Kapitel 6

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In meiner Wohnung angekommen atme ich tief ein. Der Geruch von Wein, Schweiß und Katze riecht so bestialisch, dass ich einen Würgereiz unterdrücken muss. Erschöpft lehne ich an der Wand und entlaste meinen Körper damit. Mit neu gesammelter Kraft begebe ich mich in das Badezimmer und vermeide einen Blick in den Spiegel. Langsam entkleide ich mich. Das Shirt, die Jeans, die Shorts und ein paar verschmutzte Socken fallen auf den Boden und verschandeln den reinen Teppich, welcher purpurn leuchtet. Ein kleines Fenster lässt die letzten Strahlen der Abendsonne herein und taucht alles in ein warmes Licht.

Die Dusche ist geräumig und anstatt zu stehen, setzte ich mich auf den kühlen Duschboden. Das warme Wasser läuft über mich und fließt anfangs dunkel in den Abfluss. Nach und nach wird das Wasser klarer und ich richte mich auf, um an das Shampoo zu kommen. Meine langen, fettigen Haaren brauchen zwei Ladungen Shampoo, bis sie nicht mehr kleben und auch mein Körper benötigt etwas mehr Pflege als sonst. Nach dem Säubern bleibe ich noch unter dem warmen Nass stehen, welches all das Schlechte der letzten Zeit aus mir herausspült.
Nach dem Duschen wage ich doch einen Blick in den Spiegel. Ein vampirartiges Wesen mit rot unterlaufenen Augen, dunklen Augenringen und aschfahler Haut starrt mir entgegen. Man kann jede einzelne Rippe sehen und die Konturen, die sie schützen sollen, gut erahnen. Der Anblick ist so scheußlich, dass ich mich von meinem Abbild abwende. Humpelnd gelange ich in das Wohnzimmer und beginne leere Weinflaschen aufzusammeln und in die Küche zu bringen. Erschöpft fällt mein Blick aus dem Fenster auf die hohen Häuser Seouls und den Han, welcher dunkel schimmert.

Am nächsten Morgen rufe ich unsere Stylistin an und räume etwas weiter auf. Keine 20 Minuten später erscheint sie und starrt mich an. „Senpai... du weißt wie grauenhaft du aussiehst, oder?". Ihr japanischer Akzent ist wie immer angenehm. Mein Kopf neigt sich nur knapp und ich lehne mich auf der Couch zurück und schließe meine Augen. Seunghyun erscheint vor meinen Augen. Ein Grinsen ziert seine jungen, kindlichen Lippen und seine Haare stehen wild ab. Er dreht sich von mir weg und wird größer, wächst zu dem Mann, den ich heute kenne. Er dreht sich zu mir zurück, doch sein Lächeln ist verschwunden. Seine Augen glänzen vor Wut, seine Zähne sind gebleckt und alles an ihm strahlt pure Abscheu aus. Mein Herz krampft sich zusammen und ich öffne meine Augen wieder. Das helle Licht blendet mich kurz aber schnell gewöhne ich mich dran.
Meine Haare sind noch immer kinnlang aber etwas in Form gebracht, mein Gesicht fühlt sich wieder weich an und generell fühle ich mich sauberer als zuvor. Mein Herz jedoch schmerzt so sehr wie eh und je.

Keine 2 Stunden später fahre ich durch die überfüllten Straßen Seouls. Mein Weg führt mich zu Hyeyoon und ihrer Familie. Nach allem was passiert ist, möchte ich sie gerne besuchen. Schließlich kenne ich sie seit meiner frühsten Kindheit.
An der Tür öffnet Hyeyoon und schafft es sogar mich anzulächeln. „Jiyongi. Du siehst besser aus". Nun muss auch ich leicht grinsen. „Ich dachte, dass es langsam nicht mehr so schön ist, den Vampir der Nachbarschaft abzugeben." Sie mustert mich eindringlich: „Naja, Vampir irgendwo immer noch. Herr ich-bin-gerne-leichenblass-mit-Augenringen-und-schwarzen-langen-Haaren."
Sie tritt beiseite, sodass ich eintreten kann. Das kleine Häuschen ist gemütlich eingerichtet und ich bin mir sicher, dass sie hier einen sicheren Platz mit ihrem Mann und Kind hat.
Als der kleine strahlend und mit kindlicher Naivität auf mich zuläuft, kommen mir fast die Tränen. Er sieht Seunghyun Hyung so ähnlich... „Schatz, würdest du bitte hoch gehen?", ich sehe Hyeyoon an und merke, dass sie meine Gedanken gelesen hat. „Er wird einmal ein toller Mann werden, so wie sein Onkel." In ihren Augen sammeln sich Tränen: „Ja, das wird er."

Mit Tee sitzen wir an ihrem Küchentisch und haben eine Zeit lang geschwiegen. „Wenn er raus kommt, wird er Hilfe brauchen..." mein Herz zieht sich zusammen. Natürlich war mir bewusst, dass es nicht einfach wird. „Jiyong, darf ich dich um etwas bitten?". „Natürlich." Was sie wohl möchte? „Jiyong, du bist Seunghis ältester Freund. Für uns bist du wie Familie. Unsere Eltern können sich nicht um ihn kümmern, sie sind zu alt und würden mit der schlechten Presse nicht leben können." Ihre Augen verdunkeln sich, bevor sie fortfährt: „Ich habe Familie und ein kleines Kind... und unsere Eltern würden ihn nie irgendwelchen fremden Pflegern überlassen. Daher, ich weiß, dass es viel Arbeit und vor allem viel verlangt ist aber... könntest du dich um ihn kümmern? Könnte er bei dir leben, bis er sich vollständig erholt hat. Ich weiß, dass du viel zu tun hast und selber noch im Heilungsprozess bist, doch ich könnte mir niemand besseren für meinen Bruder vorstellen als dich." Ihre Worte haben mich überwältigt und treiben mir Tränen in die Augen. Ich denke an unseren Streit und wie er mich hassend verlassen hat. „Ich denke nicht...." „Jiyongi, bitte. Ich weiß, dass es viel ist aber du liebst ihn doch genauso sehr wie wir!" Ich liebe ihn mehr als ihr, genau das ist das Problem. Dennoch sehe ich sie an: „Wenn das euer Wunsch ist, fühle ich mich geehrt. Ich werde alles in meiner Macht stehende machen, um ihm das Beste zu ermöglichen." Und ich meine es auch so. Ich würde alles für ihn geben, sogar mein eigenes Glück und Leben. Ich möchte nur, dass es ihm wieder gut geht. „Ich danke dir, Jiyong."



Nach ewigen Zeiten mal wieder ein Update. Entschuldigt bitte, dass ich euch so lange habe warten lassen. Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel!
Ich kann euch leider nicht versprechen, dass ich regelmäßig updaten werde aber ich bemühe mich und bin euch dankbar, dass ihr diese Geschichte noch immer lest!

Eure Catherine

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 25, 2019 ⏰

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