Teil 2

25 2 0
                                    

„Mama?", fragte ich ganz glücklich. Aber als ich mich dann umgedreht habe,war das nicht meine Mama, die da steht. Eine ganz fremde Frau guckt mich an, sie sieht nett aus. Aber nicht so nett wie meine Mama. Sie hat sich vor mich hingekniet und lächelt. „Hallo, ich heiße Emi. Ich arbeite hier. Und wie ist dein Name? Hast du dich verlaufen?"fragt sie mich. Schniefend schüttle ich den Kopf. „Nein, Mama und Papa kommen gleich wieder. Ich war nur Karussell fahren. Und dann waren sie weg. Bestimmt kaufen sie mir ein Eis. Papa weiß das ich Eis gerne esse. Besonders Schokoladeneis. Magst du auch Eis?" Emi nickt und sagt dann, dass der Park bald schließt und alle nach Hause gehen müssen. „Komm mal mit, wir gehen hier mal vom Karussell weg und setzen uns in mein Büro. Da suchen wir deine Eltern dann, Okay? Du kannst dann mit dem Lautsprecher eine Durchsage machen und jeder im Park hört dich. Und wenn deine Mama und Papa hier sind hören sie dich auch und wissen wo du bist. Dann können sie kommen und dich wieder abholen.", sagt Emi und reicht mir ihre Hand. Mama sagt immer ich darf nicht mit fremden Menschen gehen, aber Emi sieht nett aus und sie will mir helfen zu Mama und Papa zu kommen. Ich nicke also und gehe mit Emi mit. Ich sage ihr, dass der wir den Koffer auch mitnehmen müssen, weil das meiner ist und da ganz viele Kuscheltiere aus dem Park rein kommen. Emi nimmt den Koffer hoch und guckt ganz komisch. Ich will schon losgehen, aber sie stellt den Koffer wieder hin und macht ihn dann auf. Warum macht sie das nur? Ich habe doch kein Kuscheltier was wir einpacken müssen. „Oh, da sind ja schon Sachen drin. Dann habe ich ja kein Platz für neue Dinge." Ich bin ganz traurig, als ich den vollen Koffer sehe. Emi guckt mich an und streichelt mir über den Kopf. „Das bekommen wir schon hin,Kleiner. Lass uns nun losgehen.", sagt sie und nimmt den Koffer wieder hoch. Die andere Hand hält sie mir hin und ich nehme sie. Ich habe ein bisschen Angst wieder alleine zu sein. Auf dem Weg zu ihrem Büro sehe ich mich die ganze Zeit um und versuche Mama und Papa zu finden. Aber die sehe ich leider nicht.

„Hier, da hast du dein Schokoladeneis. Verrätst du mir dann jetzt deinen Namen?", fragt mich Emi ganz lieb. Glücklich nehme ich das Eis und schlecke genüsslich daran. „Ich heiße Hoseok, aber ganz viele nennen mich Hobi. Du darfst mich auch Hobi nennen, du bist nämlich nett. " sage ich großzügig zu der netten Frau. „Alles Klar, Hobi. Dann iss du mal schön dein Eis auf und ich werde schnell telefonieren. Warte kurz hier auf mich, ich bin gleich wieder da." Ich nicke brav und schlecke dann mein Eis weiter. Ich sehe mich dabei in dem Raum um und sehe ganz viele Bilder an der Wand. Auf fast jedem ist ein Star aus dem Fernsehen zu sehen. Da ist Mickey Mouse,Schneewittchen, Aladin, Donald und Goofy. Und ein paar Gesichter die ich nicht kenne. Die sind bestimmt nicht so wichtig.

Hier ist es ganz schön warm in dem Raum. Am besten ziehe ich meine Jacke mal aus. Oh, da ist ja der Brief von Mama. Vielleicht kann Emi mir den vorlesen, wenn sie wieder da ist.

Mir ist langweilig, und ich will nach Hause. Wo bleibt Emi denn nur? Ich gehe sie mal suchen.

Ich mache die Tür auf und sehe wie Emi im Flur steht. Sie unterhält sich mit einem fremden Mann. Kehehe, vielleicht kann ich sie erschrecken, denn noch hat sie mich nicht gesehen. Ich schleiche mich also ganz leise an sie heran.

„Ich habe im Koffer seine Adresse und die Telefonnummer seiner Eltern gefunden. Natürlich habe ich direkt angerufen, aber es heißt nur die Nummer sei nicht vergeben.", sagte Emi. Reden die etwa über mich? Was heißt das, die Nummer ist nicht vergeben. Konnte sie nicht mit Mama telefonieren? Muss ich jetzt für immer hier bleiben? Vor Schreck fing ich wieder an zu weinen. Leider wurde ich jetzt entdeckt und kann niemanden mehr erschrecken. Aber das ist mir egal. Ich will zu Papa und Mama. Emi nimmt mich in den Arm und tröstet mich. „Hey,Hobi. Das wird schon alles. Wir finden deine Eltern und dann wird alles wieder gut, ja?" Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen. Ich habe so große Angst. „Nanu, da ist man im Disneyland und muss weinen? Wer macht denn so etwas?", sagt eine Stimme die ich nur zugut kenne. Ich bin so erschrocken über diese Stimme, das ich ganz vergesse weiter zu weinen. Ganz schnell drehe ich mich um und sehe Mickey Mouse da stehen. „Wow, bist du groß. Werde ich auch mal so groß wie du?", frage ich meinen liebsten Helden. Mickey lacht mich an und sagt wenn ich immer mein Gemüse esse, dann werde ich noch viel größer als er. Und das nehme ich mir ganz fest vor. Helden müssen groß und stark sein. Das weiß ich von meinem Papa. „Hallo Mickey, das ist Hobi und wir suchen gerade seine Eltern. Kannst du helfen?" fragt Emi die große Maus. „Emi, ich habe noch einen Brief von Mama. Vielleicht steht da wo wir sie finden können?Vielleicht machen sie ja eine Schnitzeljagd und wir müssen sie suchen.", kam mir die grandiose Idee und wurde direkt wieder ganz aufgeregt. Ein Abenteuer... und ich erlebe es mit Mickey Maus. Mama hatte recht, heute ist ein ganz besonderer Tag. Ich klatschte vor Begeisterung in die Hände und hielt der jungen Frau den Brief hin.Sie nimmt ihn und schaut ihn sich genau an, ich beobachte sie dabei und ich glaube das Rätsel von Mama ist ganz schwer. Emi kneift nämlich ganz eng die Augen zusammen und seufzt dann einmal auf. „Phu, Mickey? Kannst du dich ein wenig um Hobi kümmern? Ich muss das hier mal eben erledigen.", sagt Emi und zeigt Mickey den Brief.Dieser schüttelt nur den Kopf und wirft mir einen traurigen Blick zu. Warum guckt Mickey nur so traurig. „Mickey, du musst lachen. Mama sagt auch immer ich soll ihr Sonnenschein bleiben. Wir lösen die Aufgaben schon zusammen. Wir sind jetzt ein Team, okay?", frage ich und halte Mickey meine Hand zum einschlagen hin. Mickey schlägt auch wirklich ein, hält meine Hand fest und geht mit mir spielen. Emi bleibt zurück und nimmt ihr Handy um zu telefonieren.


Ich spiele jetzt schon lange mit Mickey und es macht ganz viel Spaß.Aber ich bekomme ein bisschen Hunger. Und müde bin ich auch. Draußen sieht es schon ganz dunkel aus. Sandmännchen ist bestimmt schon zu Ende. Wann suchen wir denn endlich Mama und Papa weiter. Das Versteckspiel macht doch kein Spaß, wenn man niemanden sucht. Das muss ich Emi gleich sagen, wenn sie wieder kommt. Vielleicht kennt sie das Spiel nicht und sucht deswegen nicht.

Es klopft an der Tür und eine fremde Frau kommt herein und setzt sich neben Mickey und mich auf den Boden. „Hallo Hobi, ich heiße Jenny. Ich bin hier um dir zu helfen.", stellt sie sich vor. „Ich heiße Hoseok. Nur Freunde dürfen mich Hobi nennen." Ich mag die Frau nicht. Sie sagt zwar sie will mir helfen, aber ich glaube ihr nicht. „Entschuldigung Hoseok. Ich habe gerade mit Emi geredet und sie hat mir gesagt wo ihr wohnt. Dort wollen wir jetzt gemeinsam mit meiner Kollegin Frau Meyer hinfahren. Magst du mitkommen?", fragt Jenny ganz freundlich. Ich mag eigentlich nicht mit ihr mitfahren, aber sie sagte sie fährt mit mir nach Hause. Da sind Mama und Papa bestimmt schon und warten auf mich. Langsam stehe ich auf und nehme Mickey noch einmal in den Arm. „Denk daran was ich dir gesagt habe, Mickey. Nicht den Kopf hängen lassen. Immer lachen und ein Sonnenschein sein.", erinnere ich meinen neuen Freund und gehe mich von Emi verabschieden. Sie nimmt mich in den Arm und streichelt mir über den Kopf. „Pass auf dich auf, kleiner Hobi". Ich verspreche es ihr und verlasse dann mit Jenny endlich den Park.

Am Auto wartet eine Frau, die schon ganz alt ist. Bestimmt schon 35 Jahre oder so. Ich begrüße sie höflich, aber sie guckt mich nur böse an. Habe ich etwas falsch gemacht? Traurig lasse ich den Kopf hängen und klettere ins Auto. Im Kindersitz schnallt mich Jenny an und setzt sich dann auf den Beifahrersitz neben Frau Meyer. Ich merke wie müde ich bin, versuche aber meine Augen offen zu halten. Doch das klappt nicht gut und ich schlafe ein und träume von Mickey, Mama, Papa und vielen bunten Karussells im Park.


Als ich wieder wach werde, bin ich ganz alleine im Auto. Panisch blicke ich mich um und erkenne mein zuhause vor dem wir stehen. Erleichtert drücke ich den Knopf der den Gurt löst und will aus dem Auto klettern. Aber die Tür geht nicht auf. Ich klopfe gegen die Scheibe und mache Jenny auf mich aufmerksam, die steht neben de Auto und spricht mit ihrer Kollegin. Jenny guckt auch sofort zu mir und lächelt. Aber sie lächelt dieses Mal anders. Nur mit dem Mund und nicht mit den Augen. So ein Lächeln mag ich nicht, dann sieht das Gesicht immer komisch aus. Als ob eine Hälfte traurig ist und die andere fröhlich. Wie sollen andere dann wissen wie es einem geht,wenn man beides ist. Endlich hat Jenny die Tür geöffnet und ich kann raus. „Jenny, sind Mama und Papa da? Kann ich zu ihnen?"Jenny guckt mich an und dann zu der anderen Frau. Auch ich gucke beide an und habe wieder das kribbeln im Bauch. Das heißt es passiert etwas, aber ich glaube dieses Mal nichts schönes. Das erkenne ich in den Gesichtern der Erwachsenen. Jenny kniet dann auch schon vor mir und fragt: „Hoseok, du wohnst mit deinen Eltern in diesem Haus? Wann warst du das letzte Mal zuhause?" Ich bin verwirrt von dieser Frage. Natürlich heute morgen bevor ich um Kindergarten gebracht worden bin. Und das sage ich Jenny auch. „Habt ihr im Haus Wände neu gestrichen, oder neue Möbel bekommen?"werde ich wieder gefragt. Ich antworte nicht, weil ich nicht verstehe was Jenny von mir will. „Komm, ich zeige dir was". Die junge Frau nimmt mich an die Hand und geht mit mir zu unseren Zuhause.Ungeduldig renne ich vor und klingel an der Haustür. Aber es macht nach langem warten keiner die Tür auf. Jenny zeigt auf das Fenster, welches zu unserem Wohnzimmer gehört. Ich gehe hin und sehe hinein. Zunächst kann ich nichts sehen, weil es so dunkel ist. Aber ich strenge mich an und bald erkenne ich die Einrichtung. Aber es sieht anders aus als heute Morgen. Überall sind weiße Tücher rüber gehangen worden. So als würde Mama eine große Höhle bauen wollen oder die Möbel auch verstecken spielen wollen. So wie meine Eltern.Ich verstehe noch weniger als vorher und gucke nur Jenny an. Ich hoffe sie kann mir sagen, was das bedeutet.


„Komm Kleiner, heute Nacht kommst du mit mir mit. Ich arbeite nämlich in einem Haus wo Kinder wohnen, die keine Eltern mehr haben, oder die Eltern zu viel arbeiten und keine Zeit für die Kinder haben. Dann wohnen die Kinder bei mir und meinen Kollegen und wir kümmern uns um sie.", erklärt Jenny mir auf dem Weg zurück zum Auto. Aber ich habe doch Eltern, und sie haben auch immer Zeit für mich, doch das sage ich nicht. Ich bin nur traurig, dass ich meine Eltern jetzt nicht sehen kann und die ohne mich verstecken spielen. „Wenn wir in der Wohngruppe angekommen sind, mache ich dir eine Erdbeermilch und erkläre dir ein bisschen, ist das in Ordnung?", werde ich von Jenny gefragt und ich nicke nur. Vielleicht hat sie das Rätsel jetzt ja gelöst und erklärt es mir.

Save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt