#193 [Hoseok]

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"Und was meinst du? Wie geht es den anderen, seit Jungkook wieder da ist?" fragt Jiyeon, während sie sich zu mir auf die Couch setzt.

"Die ersten Tage lang war es noch sehr merkwürdig. Niemand wusste so recht, wie er sich ihm gegenüber verhalten soll und außerdem hatte Taehyung keine Stimme mehr. Mittlerweile geht es aber wieder und Taehyung kann auch wieder normal sprechen. Allerdings sollte er seine Stimme noch immer schonen." erzähle ich.

"Klar. Es ist ja auch erst eine Woche her." lächelt sie.

"Was wollen wir eigentlich so machen?"

Jiyeon fässt sich an ihr Kinn und sieht an die Decke.

"Also da du jetzt eh hier bist, können wir das Meer regelmäßig begrüßen, damit es dich kennenlernt und als mein Freund akzeptiert. Und sonst können wir essen gehen, uns in der Stadt einen Film ansehen, shoppen oder in einen Park gehen." schlägt sie vor.

"Oh und ich möchte abends mit dir am Strand liegen und in die Sterne schauen!"

Ich grinse belustigt.

"Draußen ist es wieder ziemlich kühl geworden. Bist du dir sicher, dass wir das machen sollten?"

"Ja~ Wir können uns ja gegenseitig wärmen."

"Ich weiß nicht, ob uns das dann vor einer Erkältung oder anderen Krankheiten schützen wird." gebe ich zu bedenken.

"Das ist egal. Dann fangen wir uns eben eine kleine Erkältung, weil wir einen romantischen Abend hatten."

Jiyeon kuschelt sich nun an mich und schaltet den Fernseher an.

"Solange du hier bist, möchte ich die Zeit mit dir genießen." murmelt sie.

Ich nicke.

"Du hast recht. Ich kann nicht jedes Wochenende zu dir kommen und dich besuchen und du hast auch nicht immer die Möglichkeit, mich zu besuchen."

"Japp." stimmt sie mir zu und schaut dann die Show im Fernseher.

Ich lege meine Arme um sie und kuschel mich dann mehr an sie ran.

Sie ist für mich wirklich der wichtigste Mensch der Welt. Deshalb habe ich es, seit sie mich darum gebeten hat, auch nicht ein einziges Mal darauf angelegt, dass ich Suga provoziere.

Ich liebe es zwar, diesen ruhigen Typen aus seiner Schale zu holen, weil er genervt oder wütend wird, obwohl er im Endeffekt genau weiß, dass ich keines meiner Worte ernst meine, aber ich möchte es auch nicht riskieren, meine Göttin dafür zu verlieren.

Klar, ich könnte ihn mündlich provozieren, da er dann keine Beweise hat, aber es hat ja nicht nur damit zutun, dass Jiyeon es herausfinden und dann verletzt sein könnte. Es hat auch damit zutun, dass ich aus Spaß mit jemandem anderes flirte und das irgendwo schon ein Betrug gegenüber ihr ist. Das habe ich leider erst realisiert, nachdem ich sie schon verletzt hatte, aber ich werde es kein zweites Mal riskieren. Dafür gebe ich es gerne auf, Suga zu provozieren.

Es stimmt schon; ich könnte mir einfach ein anderes, empfindliches Thema raussuchen, mit dem ich ihn ärgern kann, aber bis ich ein effektives gefunden habe, wird mir der Spaß daran schon längst vergangenen sein, also lasse ich es einfach und ärgere ihn nur zwischendurch mal.

Nachdem Jiyeon ihre Show gesehen hat, scheucht sie mich sofort in den Flur, damit wir uns anziehen können. Sie möchte mit mir in einem Park spazieren gehen und dafür müssen wir sogar in die Stadt fahren. Also machen wir uns Hand in Hand auf den Weg zum Bahnhof, wo wir uns Tickets kaufen und dann auf den Zug warten.

Währenddessen erzählt mir Jiyeon von ihrem Vorhaben, nächsten Monat an einem Modelwettbewerb teilzunehmen, wo sie ₩7 500 000 gewinnen könnte, wenn sie den ersten Platz belegt. Ich muss schmunzeln, da sie so schwärmend davon erzählt. Ich glaube an mein Mädchen und ich bin mir zu 100% sicher, dass sie gewinnen wird.

Schon bald kommt der Zug und wir fahren in die Stadt. Während der Fahrt schauen wir aus dem Fenster und halten Händchen. Allerdings zieht ein kleines Kind folglich meine Aufmerksamkeit auf sich, welches nach vorne zur Zugtoilette möchte.

Ich schaue dem kleinen Kind hinterher, wie es tatsächlich komplett allein auf die Toilette geht, weshalb ich mich ernsthaft frage, wer sein vierjähriges Kind ganz alleine zur Toilette laufen lässt.

Es stimmt schon; das Kind kann hier schwer weglaufen, aber was ist, wenn jemand das Kind mitnimmt, ohne dass die Eltern das mitbekommen?

Seufzend wende ich mich an Jiyeon.

"Willst du eigentlich Kinder mit mir?" frage ich und schaue an die Zugdecke.

"Kinder? Ich weiß nicht. Immerhin ist es noch sehr früh."

Ich nicke.

"Aber ich meine irgendwann in Zukunft, wenn wir erfahrener sind, einen sicheren Job haben und auch zusammenleben."

Jiyeon kichert.

"Wenn es sich ergibt, dann weiß ich nicht, was uns davon abhalten sollte."

Ich lächel ihr als Antwort zu, als das Kind von gerade eben aus der Zugtoilette kommt. Eigentlich wäre es mir nicht besonders aufgefallen, doch wie es so kommen musste, stolpert der kleine Junge über die drei Stufen nach unten und fällt hin. Er beginnt, zu weinen und krümmt sich leicht, da er sich trotz schützen seines Gesichtes weh getan hat. Ich schaue mich deshalb mit etwas aufgerissenen Augen um, doch die Eltern scheinen nirgendwo zu sein oder zumindest nicht zu reagieren, weshalb ich aufstehe und zum Jungen gehe.

Ich knie mich zu dem Kleinen auf den Boden und helfe ihm erst einmal hoch. Nicht nur, dass er auf seine Wange gelandet ist und diese ihm wohl weh tut; er ist auch auf eine ganz kleine Scherbe gefallen, die sein Knie etwas aufgeschnitten hat. Schon auf dem ersten Blick erkenne ich, dass es nur ein oberflächlicher Schnitt ist, welcher nur schreckhaft viel für seine eigentliche größe blutet. Aufmunternd lächel ich den Jungen daher an.

"Hey, jetzt weine doch nicht! Es ist alles gut. Du bist doch groß und stark, habe ich nicht recht? Du verkraftest das." rede ich auf den Jungen ein.

"A-aber ich blute!" weint er weiter.

"Ich blute!"

"Ach was, das ist doch nichts! Das ist nur ein bisschen Blut; das schadet dir nicht."

Ich hole ein Taschentuch aus meiner Hosentasche und säubere erst das nach unten gelaufene Blut, ehe ich das Taschentuch vorsichtig auf den Schnitt lege.

"Siehst du? Und weg ist es!"

"Aber es brennt!" quietscht er auf und schluchzt weiter.

"Das hört gleich wieder auf und dann verheilt es. Du musst nur ein bisschen aushalten oder ist es zu schlimm?" frage ich.

Der Junge schüttelt zart den Kopf.

Ich nehme noch ein Taschentuch und halte es ihm hin.

"Komm, jetzt hör auf, zu weinen. Dann kannst du gleich grinsend zu deinen Eltern gehen und ihnen stolz erzählen, dass du eine Verletzung überlebt hast und dass du auch kaum geweint hast." grinse ich.

Jetzt doch etwas lächelnd nimmt der Junge das Taschentuch und wischt sich die Augen trocken, ehe er sich die Nase schnaubt.

"Danke, Hyung!" grinst er mich jetzt an.

"Alles gut. Jetzt geh' zurück zu deinen Eltern und erzähle ihnen davon! Und vergiss nicht, es totaaaaal zu übertreiben." spreche ich kindlich mit ihm.

"Mach' ich, Hyung!"

Wieder lachend läuft der Kleine zurück zu seinen Eltern. Die Blutung hat gestoppt, da es ja nur ein kleiner Schnitt ist und dass seine Wange auf dem Boden aufgekommen ist, scheint er bereits vergessen zu haben. Erleichtert setzte ich mich zu Jiyeon zurück und werfe das blutige Taschentuch in einem kleinen Mülleimer an unserem Sitz.

"Du würdest echt ein toller Vater sein, Hoseoki." lächelt Jiyeon stolz und legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab.

"Und ich bin mir sicher, dass es keine bessere Mutter als dich geben würde." grinse ich.

Wir fahren daraufhin wie geplant weiter zur Stadt und gehen im Park spazieren. Das ist aber auch nur der Anfang unseres romantischen Wochenendes zu zweit und ich bin mir sicher, dass es für uns ein langer Tag werden wird.

Text me my friend *YoonMin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt