Die Nacht flog nur so unter den düsteren Schaden Nakodjs Träumen dahin. Diese waren besonders abstrakt: Er wandelte in verschiedenen Körpern von einem Schlachtfeld zum anderen. Als er spät am Morgen die Augen aufschlug, erwartete ihn die Baronin schon. Sie hatte sich mit ihrer perfekten Farce auf einen hölzernen, im Vergleich zum anderen Mobiliar nahezu primitiven Hocker. Ihre Stimme ließ ihn zusammenzucken: „Guten Morgen werter Partner." Ihm behagte die offene Gleichstellung überhaupt nicht und so beschloss er lieber nichts zu sagen bevor er sich in den Schlamassel reinredete. Die Baronin schien diese Unziemlichkeit mit ihrer typischen Art zu übersehen.
Wenig später betrat eine Zofe den Raum und führte Nakodj durch die unverzierten Flure des Luftschiffs. Nach einem kurzen Fußmarsch kamen sie an einem Schott an und die Zofe legte in einem Kasten daneben ein Paar Hebel um. Nakodj merkte erst dass es ein Passwort war als er schon durch das sich zischend öffnende Schott schritt. Er nahm sich vor sich das Passwort beim nächsten mal genau einzuprägen.
Sich von seinen Gedanken abwendend, drehte er sich nach vorne und war augenblicklich geblendet von der hier zur Schau gestellten Pracht. Der Raum war mit filigran geschnitzten Holzplatten getäfelt und verschiedenfarbige Flammen erhellten den Raum. Keine Ahnung wie sie es geschafft haben die Feuer so zu stimulieren, dass sie nicht auf die Gefühle im Raum reagieren...
Die magische Verblüffung wurde streng von einer alten Frau unterbrochen, die mit ihrem Rollator durch den Gang kroch. Nach einer gefühlten halben Stunde hatte sich die kriechende Stimmung wieder gelegt, da die Alte durch ein Nebenzimmer den gang verließ. Als Nakodj die Zofe fragend ansah und den Kopf schief legte, erklärte sie lächelnd: " das war die Mutter der Frau Baronin." "Die war aber ziemlich lange..." Über diese Unmöglichkeit errötete die Zofe und wandte ihren Blick ab.
Jedoch erschall hinter den beiden ein amüsiertes Lachen. Als Nakodj sich umdrehte strahlte ihm ein Mann in einer komplett schwarzen Tracht entgegen. Man sah ihm sogleich an, dass er sich in dem Witz aalte. Nakodj würde fast schon so weit gehen, zu sagen dass er sich darin suhlte. "Ja, man könnte praktisch sagen, dass ihr Rollator ohne sie schneller sein würde. Auch wenn es natürlich die Reibung vermindert, wenn man auf Alterssabber rutscht... Aber wo bleiben meine Manieren mein Name ist Harlekin und ich bin sozusagen der Hofnarr der Baronin. Wenn mir bei deinem Gesichtsausdruck die Zweifel kommen, ob die Bezeichnung Narr nicht auf dich besser zutreffen würde...", dies alles sagte er scheinbar ohne einmal Luft zu holen. Nakodj, dem auffiel dass sein Kinn nach unten geklappt ist, schloss seinen Schlund und beschloss sich auch von dieser ulkigen Gestalt nicht in einen Dialog einziehen zu lassen, da ihn allein diese kleine Ansprache verwirrt hatte und er das Gefühl hatte er würde von einer Konversation gedemütigt werden und es bestand vielleicht auch die Möglichkeit, dass er Kopfschmerzen bekäme. So wandte er sich ab und schritt einfach gerade aus weiter. Doch seine demonstrative Ignoranz wurde bestraft: „Mein Herr, die Tür befindet sich hier.“ Das bracht ihn zur Weißglut.
Er stürzte sich durch die angegebene Tür und fand sich augenblicklich vor der belustigten Baronin wieder. Sie zog zu einem spitzen Lächeln auch noch eine Augenbraue hoch. Gedemütigt beugte Nakodj sich und nahm vor dem Pult der Baronin Platz. „So Kind, kommen wir zur Sache: Wenn du ein organisiertes Leben führen willst, brauchst du einen vorgegebenen Tagesplan. Diesen habe ich schon zum Teil ausgearbeitet, doch müsste ich zur Vollendung wissen worauf du deinen Schwerpunkt legen willst?“
Nakodj brauchte nicht lange überlegen. Er war es leid keinem Menschen hier gegenüber zu treten ohne zu wissen, dass dieser ihm einfach mit Worten den Kopf verdrehen könnte. Also antwortete er bestimmt: „Ich möchte hauptsächlich meine Sprachkenntnisse optimieren.“
Die Baronin schrieb schmunzelnd etwas auf ihr Papier und schob es ihm letztendlich einen ordentlichen Tagesplan hin.
TAGESPLAN NAKODJ
Rote Flamme:
Aufstehen
Violette Flamme:
Frühstück
Türkise Flamme:
Sprache (Harlekin)
Grüne Flamme:
Kultur (Baronin)
Gelbe Flamme:
Mittagessen
Weiße Flamme:
Arbeit
Graue Flamme:
Sprache
Schwarze Flamme:
Abendessen„Lässt es sich nicht vielleicht einrichten, nicht mit Harlekin zu haben?“ war seine sofortige Reaktion auf das Dokument.
„Willst du etwas lernen?“
„Ja. Ja, natürlich!“
„Siehst du? Wenn ich gut gelaunt bin werde ich ihn vielleicht sogar bitten dich nicht zu stark zu bruskieren...“
„Danke sehr, Baronin...
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Der Wogenbinder - Das Erbe
FantasyNakodj ist ein Waise. Als die Piraten bei denen er gearbeitet hat gestorben sind erlebte sein Leben eine unglaubliche Wendung. Toga ist auszubildende in der Baronengarde. Als sie bei Baronin Luciquo in den Dienst tritt fing das Abenteuer ihres Lebe...