3. Kapitel

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Die nächsten Wochen verlaufen ähnlich. Youngbae übernachtet bei mir, hilft mir, fährt mich zur Physiotherapie und unterhält mich. Wenn ich rauchen möchte, umarme oder schlage ich ihn. Meist ist es jedoch Umarmen. Wir sind uns nah wie seit Kindheitstagen nicht mehr. Auch der Panda und die Katze kommen mal vorbei. Heute wollten wir essen gehen, mit Daesung.

Da wir in ein edles Restaurant gehen, habe ich mit seit langem die Mühe gemacht mich etwas zu stylen. Entgegen meinem sonst eher eigenwilligem Kleidungsstil habe ich mich für ein schlichtes weißes Hemd mit schwarzer Hose entschieden. Meine mittlerweile etwas längeren Haare sind nach hinten gegelt und ich habe mich dezent geschminkt. Es ist seltsam nach so vielen Wochen wieder in die Öffentlichkeit zu gehen...

Etwas müde starre ich mein Spiegelbild an. Wer bin ich? Wie werden die Menschen reagieren wenn sie mich sehen? Wissen sie, dass ich Seunghyun enttäuscht habe? Wissen sie, was für ein Idiot ich bin? Ich habe ihn angerufen, sogar mehrmals. Anfänglich hat es mich deprimiert. Aber Youngbae ist für mich da gewesen und ist es immer noch.

Das Gefühl, dass etwas an meinem Outfit fehlt, vergeht nicht somit krame ich in einer der vielen Schubladen nach Schmuck. Eine dezente Silberkette mit einem kleinen Kreuz. Das sollte nicht überladen wirken. Vorsichtig streiche ich mit meinen Fingern über das kühle Schmuckstück. Letztendlich lege ich sie mir um. Dazu Knöpfe ich den oberen Knopf meines Hemdes auf sodass man den Anhänger sehen kann. Schnell suche ich nach passenden Ohrringen, welche aber von meinen Haaren verdeckt werden.

Meine Haut ist schrecklich blass und das schimmernde Metall wirkt ungewöhnlich hart. Es sticht von mir ab, von meiner Haut, meinem Hemd, meinen Haaren. Ich sollte wirklich dringend zu unserer Friseurin gehen...

Ich vernehme ein leises Klopfen und wende mich ein letztes Mal zu dem Spiegel. So schlimm sehe ich nicht aus — hoffentlich.

Vor der Tür erwartet mich mein Freund. Als er mich so angrinst, bleibe ich stehen. Kurz scheint er verwirrt zu sein, doch sein Grinsen kehrt genauso schnell zurück. Ichstarre ihn förmlich an. Er trägt ein enges, dunkelrotes Hemd wodurch sein trainierter Oberkörper gut präsentiert wird. Ein schwarzes Jacket betont seine Schultern während das dunkle Make up seine Augen und Lippen glänzen lässt. Sol's Haare sind gewollt zerzaust und ein paar Strähnen fallen in sein Gesicht. Hot, dass ist das erste was mir dazu einfällt. Wieso macht er das? Wir gehen essen, nicht auf ein Event oder zu wichtigen Meetings, geschweige denn zu Menschen, insbesondere Frauen, welche er beeindrucken müsste. Erst nach seinem Räuspern fällt mir auf, dass ich ihn wohl zu lange angestarrt habe. Ich löse meinen Blick von ihm und hole tief Luft um meine Gedanken zu beruhigen.

„Lass uns gehen!", Bae hält mir den Arm hin und nimmt meine Krücken in die andere Hand. Er führt mich zu dem Fahrstuhl und schließlich zu seinem Auto. Während der Fahrt schweigen wir und ich überlege wie man dieses unangenehme Stille beenden könnte. Was für Gesprächsthemen gut wären doch Youngbae kommt mir zuvor. „Du siehst gut aus, Jiyong. Solltest du öfter tragen!". Ich lache kurz auf. „Ganz bestimmt. Leichenblass und halb tot ist der neue Trend. Das Vampirzeitalter beginne!". Er sieht mich kurz ernst an und mein ironisches grinsen verschwindet. „Ich meine es ernst. Du siehst verdammt gut aus. Die Frauen werden es lieben." Erneut lache ich kurz auf bevor mein Herz schwer wird. Frauen können mich mal. Ich möchte meinen Seunghyun zurück. Aber ich unterdrücke diese unangenehmen Gedanken. Genauso wie diese, was passieren könnte, wenn mein bester Freund erfährt, dass ich gar nicht auf Frauen stehe.

Im Restaurant wartet bereits Daesung auf uns. Auch er ist sehr edel gekleidet und nun komme ich mir in meinem Hemd doch etwas schlicht vor. Selbst der Raum ist edel. Kronleuchter und mit Stuck verzierte Decken. Youngbae führt mich zu dem Tisch. Lächelnd setze ich mich. Daesung lächelt Sol erfreut an und schenkt auch mir sein Katzenlächeln. Dennoch kommt er mir seltsam vor, etwas beschäftigt mich, er wirkt anders. Als würde ihn etwas bedrücken.

„Wie gehts dir Jiyongie Hyung?", sein Blick ist seltsam starr. „Ganz gut denke ich. Dank Youngbae klappt alles wieder einigermaßen.". Der kleine quittiert meine Aussage mit einem knappen Nicken, seltsam. Nachdem wir Getränke un Essen, welche mindestens so exklusiv ist wie unsere Kleidung, bestellt haben, handeln unsere Gesprächsthemen von Musik, der kommenden Japan-Tour und Daesung und den Panda, welche ihre Soloalben herausbringen. Wir sind stolz auf sie. Aufeinander. Mein kleiner Seungri, welcher immer mein Dongsaeng bleiben wird, auch wenn er Jujuzu kann. Daesung, welcher immer mein verträumter und verrückter, katzenähnlicher Launemacher bleiben wird. Youngbae, der beste Freund, welcher seine kleine Größe mit Selbstbewusstsein (und Muskeln) füllt. Und schließlich Seunghyun. Mein Freund, Ratgeber, engster Vertrauter... die Person, die mir mit am meisten bedeutet. Und die Person, welche ich verärgert habe... Ich sollte nicht an ihn denken.

Stattdessen folge ich dem Gespräch von meinen Freunden. „...yaaah! Das wird amüsant. Kommst du mit?". Wo soll Youngbae mit hin kommen? Er hatte nie erwähnt, dass er unterwegs sein wird. „Nein, Jiyongi und ich wollten heute Abend einen Filmabend machen...". Bitte? Er hätte doch sagen können, dass er weg möchte. Das schlechte Gewissen macht sich in mir breit. „Das hattest du überhaupt nicht erwähnt. Ihr könnt doch ruhig weg gehen!". Ich grinse die beiden an. „Nein, nein. Filmabend klingt gut." Ich zucke nur mit den Schultern „Das ist deine Entscheidung. Ich freu mich, wenn du Zeit mit mir verbringen möchtest."

Daesungs Gesichtsausdruck verfinstert sich während Sol lächelt und meine Hand drückt. „Mich freut das auch Jiyongi!" Daesung blickt zu Youngbae und die Stimmung am Tisch wird immer seltsamer. Unsere Getränke kommen und wie selbstverständlich nehme ich mir Youngbaes Glas und probiere einen Schluck. Ich bin neugierig, wie immer. Bier, aber meiner Meinung nach zu süß. „Sag mal, kannst du es nicht einfach lassen?!", verwundert sehe ich zu Daesung. Kein Lächeln ziert sein Gesicht, kein freudiger Ausdruck liegt in seinen Augen. Erst einige Sekunden später verstehe ich, dass er mich meint. „Was habe ich denn falsch gemacht?", frage ich ernsthaft verwirrt. Selten habe ich Daesung so wütend erlebt. Noch nie war er ernsthaft empört oder verärgert über einen von uns. „Was du falsch machst? Im Ernst, du bist so ein arroganter, widerlicher Schnösel!". Er spuckt diese Worte aus. Mein Herz schlägt viel zu schnell und die Tränen steigen in mir hoch. Dae scheint wirklich sauer zu sein, der Gedanke, dass ich der Grund dafür bin, lässt mich noch schrecklicher und einsamer fühlen als eh. „Du verlangst alles von Youngbae Hyung. Er macht alles für dich und du bedankst dich nicht mal! Er hat von heute auf morgen sein ganzes Leben für dich gegeben. Er machst sonst nichts wegen dir und deinem verfluchten Unfall! Meinetwegen hättest du besser aufpassen sollen oder auch im Krankenhaus bleiben können. Oder am besten gar nicht bei Bewusstsein! Dann würdest du nur dein verdammtes Leben zerstören aber nicht auch noch das von Seunghyun Hyung, Youngbae Hyung und allen anderen!". Daesung starrt mich nieder, mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Er nimmt einen Schluck von seinem Getränk und lehnt sich zurück. Sol sieht geschockt aus, sein entgeistertes Gesicht spiegelt meine Gefühle wieder.

Wir sind in der Öffentlichkeit, ich muss mich beherrschen. Ich hole tief Luft und stehe auf. Meine Krücken stützen mich, denn auch wenn ich richtig gehen könnte, wäre ich jetzt trotzdem zusammengesunken.

„Dann möchte ich euch bei eurem Abend nicht stören. Ich hoffe, dass die Party heute schön wird.". Und ich meine es so, Daesung hat Recht. Nur weil ich nicht zurechtkomme, muss nicht jeder andere darunter leiden. „Jiyong...?", Youngbae möchte aufstehen. „Bleib sitzen. Genieße deinen Abend und die Feier. Und pass mir bloß auf unseren Dongsaeng auf!". Mit diesen Worten verlasse ich den Raum um in die Eingangshalle zu gehen.

„Verzeihen Sie bitte. Leider muss ich sehr plötzlich zu einem Termin aber die Rechnung von Tisch 25 schicken Sie bitte an diese Adresse." Mein Gegenüber verneigt sich knapp und ich verlasse das Restaurant. Meine Krücken zittern immer mehr. Glücklicherweise stehen hier etliche Taxen.

Da ich nicht zu mir in die Wohnung möchte, bringt mich der Fahrer zu einer verlassenen Stelle am Han River...

Hi meine Lieben.
Sorry, dass ich so lange nichts geschrieben habe. Momentan ist alles etwas stressig, wie eigentlich immer xD
Ich hoffe ihr verzeiht mir!

Ich habe auch coole Neuigkeiten, ich war am Wochenende auf dem G-DRAGON KONZERT in Berlin! ❤️

Eure Catherine

Because I love you! // Gtop // BigBangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt