Kapitel 2

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Nach der Schule war ich wirklich froh, dass die langen Schulstunden nun endlich vorbei waren. Als ich auf den Schulparkplatz lief fing mich Jeson ab. „Hey du“, rief er mir zu. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Hey“, sagte ich und bekam nicht mehr heraus, da ich wieder an die Mathestunde vom Morgen denken musste. „Und wie kommst du nach Hause?“, fragte er mich verlegen. Ich lächelte. „Eigentlich sollte mich mein Bruder abholen, aber wie es aussieht kommt er nicht.“ Ich holte mein Handy heraus und sah, dass Rick mir geschrieben hat:

Hey Schwesterherz <3

Kannst du heute allein nach Hause gehen? Ich bin bei Sally ;-)

Mum kommt heute Abend auch nicht mehr, somit hast du das Haus für dich, stell bitte keine Dummheiten an. :-P

Ich hab dich lieb <3

Rick

„Ja, wie ich vermutet habe. Er kommt nicht, er ist bei seiner Freundin. Nun ja, um auf deine Frage zu antworten, ich laufe.“ Ich grinste ihn an. „Kommt gar nicht in Frage, ich fahre dich“, sagte er zielsicher und nahm mich an der Hand und führte mich zu seinem Auto. Es fühlte sich fantastisch an, wie er meine Hand so hielt. Bei seinem Auto angekommen, öffnete er die Beifahrertür und bat mich mit einer Handbewegung einzusteigen. Ich stieg ein. „Auf was lass ich mich da eigentlich ein?“, dachte ich. Ja, auf was liess ich mich da eigentlich ein?

„Du musst mir einfach sagen wo ich abbiegen muss und so“, meinte er. Ich nickte, doch merkte danach, dass er das gar nicht sehen konnte, da er sich auf die Strasse konzentrierte, so flüsterte ich fast ein Ja. Ich wusste nicht wieso ich flüsterte, aber es schien mir in diesem Moment als richtig.

Vor meinem Haus angekommen, stieg er schnell aus, kam um sein Auto herum zur Beifahrertür und öffnete sie, streckte mir eine Hand aus und half mir auszusteigen. „Danke“, sagte ich ein bisschen beschämt. Ich lief zur Haustür, er folgte mir dicht hinterher. Vor der Haustür blieb ich stehen und suchte meinen Hausschlüssel. Er stand nah hinter mir. Ich fühlte wie in mir drin ein Verlangen hinaufschoss. Plötzlich wurde mir ganz warm. Vielleicht war mir auch nur ganz warm, da er ziemlich warm war. Doch als ich meine Schlüssel nicht fand, kam seine Hand von hinten, er berührte leicht meinen Unterarm und ging zu meiner Tasche. Jetzt spürte ich seinen Oberkörper an meinem Rücken. Das Verlangen wurde grösser. Er zog mit seiner Hand den Hausschlüssel aus meiner Tasche und überreichte ihn mir. Ich wisperte ein: „Danke.“ Ich drehte mich zu ihm um, unsere Gesichter waren ganz nah zusammen. Seine Nase berührte meine. Mein Atem stockte leicht. Er legte seine Hand auf meine Wange. Seine Lippen näherten sich an meine. Er kam immer näher. Kurz bevor er seine Lippen auf meine legte, schloss er seine Augen und ich meine, doch ehe er mich küsste wurden wir gestört. „Hey. Sorry das ich störe. Ich muss eigentlich nur etwas hier für Rick abliefern.“ Ich wandte mich von Jeson ab und sah zu dem unbekannten jungen Mann. „Ehm…schon ok. Jeson wollte so oder so jetzt gehen. Also danke fürs Nachhause bringen. Wir sehen uns morgen, ok?“, äusserte ich und gab ihm schnell einen Kuss auf die Backe und drückte ihn von mir weg. „Gern geschehen“, wisperte Jeson und drehte sich um. Als er an dem unbekannten jungen Mann vorbeikam, spürte ich eine Aufgebrachtheit zwischen ihnen. Ich winkte Jeson noch hinterher, bis ich mich zu dem Unbekannten drehte. „Also, Rick schickt dich?“, erkundigte ich mich. „Ja, also eigentlich nicht. Ich kenn ihn nicht mal, aber er hat seinen Schlüssel verloren“, er grinste mich an. „Ah, so. Typisch Rick, er passt nie auf seine Sachen auf“, grinste ich nun ihn auch an. „Ok danke, das du das vorbei bringst. Und wie heisst der unbekannte Held, wenn ich fragen darf?“ erkundigte ich mich lächelnd. „Ou sorry, ja genau. Ich bin Alexander, aber du kannst mir einfach Alex sagen. Und wie heisst die hübsche Lady vor mir?“, fragte er mich und nahm meine Hand und gab mir einen Handkuss. Ich spürte wie ich leicht rot wurde. „Ich heisse Anna, aber weils du bist, kannst du mir auch An sagen“, alberte ich ein bisschen und zwinkerte ihm mit meinem rechten Auge zu. „Der Handkuss war zu viel oder?“, fragte er ein bisschen eingeschüchtert und meinte dann: „Ich dachte, ich sei mal höflich, doch ich glaub das war zu übertrieben.“ Ich stimmte ihm zu und wir fingen an laut los zu lachen. „Komm doch rein“, bat ich ihn und äusserte: „Du musst doch noch belohnt werden, für deine tadellose Tat.“ Er weigerte sich nicht und folgte mir auf Schritt und Tritt. Ich gestikulierte ihm mit meiner Hand, dass er sich aufs Sofa setzen soll. „Willst du etwas trinken? Einen Kaffee, Tee oder Saft?“ „Ein Kaffee wäre toll“, meinte er und ich ging in die Küche. „Wow, das Haus ist echt toll. Wohnst du eigentlich alleine hier?“, fragte er mich, kam mir in die Küche nach und setzte sich an den Tisch in der Küche. „Nein, ich bin heute nur alleine Zuhause. Mein Bruder ist bei seiner Freundin und meine Mum…“ ich hielt inne, doch dann ergriff ich wieder das Wort und meinte: „Nun ja, sie ist auch nicht Zuhause, ich weiss nicht wo sie ist. Ich weiss nur das ich alleine bin.“ Ich lächelte ihn an. „Und wo ist dein Vater?“, fragte er unbewusst, doch er merkte gleich, dass ich nicht gut auf ihn zu sprechen bin. Doch ich stotterte kurz und sagte dann: „Er ist vor 2 Jahren gestorben.“ Ich schaute auf den Boden. Er stand auf, kam auf mich zu, hob meinen Kopf an und meinte dann: „Er tut mir Leid. Doch er wäre jetzt bestimmt stolz auf dich. Dich so zu sehen.“ „Mich so zu sehen? Was meinst du damit?“ „Nun ja, zu sehen das du immer noch lachen kannst. Das du wunderschön bist und dich von niemanden unterkriegen lässt“, äusserte er und sah mit direkt in die Augen. Er wurde leicht rot, doch er versuchte sich zusammenzureissen. „Wunderschön?“, erkundigte ich mich. Er nickte und grinste mich an. Ich lächelte zurück, da begann der Wasserkocher zu piepsen und ich drehte mich zum Wasserkocher. Er setzte sich wieder an den Tisch und ich nahm zwei Tassen aus dem Schrank, stellte sie auf den Tisch und nahm das Kaffeepulver hervor. Ich gab ihm und mir je zwei Teelöffelvoll in die Tasse und nahm das heisse Wasser. „Ihr habt keine Kaffeemaschine?“, fragte er verwundert. „Nein, wir haben nur die traditionelle Art und Weise um Kaffee zu kochen. Brauchst du Milch?“ „Ja gern“, nickte er mir zu und lachte in sich hinein. Ich wusste, dass er mich auslachte, da wir im 21.Jahrhundert leben und keine Kaffeemaschine besitzen. Ich stellte ihm eine Kaffeetasse vor die Hände, da er die Hände auf den Tisch gelegt hatte. „Nun, also. Was willst du für deine Belohnung, dass du mir den verlorenen Schlüssel meines Bruders bringst, ohne dass du versucht hast in dieses Haus einzubrechen und etwas stellen wolltest,“ fragte ich ziemlich ironisch und lachte ihn an. „Hm, nun ja. Meine Tat war ja so tadellos, dass du mit mir Essen gehen könntest?“, lies er seine Aussage wie ein Frage wirken. Ich fühlte mich wirklich geschmeichelt, doch ich gab ihm als Antwort: „Ich glaube, dass wäre keine so gute Idee.“ Nun dachte ich an Jeson. Er hätte mich ja vorher beinahe geküsst, wenn Alex nicht reingeplatzt wäre. Zwar bin ich Jeson er heute Morgen begegnet, und doch spüre ich eine Verbindung zwischen uns. Doch ich spüre auch bei Alex etwas. Obwohl nicht genau das Gleiche, aber trotzdem ein bisschen stärker, als bei Jeson. „Nein, ich darf mir nichts einreden. Ich muss stark bleiben. Ich darf nicht schon nach 2 Monaten nachdem Raien mit mir Schluss gemacht hat, mit jemand anderem zusammen kommen. Nein!“, befahl ich mir in meinen Gedanken und war vollkommen abgeschweift von Alex. Er rüttelte mich am Arm, sodass er wieder meine vollkomme Aufmerksamkeit besass. „Ach so, der Kerl von vorhin ist dein Freund? Nun ja, dann, war es mir ein Vergnügen dich kennenzulernen und hoffe wir werden trotzdem Freunde. Und für den Schlüssel brauch ich keine Belohnung, da ja das selbstverständlich ist“, erklärte er mir und wollte schon gehen. Ich fasste seine Hand um ihn aufzuhalten, doch als meine Handfläche meine Handoberfläche berührte, spürte ich ein Gefühl, welches ich noch nie gespürt hatte. Wir waren ein paar Sekunden so still. Ich sah in seinen Augen, dass er das gleiche gespürt hatte. Nun brach ich die Stille indem ich meinte: „Nein, er war nicht mein Freund. Ich bin Solo. Und ich wäre gern mit dir befreundet.“ Ich lächelte ihn sanft an, doch ich liess seine Hand nicht los. Er lächelte zurück und meinte: „Nun gut, also wie wäre dann ein Essen unter Freunde?“ Er grinste mich voller Freude an. Ich nickte ihm zu und gab ihm so zu verstehen das das eine super Idee wäre. „Ehm, also ich muss jetzt aber trotzdem gehen. Würde es dir also etwas ausmachen meine Hand loszulassen?“ „Ou, ja natürlich.“ Ich spürte wie mir mein Blut in den Kopf schoss und ich rot wurde. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich seine Hand noch immer hielt. Ich brachte ihn zur Tür. „Nun ja, dass wir jetzt nun ein Essen vereinbart haben, dachte ich mir, du könntest mir deine Nummer geben, damit wir uns auch verständigen können“, fragte er mich und ich erwiderte: „Ja natürlich. Gib mir dein Handy und ich schreib sie dir dann rein. Du kannst mir ja dann eine SMS schreiben.“ Er nahm sein Handy hervor und gab  es mir in meine Hand. Ich tippte ihm meine Nummer schnell ein und winkte ihm als er von dem Hausgelände wegtrat und sich auf sein Motorrad setzte. 

Ich zwischen zwei FrontenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt