Chapter 1

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Hier sitze ich nun, an der sandigen Bucht, um mich herum weit und breit keine Menschenseele. Ich atme tief ein und aus, genieße die herrschende Stille um mich herum. Es ist ein sonniger Montagnachmittag, die Sonne strahlt grell auf meinen Körper hinab und die Möwen kreischen um die Wette. »Wäre es nur immer so...« Ein letztes Ausatmen und ich stehe auf, nehme mein Surfbrett in die Hand. Langsam spaziere ich in Richtung kühles Wasser, sein Rauschen zieht mich gerade zu magisch an. Ich spüre die kleinen Wellen meine Füße streifen immer und immer wieder, bis das Wasser mir zur Hüfte reicht. Ohne große Probleme lege ich mich auf das Brett. Jede entgegen kommende Welle, die das Brett bewegen, spüre ich klar und deutlich unter mir. Mit kräftigen Handbewegungen bewege ich mich vorwärts, immer weiter hinaus auf's Meer. Sobald ich die leicht steinige Gegend verlassen habe setze ich mich im Schneidersitz auf das Surfbrett und beobachte die Gegend, warte auf eine gute Welle. Ich muss nicht lange warten kurz darauf erblicke ich eine in der Ferne. Ohne zu zögern lege ich mich wieder hin und paddele ihr entgegen. Leichte Gänsehaut überkommt mich als ich die Welle in ihrer ganzen Pracht betrachte. Sie ist gewaltig, nahe zu gefährlich um auf ihr zu reiten. »Was hat Dad gesagt? Zeige keine Furcht, stelle dich jeder Herausforderung, denn sie machen dich stark. Also Augen zu und durch!« Kurz atme ich tief ein und richte meinen Blick auf die Welle. Ich merke wie ich ihr immer näher komme, ich gewinne leicht an Höhe. Furchtlos stehe ich geschwind auf, atme aus und stelle mich der Herausforderung. Jede Angst, jeden Zweifel spüle ich hinfort. »Ich schaffe das!« Adrenalin fließt durch meinen Körper, gibt mir Mut und versorgt mich mit neuer Energie. Kurz darauf lande ich auf der weichen Wasseroberfläche. Mein Herz hämmert unkontrollierbar vor Freude und auf meinem Gesicht bildet sich ein Grinsen. "Dad hast du mir gerade zugekuckt? Hast du es gesehen? Ich habe es geschafft!" flüstere ich zu mir und schaue in den strahlend blauen Himmel über mir. Ein Fehler wie sich herausstellt. Kurz abgelenkt und schon falle ich mit einem Platscher ins türkisblaue Wasser. Ich tauche auf und lache erstmal. »War klar das noch was kommen musste.« Mit der Hand streiche ich mein nasses Haar aus dem Gesicht und hieve mich erneut auf das Brett. Diesmal lege ich mich aber auf den Rücken, mein Blick Richtung strahlend blauen Himmel. Er ist wolkenlos und wirkt als würde er mir fröhlich zu winken. Das hier ist mein Lieblingsort. Nur die wenigsten wissen hiervon und dadurch herrscht hier meist Ruhe. Man vergisst all den Alltagsstress, all seine Probleme. Hier heißt es: nur du und das rauschende Meer. Mein Bruder regt sich gerade sicher auf  und fragt sich wo ich mich befinde. Er gönnt mir einfach keinen Spaß. Die ganze Zeit meint er  mir zu verbieten zusammen mit meiner besten Freundin Liv in die Stadt zu gehen, da dort hinter jedem Eck ein Krimineller sei der meine mich zu entführen, töten oder sonst noch was. So ist er jeden falls nach dem Ableben unseres Vaters. Wir haben nie eine Mutter gehabt, nicht mal eine Stiefmutter. Immer nur wir drei. Nicht mehr und nicht weniger.    Man könnte also behaupten er ist das einzige Familienmitglied das mir geblieben ist, was sehr nervig sein kann wie man sieht. Aber natürlich liebe ich meinen Bruder  trotz seines total übertriebenen Beschützerinstinkt. Er will mich halt nur nicht verlieren, verständlicher Weise.

Ein kurzer Blick auf meine wasserfeste Uhr verrät mir dass ich mich langsam auf den Weg machen sollte nach Hause zugehen. So gern wäre ich noch geblieben, die Ruhe genießen. Ich paddele zum Ufer und schnappe mir meine Sachen, Tasche und Surfbrett. Langsam  laufe ich zur Straße. Einen kurzen Rückblick zur Bucht kann ich mir nicht verkneifen. » Ich wünschte ich könnte länger bleiben...«Ich  sehe die Sonne schon bisschen im orangenen Horizont untergehen. Ich greife in meine Tasche und will ein Foto knipsen, als ich auf den Bildschirm was aufblitzen sehe. 13 Anrufe und mindestens 10 Nachrichten, alle von meinem Bruder. Das kann ja nur Ärger bedeuten sobald ich zu Haus bin. Geschwind mache ich noch schnell ein Foto vom Horizont und eile nach Hause. Viele Häuser, Läden  und  weitere Strände, jedoch überfüllt, ziehen an mir vorbei. Kurze Zeit später sehe ich das blaue, kleine aber feine Haus hinten aufblitzen. Angekommen verstecke ich das Surfbrett im nächstgelegenen Gebüsch, auf das mein Bruder es nie findet, und gehe an die Tür. Zögere jedoch die Klingel zu betätigen und überlege stattdessen vom Geländer in mein Zimmer zu klettern, das ich heute extra offen gelassen habe. Mit einer passenden und überzeugenden Ausrede könnte ich mir den Ärger sparen. Ich fackele nicht lange und beginne zu klettern. Das Holz knarrt nach jeden Schritt hinauf. Mehrmals drohe ich ab zu rutschen, mit Flipp-Flopps klettert man auch nicht wirklich gut, aber fange mich jedesmal noch einmal. »Nicht runter schauen, dann ist alles gut...« Im Kopf stelle ich mir schon vor wie ich stürze und mir was breche, womöglich sogar das Genick. Einen Grund mein Hirn aus zuschalten und sich dem Klettert zu konzentrieren.

Als ich endlich am Fenster bin steige ich ein und schmeiße mich erstmal auf das Bett. Danach verstecke ich die Tasche, begib mich ins Badezimmer und dusche mich vom Salz ab, wasche die Haare. Im Zimmer erwartet mich schon mein angepisster Bruder, aka Alex, und schaut mich streng an. »Komm schon Kiana dir fällt schon was ein!« „Wo bist du abgeblieben meine junge Dame?" fragt er mit scharfen Ton, dass seinen Gesichtsausdruck noch mehr unterstreicht.

Das Lied des MeeresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt