Teil 4

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Zwölf Jahre später...


Genüsslich streckte ich mich in meinem Bett und genoss die Sonnenstrahlen, die in mein Gesicht fielen. Gestern Abend bin ich ziemlich spät ins Bett gekommen, da ich noch Hausaufgaben machen musste. Darum bin ich umso dankbarer, dass ich heute ausschlafen konnte. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich das auch ausgenutzt hatte. Es war schon fast Mittagszeit. Langsam drangen von unten Stimmen und Musik an mein Ohr und ich lächelte automatisch. In diesem Haus vergeht kein Tag, an dem nicht gesungen oder getanzt wird. Und gerade das liebe ich so an meiner Pflegefamilie, egal was passiert, sie lassen sich durch nichts die Laune verderben, Sorgen werden einfach weg getanzt. Tanzen habe ich schon als Kind geliebt, und nachdem ich in dieser Familie aufgenommen wurde, hat sich das noch verstärkt. Seit fast acht Jahren gehe ich in das nahe gelegene Tanzstudio und nehme dort Unterricht. Mein Tanzlehrer möchte mich sogar auf Wettkämpfe vorbereiten, aber ich bin unsicher ob ich dafür gut genug bin. Ich meine, ich kann schon ziemlich gut tanzen, neue Tänze lerne ich auch deutlich schneller als die meisten in meiner Gruppe. Doch ob das reicht um auch eine Trophäe zu gewinnen, weiß ich nicht.


Der Duft von Pfannkuchen stieg mir in die Nase und überzeugte mich davon, mein warmes, kuscheliges Bett zu verlassen. Ich schlüpfte schnell in meine Jogginghose, zog mir ein T-Shirt über und ging in die Küche. Meine Pflegemutter stand am Herd und kehrte mir den Rücken zu, während mein Pflegevater unter der Spüle hockte und versuchte den Abfluss zu reparieren. Er versucht immer, alles wieder selber in Stand zu setzen, hat aber leider zwei linke Hände, wenn es um Handwerksarbeiten geht. In den meisten Fällen richtet er mehr Schaden an, als das er diese behebt. Daran haben meine Mutter und ich uns aber schon gewöhnt, und ließen ihn gewähren. Später wurde dann der Handwerker gerufen, der dann alles wieder in Ordnung brachte.

„Appa, was versuchst du da schon wieder?", lachte ich. „Oh, guten Morgen, Hobi. Bist du auch mal ausgeschlafen?", begrüßte mich meine Mutter. Sie drehte sich zu mir um und lächelte mich an. Ich ging zu ihr rüber und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen, Eomma. Der Geruch von deinen leckeren Pfannkuchen hat mich herunter gelockt." Ich stellte für drei Personen Geschirr und Besteck auf den Tisch und holte aus dem Kühlschrank Sirup und Marmelade für die Pfannkuchen. Appa und Eomma essen Pfannkuchen immer mit Speck oder gefüllt mit einer Fleischmischung und Creme fraiche, ich dagegen bevorzuge sie mit süßem Aufstrich.


„Hobi, wir hatten gerade darüber gesprochen heute mal wieder ein paar Spiele zu spielen oder einen Filmabend zu machen. Was hältst du davon?" Ich sah meinen Appa über den Tisch hinweg an und machte schnell meinen Mund leer. „Das klingt eigentlich nach einer super Idee, aber ich muss heute wieder arbeiten. Heute Nachmittag bin ich im Café und danach bin ich wieder in der Tanzschule." Ich sah wie meine Mutter und mein Vater enttäuscht einen Blick tauschten. Es war nicht das erste Mal, dass ich einen Familienabend aussetzen musste. Gerade in den Nachmittagsstunden ist das Café gut besucht, weswegen dies meine Hauptarbeitszeiten sind. Natürlich kommt da noch hinzu,dass ich vormittags die Schule besuche. „Hobi, du arbeitest zuviel. Du weißt, du musst das nicht machen. Wir haben genug Geld, um dir die Schule, das Tanzen und weitere Wünsche zu erfüllen. Genieße doch deine Jugend, du musst im Alter noch genug arbeiten.", seufzte meine Mutter. Eomma und Appa konnten nicht nachvollziehen, warum ich mein eigenes Geld verdienen will. Aber ich hatte schon einmal eine Familie verloren, weil das Geld zu knapp war, das soll mir nicht noch einmal passieren. Aber von diesen Sorgen brauchen sie nichts zu wissen, damit muss ich ganz alleine klar kommen.

„Eomma, das Thema haben wir fast täglich. Du weißt, ich möchte mir was dazuverdienen um mir auch mal was leisten zu können. Wenn ich wirklich an Wettbewerben beim Tanzen mitmachen soll, kostet das auch einiges. Und dann bin ich froh, wenn ich etwas Geld angespart habe." Appa stimmte mir in dieser Sache zu, allerdings nur, solange meine Schulischen Leistungen darunter nicht leiden. Das ist jedoch so eine Sache, ich bin nicht unbedingt schlecht, aber die Naturwissenschaftlichen Fächer, wie Biologie, Physik oder Chemie liegen mir nicht unbedingt. Und auch mit Englisch stehe ich auf Kriegsfuß. Doch ich strengte mich wirklich an und lernte in jeder freien Minute. Und mein Chef im Café half mir gelegentlich auch beiden Hausaufgaben. So hielt ich meine Noten zumindest immer im mittleren Leistungsbereich. Damit war ich zufrieden und auch meinen Eltern reichte dies aus.

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