Kapitel 1: Silver Lady

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»Come on Skinny Love what happened here... «, dudelte die zarte Stimme von Birdy aus dem Radio.

Mit einem erschöpfen Seufzer ließ ich mich aufs Bett fallen und lauschte der Musik. Ich liebte dieses Lied!

Ich griff nach einer Packung Kekse und einem Buch und beschloss mich jetzt erstmal von diesem verdammt anstrengenden Schultag zu erholen.

Das Telefon schrillte.
»Linny! Kannst du bitte dran gehen!«, rief meine Mutter. Vorbei die Erholung!

»Ich geh schon!«, antwortete ich und rannte die Treppe hinunter.
Etwas außer Atem drückte ich die grüne Taste und hielt mir das Gerät ans Ohr: »Linnea Griez«
»Hallo Linnea! Hier ist Katrin Lichtenberg!«

Ich freute mich darüber, dass die Züchterin von Choco anrief, denn in letzter Zeit hatte ich oft darüber nach gedacht ob sie wohl etwas davon mitbekam, dass er und ich gerade so erfolgreich waren.

Zum Beispiel hatten wir erst letzte Woche ein M** Springen in Bremen geritten und gewonnen.
»Wie schön, dass Sie anrufen!«, erwiderte ich also wahrheitsgemäß.
Sie lachte: »Finde ich auch. Du, ich habe letzte Woche einen Artikel über dich gelesen und da kam mir eine Idee. Du weißt ja, dass wir die meisten unserer Pferde selbst ausbilden und dann etwa die Hälfte fünfjährig verkaufen.«

Ja das wusste ich, Chocolate war auch einer von diesen fünfjährigen gewesen.

Katrin Lichtenberg fuhr fort: »Die andere Hälfte behalten wir noch mindestens zwei Jahre. Jetzt haben wir diese eine Stute die mein Mann partout nicht verkaufen will und deshalb geben wir sie in Beritt. Und da dachte ich an dich! Die Stute ist jetzt sieben Jahre alt, L Platziert und gewonnen und M angeritten.«
»An... An mich? A... Aber ich... Ich hab doch überhaupt keine Erfahrung damit und also... «, stotterte ich perplex.

»Natürlich hast du das!«, antwortete sie entrüstet, »Choco hast du ja auch in dem Alter gekauft und schau was daraus geworden ist!«
Da hatte sie recht.

»Also ich schlage vor Linnea, du kommst nächste Woche zu uns auf die Anlage reitest sie Probe und wenn es klappt nimmst du sie mit. Peter und ich zahlen den Unterhalt für die Stute und du bildet sie gemeinsam mit deinem Trainer weiter aus und stellst sie auf Turnieren vor. Okay?«
»Okay. «, strahlte ich.

Am Mittwoch darauf fuhren wir tatsächlich nach Rostock. Wir das waren in dem Fall wir alle. Also Mama, Papa, Ella, Lars und ich.
Wir fuhren mit Lars zwei-Pferde-Truck weil dieser erstens kleiner war als unserer und zweitens dafür mehr Sitzplätze für Menschen hatte.

»Mama wann sind wir endlich da!«, quengelte ich wie ein Kleinkind.
»Bestimmt gleich.«, seufzte diese entnervt.
Da fuhren wir auch schon durch das Hoftor.

»Herzlich Willkommen!«, Begrüßte Katrins Mann Peter uns, »Katrin ist auf einer Fortbildung in Berlin aber ich bin ja da. Also, dann wollen wir uns die hübsche mal ansehen!«

Wir folgten ihm in den Stall und hielten vor der Box einer hübschen grauen Stute.

Sie hatte ein ausgesprochen schönes Gesicht mit wachen, klugen Augen.
»Das ist Silver Lady. Ihr Vater heißt Everlasting und ist der Enkel von For Pleasure und ihre Mutter heißt Loving Louanne und ist die Nichte zweiten Grades von Quidam de Revel. Aber die Dame hier hat die Papiere eines Hannoveraners. «
Lars pfiff durch die Zähne: »Nicht schlecht, nicht schlecht!«

Die Stute reckt den Kopf über die Tür und brummelte zutraulich. Vorsichtig strich ich ihr über die Stirn, dann öffnete ich die Tür und legte der Stute das Halfter an welches Peter mir eben gegeben hatte.

Nachdem ich Silver Lady auch noch die Hufe ausgekratzt hatte führte ich sie auf den Hof um sie im Licht der klaren Dezembersonne begutachten zu können.

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