Olivia
Mit etwas Verspätung erreiche ich das Haus meiner Eltern. Der Verkehr hat mich Zeit und Nerven gekostet und ich bin einfach nur froh, dass ich mich nun gleich entspannen und das gute Essen meiner Mutter genießen kann.
Als ich meinen Kleinwagen vor der Einfahrt meiner Eltern parke, greife ich in meiner Tasche nach einem Haargummi, um mir meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammenzubinden. Ich ziehe den Schlüssel aus dem Zündschloss und kontrolliere ein letztes Mal mein Aussehen im Rückspiegel, bevor ich aus dem Wagen steige.
Als ich um den Wagen herumlaufe, steigt mir bereits der angenehme Geruch von Essen in die Nase, der sich aus dem gekippten Küchenfenster schlängelt und mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Mein Blick fällt in den Vorgarten meiner Mutter, den sie mit so viel Hingabe pflegt und der mittlerweile in voller Pracht erblüht. Erst neulich hatte sie von den tollen Blumen geschwärmt und ich kann nur bestätigen, dass das Farbspiel mehr als gelungen ist.
Es beruhigt mich, dass sich seit meinem letzten Besuch nichts verändert hat. Sogar das Flutlicht an der Garageneinfahrt, auf dessen Defekt ich meinen Vater vor ein paar Wochen aufmerksam gemacht habe, ist noch nicht repariert.
Typisch mein Vater, denn wenn es um handwerkliche Tätigkeiten inner- und außerhalb des Hauses geht, lässt er sich immer sehr viel Zeit. Vielleicht liegt es auch daran, dass mein Vater mit zwei linken Händen geboren ist und es vielleicht auch für alle Beteiligten das beste ist, wenn meine Mutter oder ich diese Aufgaben für ihn übernehmen.
Ich kann ihn ja später fragen ob er eine Ersatzbirne im Haus hat, damit ich diese später austauschen kann. Nicht, dass er mit seinem Talent noch die halbe Straße lahm legt.
Immer noch schmunzelnd steige ich die Treppen hinauf und bin gerade dabei die Klingel zu betätigen, als bereits die Tür schwungvoll aufgerissen wird. Mein Vater steht unter dem Türrahmen und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Schnell zieht mich der zwei Meter Mann mit einem Herzen aus Gold in eine feste Umarmung.
"Kleines, ich habe dich so vermisst", sagt er emotional und verstärkt seinen Griff. "Dad, ich ersticke", murmele ich gegen seine Schulter, denn ich bekomme keine Luft. Abrupt löst mein Vater seinen Griff und wie beide müssen anfangen zu lachen. "Tut mir leid, aber ich bin so verdammt stolz auf dich. Deine Mutter hat mir es schon erzählt. Aber komm' erstmal rein. Das Essen müsste jeden Moment fertig sein", sagt er und schließt die Tür hinter uns.
"Wie ich sehe, hattest du noch keine Zeit das Licht zu reparieren", ziehe ich ihn auf, während ich meine Tasche auf die Treppe stelle und meine dünne Jacke an die Garderobe hänge. Mein Vater schüttelt nur mit dem Kopf.
"Du klingst schon, wie deine Mum. Sie liegt mir seit Wochen in den Ohren, aber keine Angst, dieses Jahr wird es noch passieren", zwinkert er mir zu.
"Du meinst genauso, wie du Mum versprochen hast, die Bewässerungsanlage im Garten zu reparieren? Oder kann Mrs. Brown jetzt wieder in den Garten, ohne dabei von einer Wasserfontäne erfasst zu werden?", lache ich und sehe wie mein Vater spielerisch die Hände in die Hüften stemmt.
"Ich korrigiere, du bist schlimmer als deine Mutter und du wirst überrascht sein, es war letzte Woche jemand da, der es repariert hat. Mrs. Brown hat mich, als sie es gesehen hat, sogar umarmt und das muss bei der griesgrämigen Tante schon was heißen", erzählt er stolz und ich kann mich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Allein die Vorstellung wie unsere Nachbarin meinem Vater um den Hals fällt. Zu köstlich.
"Ich schau' mal später nach einer Glühbirne, dann helfe ich dir dabei", schlage ich vor und folge meinem Vater den Flur entlang, der sich nochmals kurz in den Keller verabschiedet, um Getränke zu holen.
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Lovin Olivia (HS Fanfiction)
Fanfiction„Ich sterbe. Jede Minute ein bisschen mehr. Wenn das die Aussicht auf den Himmel ist, dann sterbe ich verdammt gern'" Sie liebt die Ordnung, ihre bunten Marker und die Kontrolle. Vorzeigestudentin Olivia Hunter ist es gewohnt, dass alles nach Plan l...