Zwei Alte und die Überheblichkeit

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Die Augenlider fast geschlossen, bejahte Nakodj halbherzig den Vortrag Luciquos über die Ränke und Intrigen der Inselführung: „Avenor und Liven kollabieren des öfteren aufgrund ihres hohen Alters und das macht sich Domtain zum Vorteil.-“ „Jaa...“ Doch auch Domtain bildet ein gutes Ziel für einen Affront, da er über nahezu keinerlei Armee besitzt und deshalb häufig als Feigling abgespeichert wird. -“ „Aha“ Doch vor einem muss man sich in Acht nehmen: Syph von der Blutnebel-Insel. Er schweigt während den Räten und Versammlungen, doch hat eine so gewaltige Anzahl von perfekt ausgebildeten Kriegern, dass er sich mit den halben Nebellanden anlegen könnte. Hast du eine Idee als Gegenmittel gegen ihn?“ „Achso, na dann...!“ Die Baronin hob irritiert ihre Augenbraue. Nakodj beschlich die Erkenntnis, etwas unpassendes in das Gespräch geworfen zu haben. „Nakodj, beantworte meine Frage!“ Er sah sie entschuldigend an, was ihr einen Säufzer entlockte. „Wie hält man einen militärisch übermächtigen Gegner in Schach?“ Nakodj überlegte eine Weile.

„Man hätte die Option Bündnisse zu schließen, was aber unerwünschte Nebenwirkungen mit sich ziehen könnte. Oder man stellt der Armee eine martialische Falle.“ Der junge Schüler fing gerade damit an stolz auf sich zu werden, sowohl wegen der zur Schau gestellten Eloquenz, wie auch wegen dem Inhalt seiner Antwort, als die schroffe Zurechtweisung der Baronin ihn wie ein diabolischer Pinguin vom Übermut abhielt. „Hör gefälligst auf nur wie ein Krieger zu denken, sondern fang an auch zum Intriganten zu werden!“ Nakodj senkte beschämt den Blick, doch gab keine Erwiderung,obwohl ihm nach einer knurrigen Antwort wäre. In diesem Augenblick trat Harlekin, das Gesicht zu einem scheinheiligen Grinsen verzogen, aus den Schatten auf die beiden zu. Das war ja nicht schwer zu erraten, dass der hier auftaucht... 

„Ah, Harlekin, schön dass du mal wieder im perfekten Augenblick aus den Schatten kriechst...“
Scheinbar war die Baronin auch verärgert.
„Mit Verlaub, Herrin, doch diese Angewohnheit pflege ich mit Hingabe. Ihre Augen sollten es sich vielleicht auch einmal aneignen, dann würde der Lidschatten sie nicht wie einen Alkoholiker namens Ben aussehen lassen. Auch wenn sie dann mit einem Fisch gewisse Ähnlichkeit haben könnten...“Er setzte sich plumsend auf den nächstbesten Sessel. Nakodj, der von den offen gelassen Sätzen genervt war, seufzte mit nahezu anmutender Theatralik. Sofort richteten sich die beiden Augenpaare auf ihn.

„Wo sind wir stehen geblieben?“, fragte er in der Absicht der peinlichen Spannung zu entkommen. „Und wenn ich sie bitten dürfte, sehen sie mich doch nicht an, wie Pinguine die nicht fliegen können.“ Bei dieser vornehmen Metapher, musste selbst Schelm anerkennend nicken. Er hatte diesen Satz in Erinnerung  an die letzte Unterweisungsstunde in die höfischen Gepflogenheiten gebildet, in der die Baronin ihm sagte, er solle möglichst dosiert Metaphern mit Pinguinen bilden.

Natürlich waren ihm die legendären Pinguine aus der alten Welt zu Ohren gekommen, doch er hatte nicht gewusst warum diese Tiere so vergöttert wurden. Man hat Bücher aus der alten Welt gefunden, in denen sie als Kaiser  bezeichnet wurden. In den Nebellanden fanden sich nur Tiere mit maximal einem geschätzten Viertel der menschlichen Intelligenz und damals mussten die Tiere anscheinend sogar als gute Herrscher fungiert haben. Dazu kommt, dass die Pinguine ausreichend Wasser hatten, um darin zu wohnen, sogar auf gefrorenem, und dadurch kompressiertem Eis sind  sie gewandert. Soviel Reichtum genossen nicht einmal Baronen. Man fand heraus, dass Pinguine sich in mehreren Arten fortbewegen konnten: einmal das Wartscheln, was bei Hofe als Gangart sehr angesehen war, das Robben, was beforzugt im Krieg benutzt wurde, doch es gab auch Bälle bei denen man sich ausschließlich robbend vortbewege. Die Pinguine waren auch für ihre Schwimmkünste bekannt, was man jedoch allerhöchstens für ein paar Minuten im Dichtnebel von Dar' sq praktizieren konnte. Als letzte und edelste Gangart wurde das Fliegen betrachtet, das schloss man aus den, in antiken Schriften erwähnten, Flügeln.

Nach der langwierigen Lektion, zeichnete Nakodj das, inzwischen von ihm als seine Heimat angesehene Schiff, von außen. Dabei viel ihm auf, dass er noch nie in den unteren Gewölben gewesen war. Er beschloss dort nachzusehen. So begab er sich auf die Wanderung durch die eisenbeschlagenen Gänge des Luftschiffs.

Soll ich die angefertigte Zeichnung im nächsten Chap. anhängen?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 29, 2018 ⏰

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