"Ahh...." Ein wohliges Stöhnen entfuhr Djibril, als er seinen, von der Arbeit erschöpften Leib auf die Pritsche bettete. Ja, er war nicht mehr der Jüngste und ja, er ist auch nie der Sportlichste gewesen, aber diese körperlich schwächenden Veränderungen setzten ihm schon zu. Auch mental. Vor allem Mental. Er rollte sich auf die Seite und spürte sofort einen stechenden Schmerz. "Ahh..." entfuhr es ihm wieder, diesmal war jedoch nicht ein Zipfelchen Wonne darin zu hören. Schließlich schloss er mit einem bedauernden Lächeln die Augen und verfiel in wohligen Schlaf.
"AUFGEWACHT!": schrie eine, Djibril wohl bekannte Stimme. Er seufzte und richtete sich langsam auf, was seinem Rücken ein paar Knackser entlockte. Er motivierte sich mit dem Gedanken, dass das Aufwachen wenigstens auch Essen bedeutete. Mhhh essen... Was wohl heute so auf dem Tisch steht? Mit diesen Gedanken schwankte er selig zum Tisch.
Ganz in seine Tagträumereien vertieft, bemerkte er die wässrige Hafergrütze erst als seine halb blinden Augen sogar das kleinste, im Wasser schwimmende Teigststückchen identifizieren konnten. Er stieß einen, vor Ekel triefenden Seufzer aus und machte sich ans Werk. Als er sein Mal beendet hatte wischte er sich den Mund mit dem Ärmel ab und erhob sich, von einem lauten Knackser begleitet, vom Tisch.
Als er sich gerade auf den Weg zum Abort machte, läutete die Messinglocke an der Tür. Laika, seine Hausfrau und Pflegerin, eilte sofort zur Tür und empfing den Ruhestörer mit ihrem strahlenden doch etwas dümmlichen Lächeln:
„Salut mein Herr, was führt sie in so einer frühen Stund zu Meister Djibrils Pforte?“
„Salut. Seine Majestät der Baron von Tia der 26 Insel, Licht der Ranken und Dorn der Grünen Garde schickte mich mit einer Nachricht an den Meister. Jedoch darf sie nur an ihn abgegeben werden .“Der ganze Firlefanz mit den Titeln ist doch mal wieder typisch lächerlich für den Knaben: Dorn der Grünen Garde? Ein 300 Pfund schwerer Dorn aus Speck? Armselig.
Dennoch bewegte sich Djibril, wenn auch betont langsam dem Kurier entgegen. Dabei kraxelte er absichtlich ein wenig zu viel. Er hatte in seinem langen Leben einen ganzen Haufen Weisheiten gesammelt und die,von derer er sich am häufigsten Gebrauch machte war, dass man einen großen Vorteil hat, wenn man unterschätzt wird. An der Tür angekommen, setzte er eine mürrische Miene auf und musterte den vierschrötigen, glatzköpfigen Boten abschätzend.
„Bitte sehr, guter Mann“, versetzte der Laufbursche mit einem kurzen Nicken und gab Djibril den Brief. Er wendete sich ab und hastete in Richtung Baronenpalast davon.Was mag da wohl drinnen sein? Dieser Gedanke plagte Djibril auf seinem Weg von der Tür über das Klo zum Büro. Er griff nach dem Brieföffner und fing an das Geschriebene zu entpacken. Als auch diese mühsame Arbeit erledigt war, entfaltete er genüsslich das teure Pergament. Sofort verschlangen seine Augen die zahlreichen kryptischen Glyphen.
Doch direkt nach den ersten paar Zeilen sah er mit einem erstaunten Grunzen auf. Hab ich richtig gelesen?! Er ließ seinen Blick wieder auf das Papier gleiten... Es gab keinen Zweifel, da stand Glyphe für Glyphe, Wort für Wort, Zeile für Zeile:
Verschiebung zu anderer Baronin
Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass beschlossen wurde sie, Meister Djibril, zu einer anderen Baronin zu verschieben. Natürlich wird für Entschädigung gesorgt (diese beträgt sich wahrscheinlich auf 3000 Waben).
Ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass auch Ihr Gehalt auf 450 Waben im Monat erhöht wird.
Sie werden sich bitte am Gleis 4 in Dock 8 morgen zur violetten Flamme melden.Der Baron von Tia
Vor Staunen vielen Djibril fast die Augen aus dem Schädel. Er als Diener einer Baronin? Unmöglich! Wieso wurde ausgerechnet ihm diese Ehre zuteil? Und das ganze Zeug mit dem Geld sprach ihn selbstverständlich auch an. Er hatte doch sein Leben lang nur unter Baronen gedient... Wie zu Hölle kann diese Wendung zu stande gekommen sein? All diese Gedanken schossen ihm in einem psychedelischen Trubel aus Verwirrung durch den Kopf.
Am nächsten Morgen eilte er in Begleitung von Laika zum gebetenen Ort. Er bedauerte es zutiefst sie nicht mitnehmen zu können und blickte traurig zu ihr hinüber. Du bist zwar nicht die hellste, aber wenigsten kann ich dich herumkommandieren so viel ich will. Nicht das ich das bei der Baronin einstehen will aber...
Als er aber ihren Blick auffassen sah er eine beinahe sehnsüchtige Trauer in ihren Augen. Selbst aus der Ferne sah man den riesigen Rumpf des Luftschiffs, welches mit den Siegeln der Baronin versehen war. Es war schlicht und einfach eine imposante Erscheinung. Der Messingbeschlag am vorderen Ende der Heliumspeicher war mit diamantgleichen Wassertropfen bedeckt und funkelte die naheliegenden Schiffe beinahe schon spöttisch an. In Gedanken formte Djibril einen Dialog zwischen den Schiffen.
Baronenschiff: schaut doch wie ich glänze. Ergötzt euch an meinem Anblick!
Andere Schiffe: deine Pracht ist bewundernswert und wir kümmern uns in deinen Schatten um an dieser Schönheit teilzuhaben. Deine Beschläge, die Wappen, die Gravierungen... Wie muss es bloß in deinen Zimmern und Sälen aussehen?Djibril bemerkte dass, er sich vor sich selber lächerlich machte und unterliegt es seine Fantasien kreisen zu lassen. Als er und Laika sich dem Schiff näherten sah er die Gruppe, die vor dem Laufsteg (der sich auch in seiner ganzen Pracht über den Abgrund spannte) stand. Die besagte Gruppe bestand aus der Baronin und ihren Wachen, einem Jungen welchen er als Diener oder ähnliches einstufte, einem Mann der in sonderbar farbige Gewänder gehüllt war und - wie könnte es auch anders sein?- dem Baron von Tia. Na sie an, der hat also auch seinen fetten Ar... hochgekriegt um mir tschüss zu sagen. Wie rührend!
Mit einem strahlenden Lächeln humpelte er auf die Wohltäter zu.Er verbeugte sich tief vor der Baronin und schaute ihr nach einer angemessenen Dauer in die Augen. Als er ihr belustigtes Lächeln sah wurden - zum ersten Mal seit Jahren- seine Wangen rot.....
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Der Wogenbinder - Das Erbe
FantasyNakodj ist ein Waise. Als die Piraten bei denen er gearbeitet hat gestorben sind erlebte sein Leben eine unglaubliche Wendung. Toga ist auszubildende in der Baronengarde. Als sie bei Baronin Luciquo in den Dienst tritt fing das Abenteuer ihres Lebe...