Kapitel 4

10 0 0
                                    


Reena

So wie gerade eben hatte Reena die eigentlich sonst so stolze Yasmine noch nie gesehen, weshalb ihr umso mehr bewusst wurde, was sie eigentlich für einen Fehler begangen haben. Verzweifelt schaute sie zu Floris hinüber, die jedoch ihren Blick dem Boden zuwandte und immer wieder den Kopf schüttelte. Was sie wohl gerade dachte? Obwohl Reena sowohl Floris, als auch Yasmine ihr Leben lang kannte, gab es noch nie einen Augenblick in dem sie wirklich sagen konnte was die beiden dachten. Von außen schien es immer so als könnten die drei nicht mal ansatzweise miteinander befreundet sein, es gab einfach zu gewaltige Unterschiede und doch hielt diese drei Mädchen ein kleines feines Band zusammen.

Manchmal fühlte Reena sich dazu berufen diese Freundschaft noch aufrecht zu erhalten, aber selbst sie war langsam müde – müde von all dem Schmerz den sie spürten, von all den Streitigkeiten und vor allen von der oftmals vorhandenen Totenstille zwischen ihnen. Vielleicht war dies ein Zeichen, eine kleine Botschaft, die ihr mitteilen sollte, dass es allmählich an der Zeit war zu gehen, die Hauptstadt endlich hinter sich zu lassen und ein eigenes Leben zu begingen. In ihrem allertiefsten Inneren wusste Reena, dass alles daraufhin deutete und doch war sie nicht in der Lage ihre Sachen zu packen und zu verschwinden.

Warum sie sich all das noch antat konnte sie selbst nicht mit einer hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit richtig sagen, aber eins wusste und zwar, dass sowohl Floris, als auch Yasmine sie jetzt mehr als jemals zuvor brauchten. Reena seufzte kurz, ehe sie mit zierlichen Schritten auf Floris zuging und ihr ihre rechte Hand mitfühlend auf die Schulter legte. „Du weißt, dass es nicht deine Schuld ist, falls Yaz ihre Meinung nicht ändert.", sagte sie und versuchte dabei irgendwie Floris Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch diese ignorierte sie fast völlig. Floris hegte nicht mal den Anschein, dass sie sich noch irgendwie dazu äußern würde, stattdessen stieß sie Reenas Hand von ihrer Schulter und marschierte davon.

Reena blieb wie perplex stehen, doch ein klitzekleines Augenrollen konnte sie nicht unterdrücken. Sie konnte viel einstecken, viel einfach nur so runterschlucken und nie wieder darüber reden, aber es gab nichts was sie mehr hasste als einfach so stehen gelassen zu werden, gerade nachdem sie versuchte ein Gespräch aufzubauen. Reena legte einen fast wettkampfreichen Sprint hin nur um Floris kurz vor der Tür ihres Zimmers abzufangen. „Was wagst du es dir mich einfach so stehen zu lassen? Was habe ich dir getan Floris?", schrie sie Floris an, wobei sie immer noch versuchte einen relativ sanften Ton miteinzubringen, was ihr aber eher nur mittelmäßig gelang. Floris schaute sie nicht mal an, vermutlich war sie gerade einfach nicht in der Lage Reena in die Augen zu sehen, nur um dann diese Traurigkeit und den Schmerz zu spüren. „Du verstehst es genauso wenig wie Yasmine.", stieß sie schließlich hervor und hob dabei ihren Kopf ein wenig an. Reena kochte fast vor Wut, immer tat jeder so als könnte sie nichts verstehen, keine Sachverhalte deuten, als wäre sie schlichtweg einfach zu dumm für ein Leben im Palast. „Dann erklär es mir gefälligst. Ich bin es so satt, dass mich jeder für kleines Dummchen hält Floris. Gerade von dir habe ich besseres erwartet."

Floris setzte zu einer Antwort an, doch nur wenige Sekunden später, welche sich aber wie aber Millionen für Reena anfühlten, schluckte sie diese wieder hinunter, öffnete ihre Zimmertür und stieß sie direkt vor Reenas Nase wieder zu. Reena konnte es nicht fassen wie feige ihre eigentliche Freundin war. Was war denn an der Wahrheit so schrecklich, dass sie es nicht erfahren durfte? Sie blieb noch einige Minuten vor Floris Tür stehen und spielte immer wieder mit dem Gedanken sie durch die große hölzerne Tür anzuschreien, sie mit Beleidigungen und Vorwürfen nur so einzuhüllen, aber sie entschied sich dagegen und schlich schlussendlich mit fast unhörbaren Schritten den Gang wieder hinunter. In ihrem eigenen Zimmer angekommen fragte sie sich ab welchem Zeitpunkt ihre Freundschaft so schief gegangen war, ab wann dieser Bruch zustande kam und doch kam sie zu keiner Antwort.

Selbst als sie schon in ihrem Bett lag, eingemummelt in ihre Lieblingsdecke, konnte sie diese Frage nicht in die tiefste Ecke ihres Kopfes verbannen. Es dauerte Stunden bis Reena endlich ihre müden Augen schließlich konnte, nur ergab sich ihr keinesfalls ein Schlaf, der alles wieder gut machte. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass ihr am nächsten Morgen die Hölle auf Erden bevor stand?

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 23, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

A Valley full of Pain and SorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt