Wieder wartete M. Wieder verbrachte er eine weitere der unzähligen Nächte damit, zu warten, dass das Ding auftauchen würde. Er erinnerte sich an die Erzählungen derer, die eine Begegnung mit einem Monster nicht nur überlebt hatten.
Diese primitiven Wesen, sie waren der Tod. Das Ende. Telos. Ein einziges galt es zu besiegen oder man wurde früher oder später selbst besiegt. So einfach war alles, während der Junge sein blasses Gesicht hinter dem Fensterglas versteckte.
In einer Welt, in der M jedem, der ihm irgendwas bedeutet hatte, beim Sterben zusehen musste, war ein endliches Leben wertlos.
Und das, so tragisch es auch ist, war die Quintessenz seines so kümmerlich irdischen Daseins.
Der Mond lächelte, als die Nachtluft weiter abkühlte und bizarre Geschöpfe mit sich brachte. Das Ding tauchte wie aus dem Nichts zwischen den hohen Gräsern auf. M versuchte, sich keine einzige Regung entgehen zu lassen und lies seinen Blick nicht abschweifen.
Das Ding kam in dieser Nacht näher, als je zuvor. Immer wieder blieb es stehen, scheinbar um sich umzusehen, und setzte dann seinen Weg fort. Genau auf das Zuhause zu. Einzelne Falter stoben aus der Wiese auf, wenn das Ding sich einen weiteren Schritt bewegte.
"Jetzt kommst du und holst mich", flüsterte M und sein warmer Atem lies das Glas beschlagen.
Hätte er etwas erkennen können, so hätte er gebannt zugesehen, wie das Ding seinen Schnabel in die Erde stieß und den Schädel wieder mitsamt eines zappelnden Opfers erhob, das es mit wenigen, ruckartigen Bewegungen verschwinden lies.
Der Dunst verschwand und die Wiese erstreckte sich wieder wie ein wogendes Meer, mittendrin das Zuhause.
Es hätte nichts geändert, wenn M zugesehen hätte. Er hätte nicht eingegriffen, um das Tier zu retten; er war noch nicht so weit, sich dem Ding zu stellen.

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Historia CortaÜber den Jungen, dessen Name nicht mehr als ein Buchstabe ist. Vielleicht auch die Antwort auf die Frage, warum Birdy nicht fliegen kann. (nochmal ein danke an _keepitsimple für das cover)