Die nächsten Tage waren erstaunlich ereignislos und niemand besuchte mich in der großen, leeren Wohnung. Mein Vater lebte offenbar nicht hier und mir war es nur recht. Ich rechnete aus, wie lange der Vorrat im Kühlschrank reichen würde. Noch mindestens sechs Tage, was wohl bedeuten würde, dass ich in fünf Tagen von hier abhauen müsste und das Essen für den sechsten Tag mitnehmen würde. Ich hatte mir einen perfekten Plan ausgearbeitet. Ich würde mit dem Zug nach Philadelphia fahren. Würde ich den Northest Regional bekommen, dann wäre ich in knappen zwei Stunden da und mir von da aus ein Uber nehmen, um nach New York City zu kommen. Das wäre nicht nur die sicherste, sondern auch die billigste Möglichkeit. Wenn alles glatt gehen würde, dann wäre ich um 13Uhr mittags da. Dort könnte ich irgendwo in einem Laden anfangen zu arbeiten. Dank Airbnb fand ich ein Zimmer, welches nur 8$ pro Nacht kostete und dort könnte ich einige Zeit leben.
Für all meine Recherchen benutzte ich mein Handy und nicht den wunderschönen Laptop in meinem Zimmer, weil ich nicht das Risiko eingehen wollte, dass dieser überwacht wurde. Ebenso packte ich mir in meinem Rucksack nur meine eigenen Sachen ein und auch nur das Wichtigste.
Ich hatte mein Gepäck die letzten Tage nicht ausgeräumt und als ich jetzt mein Handgepäck öffnete, stoch mir ein Buch sofort ins Auge. Peter Pan. Ilias hatte es mir geschenkt und ich hatte es komplett vergessen. Bei genauem Hinsehen, stellte ich fest, dass es nicht einfach ein Kinderbuch war, sondern ein Drehbuch...
Ich öffnete es und auf der ersten Seite war ein Name. Ilias Garcia Flores, und darunter eine Telefonnummer. Ich musste unbewusst grinsen. Das hätte ich mir denken können. Ich fügte ihn als Kontakt hinzu und schrieb ihm über Whatsapp ein einfaches: "Hi, gut in NY angekommen?" Es dauerte keine fünf Minuten, bis er mir zurück schrieb. "Ja, und du in Washington? Wie ist dein Dad so?"
Ilias hatte mich also erkannt. Als ich ihm ein "Naja, geht so" schickte, dauerte es eine kleine Weile und schließlich klingelte mein Handy.
"Hi, wie gehts?", meldete ich mich.
"Gut, New York ist nur etwas größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Was ist bei dir los?!"
Ich seufzte und hoffte, dass ich ihm damit nicht langweilig würde, aber immerhin hatte ja er mich angerufen, also erzählte ich ihm, wie mein Tag noch so verlaufen war, bis auf die Kleinigkeit mit der Flugbegleiterin ließ ich nichts aus und er hörte mir geduldig zu.
"Wow", sagte er als ich fertig war. "Ganz schön krass! Und was willst du jetzt tun?"
"Ähmm...", ich hielt es für schlauer ihm nichts von meinen Plänen zu erzählen, also antwortete ich: "Ich weiß noch nicht so recht."
"Du bist seit fünf Tagen da und hast nur einmal deinen Vater gesehen?! Tschuldigung, aber bei dem Typ läuft doch etwas gewaltig schief!", stellte Ilias fest. Ich konnte hören, wie er laut ausatmete. Im gleichen Moment ging die Wohnungstür auf und ich erschrak.
"Ich ruf dich später nochmal an, da kommt gerade jemand...", sagte ich schnell und hatte schon ausgelegt, als Mr Flemings das Wohnzimmer betrat, wie immer ein Anzug und mit schwarzer Sonnenbrille.
"Zieh dir etwas Ordentliches an und komm mit. Dein Vater will sich mit dir treffen", sagte er und klang dabei genau wie mein Vater. "Und bitte etwas wirklich Ordentliches womit man mit dir unter Leute gehen kann!"
"Hallo?! Gehts noch?", schnauzte ich ihn an, aber ging artig mich umziehen.
Fünf Minuten später gingen Mr JamesBond und ich durch die große Lobby. Ich strich über mein schlichtes rotes Cocktailkleid, während ich mich in der Limousine nieder ließ. Mr Flemings setzte sich mir gegenüber.
"Ich hoffe, du kannst dich, wie die Tochter eines einflussreichen Mannes bennehmen!"
Ich schaute ihn ungläublich an. War das sein Ernst?! Aus meiner Tasche holte ich mein Handy raus und stolperte mir die Kopfhörer ins Ohr, während ich die Musik so laut drehte, dass er es garantiert hören konnte. Er wollte verwöhntes Bonzenkind? Dann bekam er auch verwöhntes Bonzenkind! Ich schlug meine Beine übereinander und setzte mir genau in dem Moment die Sonnenbrille auf, als aus meinem Handy der Text von Gwen Stefani zu Rich Girl einsetzte. Ich setzte einen arroganten Blick auf und als er mich schockiert ansah, schaute ich ihn über meine Sonnenbrille hinweg an.
"Ist was?", fragte ich mit spitzem Ton. Er schüttelte schnell den Kopf und sagte den Rest der Fahrt nichts mehr.
Wir stiegen nach etwa 30 Minuten vor einem ziemlich noblen Restaurant aus. Mr JamesBond kam nicht mit rein, als mich ein junger Mann an einen Tisch führte. Mir stockte der Atem, als dort bereits mein Vater saß und dazu... eine junge Frau, kaum 30 Jahre alt und ein etwa 10 jähriger Junge. Man wusste sofort, wie sie zu meinem Vater stehen...
Dieser kam auf mich zu und umarmte mich mal wieder umständlich. "Zarah! Schön, dass du da bist. Darf ich dir vorstellen: Meine Frau Samantha und mein Sohn Bryan. Damit auch dein jüngerer Bruder. Geh doch hin und begrüße sie!"
Als ob ich zwei war! Ich stammelte ein kurzes "Hi" und setzte mich dann auf den freien Platz.
Samantha und Bryan erinnerten mich erschreckender Weise an Melania und Barron Trump, nur war Bryan nicht ansatzweise so gut erzogen. Er starrte mich ungeniert die ganze Zeit an und zappelte auf seinem Stuhl, wie ein Verrückter, rum.
Samantha hatte ein wunderschönes, falsches Lächeln aufgesetzt und zupfte meinem Vater immer wieder nicht vorhandene Staubkörner vom Anzug.
Niemand sagte etwas, bis das Essen kam. Mein Vater hatte für mich bestellt und auf meinem Teller lagen doch ernsthaft Schnecken. Na lecker!
"Ich hoffe es schmeckt dir!", sagte mein Vater.
"Nein, nicht wirklich", gab ich kalt zurück, während ich ein Salatblatt mit der Gabel aufpickte, welches nicht von 'Schneckiritis' befallen war. "Könnte mir jemand erklären, warum ich überhaupt hier bin?"
Samantha räusperte sich und Bryan murmelte: "Würde ich auch gerne wissen..."
Mein Vater ergriff das Wort schließlich nach langem Schweigen. "Ich kann sehr gut verstehen, dass du sauer bist Zarah! Das muss für dich alles sehr verwirrend sein, aber meine Entscheidung, dass du nicht hier aufwächst, war begründet!"
"Damit du hier dein Leben mit Mrs Teenager verbringen kannst? Das verstehe ich sehr gut! Es muss hart sein, wenn man sich in jemand verliebt, der kaum älter als die eigene Tochter ist...", sagte ich mit ironischem Unterton und Samantha verzog ihr falsches Lachen.
Mein Vater atmete tief ein und flüsterte dann: "Mein Leben jetzt könnte auch besser verlaufen, wenn es mir deine Mutter nicht verdorben hätte."
Ich schaute ihn an. "was hat meine Mutter damit zu tun?"
"Sie hat sich aus dem Staub gemacht, als du auf der Welt warst und mich alleine gelassen."
"D-das ist nicht wahr", stotterte ich mir schossen die Tränen in die Augen. Jetzt war es also offizell. Ich hatte absolut niemanden hier auf der Welt.
Als Kind hatte ich mir immer eingeredet, dass meine Mutter gestorben ist und sie sich deshalb nicht einmal blciken lassen hat. Aber dieser, fast schon Traum, war jetzt also auch kaputt. Sie wollte mich einfach nicht. "Wie hieß meine Mutter?"
Mein Vater schaute kurz zu Samantha rüber, die über das Thema nicht sehr erfreut war, aber sagte schließlich: "Sie hat sich selbst Pallas genannt. Ihren vollen Namen hat sie nicht einmal erwähnt, weil sie es für unsicher hielt ihn mir zu sagen. Sie lebte in Ägypten, aber kam gebürtig nicht von dort...du siehst ihr übrigens sehr ähnlich..."
Das war zu viel für mich. Ich stürtzte aus dem Restaurant raus und ließ den Tränen freien Lauf.
Ich war wie ein verlorener Junge aus Peter Pan. Mir kam unbewusst eine Textstelle aus dem Lied "Lost Boy" von Ruth B in den Sinn:
"Run, run, Lost boy, they say to me. Away from all of reality."
Und genau das tat ich jetzt auch. Weg rennen. Keine Ahnung wohin. Nur weg von hier! Ich rannte vorbei an den vielen Straßen, vorbei an den vielen Menschen. Bis sich eine Frau mir mitten in den Weg stellte...
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LOST GIRL (Helden Des Olymp FF)
Fanfiction"Frechheit, dass wir etwas von unserem Essen opfern müssen, wenn es Pfannenkuchen gibt", sagte sie grinsend und setzte sich neben mich. "Sei ruhig oder ich opfer dich gleich", drohte Stella ihr. "Wieso? Du bist doch eindeutig das größere Opfer von u...