genoss die Nähe des Anderen. Mein Knöchel schmerzte leicht. Verbissen versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. „Alles gut? ", hörte ich seine tiefe Stimme leise flüstern. Ging es mir gut? Körperlich tat mir mein Knöchel leicht weh, aber ob es mir innen drin gut ging wusste ich nicht. Seufzend sagte ich „Ich denke schon". „Du denkst schon? ", fragte er meine vorherige Antwort. „Ja es geht mir gut. Mein Knöchel tut nur etwas weh",vervollständigte ich meine Antwort. Die Wärme, die mich vorerst umschlungen hatte verlor sich in der Kälte des Ganges. Er hatte seine Arme von mir genommen. Es schmerzte, wenn er war, wir er nun war. Ruhig schaute ich ihm zu, wie er sein Sweatshirt richtete, sich kurz durch die Haare fuhr und seine schwarze Brille richtete. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Es war einer dieser Momente wo er unerreichbar Ar auf mich wirkte. Mit einer Hand stützte ich mich an der Wand ab, um mein Gewicht von meinem schmerzenden Fuß zu vergeringern. Ich starrte weiterhin die Person vor mir an. Alles was er tat verfolgte ich mit meinen Augen. Wie er sich nervös über die Stirn fuhr, hektisch hin und her schauend um zu kontrollieren ob wir alleine waren. Auch ich war angespannt. Wie würde er als nächstes reagieren? Im gleichen Moment trat wie ich mich dies fragte, schnellte sein Kopf zu mir herum. Seine grünen Augen trafen auf meine.Lächelnd ging er auf mich zu. Ich schaute ihn misstrauisch an. Ich fühlte mich seltsam. In seiner Gegenwart war ich anders. Aber ob ich dadurch ein besserer Mensch war wusste ich nicht. Konnte mich ein einziger Mensch auf so drastische Weise verändern? Ich erschauerte. Er war unbemerkt ganz dicht an mich rangetreten. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, die Wärme die sein Körper ausstrahlte. Er hatte seine Arme an der Wand abgestützt und schaute mich mit einem intensiven Blick an. Ich starrte zurück. Mir fielen seine grünen Augen immer und immer wieder auf. Seine markanten Gesichtszüge ließen ihn mysteriös wirken und zugleich attraktiv. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht. Mit einer Hand, mit der ich mich nicht an der Wand abgestützte, Strich ich sie mit Leichtigkeit hinter das Ohr. Dieser Moment war atemberaubend. Meine angehaltene Luft ließ ich langsam entweichen. Wiedermals schaute ich ihn an. Seine breiten Schultern, der leichte Dreitagebart. Alles war perfekt, dich wenn ich nachdachte stellten sich mehr und mehr Hürden zwischen mich und die Person vor mir. Auch er hatte wahrscheinlich über die Realität nachgedacht, denn er schaute mich nicht mehr so liebevoll an wie vorher, sondern eher als würde er mich verfluchen wollen. Was könnte ich für diese Situation? Wir waren beidseitig dafür verantwortlich. Er trug genauso viel Schuld wie ich. Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich ihn an. Es machte mich wütend. Sehr wütend sogar. Wir schauten uns an. Beide waren wir sauer. Ich stieß mich von der Wand ab, schupste ihn zur Seite und zischte„Lass mich durch! Dein Anblick macht mich krank! ". Ohne auf seine Antwort zu warten schnappte ich meinen Rucksack, stapfte zur Tür nach oben. Den schmerzenden Fuß ignorierte ich gekonnt. Unbemerkt ging ich die langen Korridor entlang. Draußen wehte ein leichter Wind. Von weitem erkannte ich Mason, der in unserer Ecke stand und so wie alle es von uns taten, eine Zigarette in der Hand hatte. Mit laut schlagendem Herz trat ich zu ihm. Seit dem ich mit dieser einen Person zu tun hatte, geriet mein Gefühlsleben außer Kontrolle. Hätte er nicht da bleiben können wo er vorher war? Er sollte, meiner Meinung nach, am liebsten dahin wo der Pfeffer wächst. Ein lautes Räuspern neben mir ließ meinen Blick zu Mason wandern. Gefühlslos schaute ich ihn an. Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte Mason in mein Gesicht. „Was? ", blaze ich ihn an. „Hat es mit....", fing Mason an seine Frage zu stellen. „Ja, hat es ", unterbrach ich ihn. „Hör auf dich mit ihm zu treffen", meinte er nur. Mich nicht mehr mit ihm treffen? Hörte sich verlockend an. Aber ohne ihn? Mein Körper verkrampfte sich. „Nein", sagte ich leise, „Auf keinen Fall! ". „Aiden!". „Nichts Aiden! ", fuhr ich ihn an, „Ich will mich mit ihm treffen und dich hab ich nicht nach irgendwelchen Tipps gebeten!". Was dachte er sich eigentlich? Amüsiert schmunzelte mein Bruder. „Du verhältst dich wie ein durch und durch verknallter Teenager. Aber ehrlich gesagt auch nur bei ihm. Naja, er ist auch der einzige der dich so aus der Haut fahren lässt". Ich verdrehte die Augen. „Hast du gerade die Augen verdreht? ", fragte Mason erstaunt. Genervt schüttelte ich den Kopf und schaute weg. „Las die Finger von ihm", hörte ich meinen Bruder sagen. Er meinte es ernst. Er meinte es wirklich ernst. „Siehst du nicht wie schlecht es dir geht seitdem er hier ist? ". „Lass es", meinte ich leise, „Lass es einfach. Du kannst daran nichts ändern ". „Wer weiß noch von davon?". Stille. Wer wusste noch davon? Soweit ich wusste niemand. Er hatte es keinem erzählt und ich nur Mason. „Aiden, wer weiß noch davon?!"fragte Mason nervös. Ich zuckte mit den Schultern. „Wer weiß noch davon, Aiden?!", fragte Mason angespannt,„Verdammte Scheiße, wer weiß noch davon? ". Mit einem Ruck drehte ich meinen Kopf zu ihm. Fest schaute ich ihn in die Augen. Meine Stimme war ruhig, als ich sagte „Es weiß nur eine Person davon. Und das bist du Mason. Ich wäre sehr froh, wenn, dass erstmal so bleibt". Geschockt starrte er mich an. „Ich bin der einzige der davon weiß? Der einzige? Du hast es den Anderen nicht erzählt? ". Wortlos stand ich auf. Generell hatte es vor wenigen Minuten zur nächsten Unterrichtsstunde geklingelt.„Warum hast du es nur mir erzählt?", hörte ich Mason fragen. Warum hatte ich es nur ihm erzählt? War es, weil ich ihm vertraute? Nein, dass war es nicht. Es war ein komplett anderer Grund. Ich holte tief Luft. Die nächsten Worte waren für viele verletztend, doch Mason kannte mich. Er wusste wie ich reagieren würde. Und er wusste auch, dass ich mich so gut wie nie jemandem anvertraute. „Ich habe dir das er zählt, weil ich es wollte. Nicht, weil du mein Bruder bist. Es hätte meinetwegen jemand komplett fremdes sein können,aber trotzdem weißt du, dass ich die wichtigsten Dinge nie erzählen würde. Es gab keinen genauen Grund Mason. Es war eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die ich hoffentlich nicht bereuen werde". Mit diesen Worten führte ich meinen Weg zum Klassenraum fort. Die Flure waren leer. Vereinzelt hörte man Geräusche aus den einzelnen Räumen,doch diese ignorierte ich. Ich kam an einer offenstehenden Tür vorbei. Mehrere Mädchen, aus anderen Kursen, saßen dort und schauten mich an, tuschelten miteinander und kicherten. Fragend hob ich eine Augenbraue. Daraufhin wurde das Gekicher umso größer. Verärgert schüttete ich meinen Kopf. Wie oberflächlich die meisten dich waren. Kam ein Junge vorbei, der beliebt oder gut aussah, taten sie auf die nettesten und schlausten Mädchen. War man nicht in Hörweite von ihnen machten sie Menschen die anders als sie waren fertig. Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür zu meinem Klassenraum. Welches Fach wir hatten wusste ich nicht. Die Tür ging mit einem lauten Knallen zu. An liebsten hätte ich mir meine Kapuze über den Kopf gezogen und die Hände in den Taschen vergraben. Doch das ging nicht. Eine Kapuze hatte ich zwar, aber man konnte sie nicht über den Kopf ziehen. Auch kam es mir als unhöflich gegenüber dem Lehrer vor. Meine Beine leiteten mich zu den hinteren Plätzen. Den Rucksack laut polternd zu Boden fallend setzte ich mich hin. Die Klasse war still. Meinen Blick hatte ich auf den Boden gesenkt. Sollten Sie doch gucken. Etwas zu sagen würde sich wahrscheinlich keiner trauen. Auch wenn, sich jemand trauen würde etwas zu sagen war es mir egal. „Aiden", hörte ich die Stimme. Seine Stimme. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Hatte ich etwa vergessen dass ich jetzt bei ihm, ausgerechnet bei ihm, Unterricht hatte? Anscheinend schon. „Aiden? ", sagte er wieder. Ohne es wirklich zu wollen schaute ich auf. Mein Blick heftete sich auf die Tafel. Einzelne Zahlen und Namen standen dort. Geschichte. Ausgerechnet jetzt. „Aiden", sagte er wiederholtenmales. Seufzend machte ich ein Geräusch, dass ihm sagte, dass ich verstanden hatte. „Ich möchte, dass du deinen Rucksack holst, vor die Tür gehst und nochmal anklopfst ". Tief holte ich Luft. Meinen Rucksack hatte ich seitlich auf einer Schulter. Mit ein paar großen Schritten hatte ich den Raum durchquert und die Tür hinter mir geschlossen. Ein zweites mal schaute ich auf die alte Holztür. Mit einer Hand klopfte ich an. „Herein", hörte ich seine dumpfe Stimme. Mit Schwung öffnete ich die Tür. „Entschuldigung für die Verspätung. Ich wurde aufgehalten. Es wird nicht mehr vorkommen ",leierte ich die übliche Floskel herunter. „Wodurch wurdest du aufgehalten, Aiden?",stichelte er nach. Wollte er mich provozieren? War das seine Art, die Wut die er über mich hatte, freien Lauf zu lassen? Ich trat mehr und mehr in den Klassenraum. „Durch ein Gespräch", sagte ich kurz angebunden. „Und diese 'Gespräch', wie du es nennst, konnte nicht verschoben werden? Beispielsweise auf außerhalb der Schule? ". Er dachte dich nicht etwa? Mein Körper spannte sich an. „Nein, das Gespräch konnte nicht verschoben werden. Wissen Sie, manche Dinge passieren einfach, ohne dass man es vorher geplant hat". Etwas regte sich in seinen Augen. Es hatte ihn getroffen wie ich mit ihn sprach. Er räusperte sich und meinte ebenso kalt „Wir werden nach der Stunde reden,
Aiden". Anscheinend dachte er sein letzter Satz hätte bei mir Eindruck hinterlassen, doch dem war nicht so. „Meinetwegen ", meinte ich achselzuckend. Die Kieferknochen meines Gegenübers malten aufeinander. „Gut, dann haben wir uns ja verstanden",zischte er. „Ja, dass haben wir ", gab ich genauso zischend zurück. Der Mann vor mir wollte einen neuen Satz beginnen, doch die Pausenglocke hinderte ihn daran. Erschrocken wichen die Schüler aus dem Raum. Sie drengten sich an mir vorbei, da ich wie ein Schiff in der Brandung immer noch an Ort und Stelle stand. Es lag eine intensive Aggressivität in der Luft. Es vergingen wenige Minuten,indem wir darauf warteten, daß jeder Schüler aus den Fluren gewichen war. Laut knallte er, seine vorhin in der Hand haltenden Bücher, auf den Boden. Es machte bei mir keinen Eindruck. Er sollte wissen, dass ich vor ihm keine Angst hatte. „Was denkst du eigentlich wer du bist? ", schrie er mich an. „Ich weiß wer ich bin",sagte ich gelassen, „Ich bin Aiden. Ich bin jemand der keinen Respekt davor hat, wenn andere versuchen jemanden vor den ganzen Schülern bloßzustellen ". „Ach ja? Bloß stellen?", schrie er weiter, „Willst du mich eigentlich verarschen?! Erst läufst du einfach weg, dann kreuzt du wenige Minuten vor Unterrichtsende hier auf und tust so als würdest du der mysteriöse Junge von nebenan sein, also sag nicht, ich hätte versucht dich bloß zu stellen! ". „Es reicht",sagte ich schneidend. Ohne auf sein perplexes Gesicht zu achten ging ich die wenigen Schritte, die uns von einander trennten, auf ihn zu, presste mich an ihn und drückte meine Lippen auf seine. Seine Lippen waren weich. Wir bewegten uns aggressiv. Jeder von uns beiden wollte die Oberhand gewinnen. Kechend lösten wir uns voneinander. Gebracht hatte er nichts. Beide waren wir saurer als vorher. Nah standen wir beieinander. Wir schauten uns in die Augen. Blau traf auf Grün. „Aiden", flüsterte er leise. „David", flüsterte ich zurück. Wir waren gleich groß. Unsere Köpfe hatte wir bei dem jeweils anderem in die Kuhle zwischen Kopf und Schulter gelegt. Ein weiteres Klingeln unterbrach den Moment. Die nächste Stunde fing in wenigen Momenten an. „Bis morgen David", sagte ich leise und küsste ihn auf die Stirn. „In der Schule Mr. Mc'Cartney ", gab er zurück. „Gut", erwiderte ich, „dann bis morgen Mr. Mc'Cartney ". Die Tür schloss sich hinter mir und wie so oft waren wir beide durch eine Hürde von einander getrennt.
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Hallöchen meine Lieben 👋🏻💞
Wie fandet ihr das Kapitel? Verstanden wer 'Er' ist?😏😏😏
Habt ihr Fragen zu der Geschichte?😊🌼
Schreibt sie einfach per Nachrichten oder in die Kommentare!
Bis bald❤️❤️❤️
Eure ~M

P.S.:Ratet welcher Junge im nächsten Kapitel dran kommt!😏😊😂😎🤔❤️

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