Herbstblattfarben

Danach

Er streicht sein schwarzes Hemd glatt und greift zu seiner schwarzen Jacke. Ich kann da nicht hingehen, denkt er. Seine Frau ist vor zwei Tagen gestorben und heute schon ist die Beerdingung. Herr Brown ist überaus traurig. Ständig fragt er sich, warum sie jünger gestorben war, als er. Das ist ungerecht.

Der Gottesdienst ist vorüber. Schweigend gehen er, und einige wenige Angehörige über den Friedhof bis zu dem Grab von Frau Brown. Ein tiefes, großes Loch befindet sich dort. Die Sargträger lassen den Sarg vorsichtig hinab, währed der Pfarrer noch etwas sagt. Das bekommt Herr Brown aber garnicht mit. Er greift in seine Jackentasche und zieht eine Karte heraus. Die hatte er am Vortag extra für seine Frau verfasst. Herr Brown betrachtet sein Werk. Ein weißer Zettel, auf den er mit schwarzem Stift geschrieben hatte:

Jetzt bist du wie das Blatt. Du bist Erwachsen geworden, hast deine Farbe geändert, bist gefallen und besuchst nun eine andere Welt.
Jetzt leuchten alle Herbstblattfarben in dir.

Als die Beerdigung zu Ende ist, bleibt er noch eine Weile in Abstand zu dem Grab stehen. Dann geht er langsam auf das Grab seiner Frau zu und lässt den Zettel hinein fallen. Seine Hände zittern und er spürt, wie langsam aber sicher sein Kreislauf absackt. Er wusste, dass das passieren würde und hat sich Zuhause einige Tabletten eingesteckt. Diese holt er jetzt aus der Innentasche seiner Jacke. Eine kleine Dose gefüllt mit fünf Tabletten. Gegen seine Kreislaufprobleme braucht er eine, manchmal eine halbe. Jedoch dreht er die Dose einmal und lässt alle auf seine Hand gleiten. Ohne dich kann ich nicht leben. Gott hat dich mir genommen, doch ich will dich nicht aufgeben. Ich habe geschworen immer mit dir zusammen zu sein. Und das werde ich.

ENDE