Erwartungsvolles Nervenbrennen

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Toga stolzierte durch die hohen Gänge der Krypta und übersah bewusst die offen dargelegte Abneigung die ihr entgegen gebracht wurde. Sie war es gewohnt nicht sonderlich gemocht zu werden, immerhin war sie die einzige Frau in der Krypta (mal abgesehen von der Bibliothekarin, der alten Kräuterhexe). Der Sexismus war hier sogar stärker ausgeprägt als bei dem ungebildeteren  Volk. Sie sah auf ihre Uhr und merkte, dass die Flamme in ihr einen rötlichen Farbton angenommen hatte. Sie wollte schon anfangen zu rennen, als sie merkte, dass sie die Halle des Gifte schon fast erreicht hatte. Mal nicht zu spät, auch mal eine schöne Abwechslung.
Sie hob kurz bevor sie die Halle erreichte ihr Kinn ein wenig arrogant, um dem Mentor und ihren Mitschülern wenigstens ein bisschen Abschätzung vor Augen zu halten. Die sind sowieso viel zu eingebildet.

Doch nun viel der Unterricht an und sie vertiefte sich in die langwierigen und uninteressanten Reden des Alchemie-Lehrers: Bla, bla der Nebel in Gin ist aus Goldsplittern und wie üblich Wasser konstruiert, man kann erstes filtern bla, bla...

Als sie dieses weitere Artefakt ihres Wissens wiederholt hatte, spürte sie die angezogenen und gleichzeitig abgestoßenen  (wahrscheinlich auch ein paar unverschämte, ausziehende) Blicke auf sich und suchte schnell ihr Zimmer auf.

Da sie das einzige Wesen des anderen Geschlechts in der ganzen Krypta war, gab es viele Auszubildende die schon versucht hatten ihr auf verschiedenste Weise näher zu kommen. Sie blendet diese wortwörtlich bedrängen den Gedanken aus und konzentrierte sich nun vollkommen auf ihr Buch. Geschichten des Nebelwebers hatte sie bestimmt schon fünfzig mal gelesen doch konnte sie von der gehobenen Sprache dem intelligenten Humor und der seltsamen Mystik nie genug bekommen. Langsam dämmerte sie weg...

Ohh... Sich den Schlaf aus den Augen reiben, stemmte Toga sich auf. Heute war ihre abschließende Kampfprüfung. Sie dehnt sich noch unter ihrer Bettdecke und stand nun vollkommen auf. Rasch legte sie ihre Rüstung an und ärgerte sich darüber, dass sie den frühsten Termin bekommen hatte. Du hast doch nicht wirklich etwas anders erwartet, oder?  Und mit diesen Gedanken stürmte sie zum Kampfplatz.

Sie sah sich Mentor Ignis gegenüber und ihr Helm schmiegt sich mit der typischen, metallischen Kälte an ihre Wangen. Sie streckte ihre starke, linke Hand aus in der sich aus bläulich Nebel langsam ein sechs Fuß größer Kampfhammer kristallisierte. Die zweischneidige Schwertlanze Ignis' formte sich aus rotem Nebel. Angst gegen Wut... Für diese Gedanken hatte Toga gerade noch Zeit als das Gefecht auch schon seinen Lauf nahm.
Toga war sich bewusst, dass ihr einziger Trumpf die Schlagkraft ihres Hammers war und sie die Reichweite des feindlichen Stabes austricksen musste. Auf einmal Bräute sich in ihrem Kopf ein Plan zusammen.

........

Hochritter Satas schaute gelangweilt dem Kampf zwischen den zwei Kontrahenten zu. Er hatte sich erhofft, dass das Mädchen eine interessante Auseinandersetzung vorführen würde, doch es war schließlich nur ein ganz gemeines Mädchen.

Plötzlich viel ihm etwas koordiniertes in den Bewegungen der jungen Kämpferin auf. Es sah aus als würde sie sich zu etwas zwingen, und plötzlich fiel es Satas wie Schuppen vor den Augen: sie stellte Ignis eine Falle! Wusste ich es doch! In diesem Gör steckt Talent! Die Aufmerksamkeit des Zuschauers war nun auf die beiden Waffen fokussiert. Auf einmal stolperte das Mädchen, doch einmal auf dem Boden aufgetroffen, rollte sie sich zur Seite und schlug mit aller Kraft in Richtung Ignis' Kopf. Dieser hatte sich in Erwartung auf einen schnellen Sieg nach vorne gestürzt und die Lanze in den Boden gerammt, genau an die Stelle wo vor wenigen Augenblicken noch Togas Kopf lag.

........

Toga schwang ihren Hammer durch die Luft und hielt ihn eine haarbreit vor dem Kopf des Mentors an. Die Augen vor Schreck geweitet, stand er da, zu einer menschlichen Säule erstarrt. Als sich das allgemeine, erschreckte Schweigen langsam in anerkennenden Applaus umwandelte, zischte der Bezwungene ihr zu: "Du schleimig Aal", und drehte sich mit zornrotem Kopf ab und lief mit unter der Schmach gebeugtem Rücken davon.

Ein leicht sadistisches Lächeln umspielte nun Togas Lippen. Sie stolzierte vom Areal und ging in die Vorbereitungsräume um ihre Rüstung abzulegen. Endlich, endlich habe ich die erste Hürde überwunden....
Jetzt fehlen mir nur noch 9 weitere...

Der Wogenbinder - Das ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt