Olivia
Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich schon mit dem Gedanken gespielt habe, mich einfach aus dem fahrenden Auto zu werfen. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Händeringend suche ich nach einem passenden Thema, um die dreißigminütige Autofahrt zur Universität mit Gesprächsstoff zu füllen. Nach dem dritten Exkurs über das sonnige Wetter Kaliforniens gebe ich auf und überlasse Chloé die Führung.
Zu meinem Glück ist sie alles andere als auf den Mund gefallen. Ohne Punkt und Komma redet sie auf mich ein und ermöglicht mir somit, einen kleinen Einblick in ihr Leben zu bekommen. Ihr Studium, die darauf folgende Festanstellung bei Columbia Records, ihre Hobbies und ihre Abneigung gegenüber Vögeln sind Teil dieser etwas einseitigen Gesprächsführung.
Chloé scheint dies nicht wirklich zu stören.
Wird wahrscheinlich nicht das erste Mal sein, dass sich Menschen in ihrer Anwesenheit eingeschüchert fühlen, denn ihr Aussehen harmoniert perfekt mit ihrer lockeren und teilweise ziemlich vulgären Ausdrucksweise.
Ich lausche ihrer kratzigen Stimme und kann es nicht vermeiden, sie dabei unentwegt anzustarren. Ich spiele sogar mit dem Gedanken sie zu ihren Tattoos zu befragen, denn vielleicht gibt es ja einen tieferen Grund für ihre Vorliebe für bunten sowie metallenen Körperschmuck. Leider fehlt mir hierzu der Mut und versuche diese Frage auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Es ist schon faszinierend, wie unterschiedlich Menschen sein können, denke ich und beschließe über die äußerlichen Differenzen hinwegzusehen, denn jeder hat eine Chance verdient. Ich bin kein Mensch, der andere anhand ihres Äußeren verurteilt. Das ist unfair und oberflächlich. Zudem wirkt sie bemüht, meine Ankunft so angenehm wie möglich zu gestalten und ich ertappe mich sogar dabei, wie sie mir ab und an, ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen zaubert.
Nathalie hat vermutlich Recht, als sie mich darauf versuchte vorzubereiten, dass Menschen aus der Musikbranche als Freigeister zu bezeichnen sind, die in unterschiedlichster Art und Weise ihrer Kreativität Ausdruck verleihen. So auch die ausgeflippte Rockergöre neben mir und ich bin sehr gespannt, auf welche vielfältigen Charaktere ich während meines Praktikums noch treffen werde.
Wir erreichen eine belebte Straße und ich erkenne schon von weitem, dass wir uns nicht mehr weit entfernt von der Uni befinden. Junge Menschen mit Rucksäcken und Taschen, in ihren Händen, meist einen Bücherstapel haltend, die in unterschiedliche Richtungen strömen. Ich spüre wie meine Aufregung steigt, denn ich kann es kaum erwarten mein Zimmer zu sehen, von dem mir Chloé bereits vorgeschwärmt hat.
Wir biegen nach rechts ab und fahren in eine kleine Seitenstraße, bevor Chloé den Wagen auf einen großen Parkplatz schwenkt.
„So, da sind wir. Willkommen an der UCLA", trällert sie und ich schaue auf ein Gebäude vor mir, das mir aufgrund meiner ausgiebigen Internetrecherche direkt ins Auge springt. Ich bin positiv überrascht, denn es wirkt noch moderner und größer, als die Bilder es haben vermuten lassen. Dann noch das sonnige Wetter und die angenehmen Temperaturen, für die die „Stadt der Engel" ja bekannt ist, lassen mich die Anstrengung der letzten Stunden augenblicklich vergessen.
Ich steige aus dem Wagen und gehe zum Kofferraum, um mein Gepäck auszuladen, doch Chloé kommt mir zuvor und besteht darauf mir dieses abzunehmen. Sie setzt sich daraufhin in Bewegung und bittet mich ihr zu folgen.
„Ich bin überzeugt, dass dir das Zimmer gefallen wird", sagt sie, während sie den Koffer die steinigen Treppen hochträgt und mir die Eingangstür wartend aufhält. Ich bedanke mich und betrete das Gebäude, dass meinen ersten positiven Eindruck nur noch weiter bestätigt.
Im Vergleich zu diesem Wohnheim wirkt meine Unterkunft in New York wie ein billiges Stundenhotel. Altes Gemäuer wurde mit modernem Equipment kombiniert und die hohen Decken sowie großen Fenster lassen eine helle und freundliche Atmosphäre enstehen.
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Lovin Olivia (HS Fanfiction)
Fiksi Penggemar„Ich sterbe. Jede Minute ein bisschen mehr. Wenn das die Aussicht auf den Himmel ist, dann sterbe ich verdammt gern'" Sie liebt die Ordnung, ihre bunten Marker und die Kontrolle. Vorzeigestudentin Olivia Hunter ist es gewohnt, dass alles nach Plan l...