Chapter 6

24 1 1
                                    

Ich befinde mich in Mitte zäher Finsternis . Um mich herum kein einziger Funken Licht, keine weitere Präsens weit und breit. Ich bin ganz allein hier. „Hallo? Ist wer hier?" rufe ich durch die Dunkelheit, mein Echo hallt durch den leeren Raum. Es dauert einen Moment bis eine Antwort kommt: „Mensch, wie stark hängst du an deinen Leben? Was würdest du dafür Opfer?". Die Stimme klingt beruhigend, weise und freundlich, aber auch herrisch. Von wo sie auch spricht es ist schwer zu sagen, sie erklingt überall. „Wer bist du? Was willst du von mir?" frage ich und blicke um mich, doch entdecke ich niemanden. „Wer ich bin wirst du noch früh genug erfahren. Ich stelle die Frage noch einmal. Wie stark hängst du an deinen Leben und was würdest du dafür aufgeben?" sagt diese erneut. Meine Gedanken schweifen zu Alex und Liv. Alex hat nur noch mich, wer weis ob er meinen Tod auch noch ertragen würde und Liv, sie ist wie eine Schwester für mich. „Alles." antworte ich zögernd. Kaum gesagt, schon durchflutet ein Licht die ewig scheinende Finsternis.

„Sie kommt zu sich!", sagt jemand neben mir. Ich spüre die Sonne auf meine Haut scheinen, den Wind um mich herum und insbesonders das überlaute Rauschen des Meeres. „Kia, Kia! Gott sei Dank." höre ich jetzt Livs Stimme klar und deutlich. Vorsichtig richte ich mich auf. Mein Kopf dröhnt und mein Hals ist trocken. „W-Was ist passiert?" frage ich und stehe ich auf. Ein leichter Schwindel macht sich bemerkbar. „Ganz ruhig, du musst es langsam angehen." warnt mich eine tiefe, von Bass erfüllte Stimme. Starke Arme umhüllen mich, halten mich fest. Endlich öffne ich die Augen, gleisendes Licht dringt durch meine Augenlieder. Ich schaue in das Gesicht eines unbekanntes Gesichtes. Er hat strahlend blaue Augen, so tiefgründig wie das Meer selbst, so schwarze wie Ebenholz und das Gesicht ist markant, wie das Gesicht eines Engels. Seine Haut ist braun gebrannt und sein Körper kräftig gebaut. „Danke." antworte ich knapp und schaue verwirrt zu Liv. Sie lacht auf und beginnt zu erzählen. „Also in Kurzfassung: Ich war am ertrinken und er hat mich gerettet." sage ich. Beide nicken. „Danke ehh-" bedanke ich mich, doch ich stocke bei seinem Namen. „Damien, ich heiße Damien." beendet er meinen Satz, lacht auf. „Danke Damien. Was ist mit dem Board? Ist es kaputt? Ist der Verleih sauer?" frage ich besorgt. „Nein, kann er auch nicht, das Board war fehlerhaft. Der Verleih hat es gewusst und es trotzdem verliehen. Das heißt du könntest sie sogar verklagen." schmunzelt er. Erleichtert seufze ich aus. „Ok, ich sollte dann Heim gehen." meine ich und hole mein Zeug. Liv joggt langsam auf mich zu „Bist du dir sicher? Ich meine das ist deine Chance". Sie schaut unauffällig zu Damien und zwinkert mir zu. Genervt rolle ich mit den Augen und schubse sie leicht zurück, doch lache ich auf: „Liv, nein. Verschone mich bitte.". Ich winke ihm zu und rufe „Tschüss, vielen Dank noch einmal.". Liv tut das selbe und folgt mir. „Ach mensch, du bist lahm!", nörgelt sie gespielt sauer, „ Jetzt komm, setz dich schon drauf.". Ich nicke. „Ich fahre auch extra langsam für dich." versichert mir Liv. Ich hebe eine Augenbraue, mit einem aufgesetzen „Willst-Du-Mich-Verarschen-Blick". „Ja gut, das war ein Scherz." löst sie die Situation auf, wir beide grinsen. „Hätte mich überrascht.",gebe ich sarkastisch zurück und setzte mich drauf, „Kann ich mich noch wenigstens festhalten, bevor du losfährst?". Liv lacht auf. Panisch kralle ich mich am Gepäckträger fest.

10 Minuten und tausend Todeswünsche an Liv später stehe ich vor meinem Haus. „Ich wünsche ich dir einen schönen Fahrradunfall und einen schrecklichen Tag" verabschiede ich mich mit einen erhobenen Mittelfinger. Die Schlüssel klirren, die Haustür quietscht und ich stehe im Flur. „Alex, ich bin wieder da!" rufe ich lautstark durch das Haus, keine Antwort. Paar Schweigeminuten später erhalte ich immer noch keine Antwort. Er muss wohl noch mit seinen Kumpels feiern sein. Müde begebe ich mich ins Badezimmer. Ich nehme eine Dusche, doch als ich dann vor dem Spiegel bin erschrecke ich mich. Mehrmals blinzle ich und atme auf. Für einen kurzen Moment sah ich ein Mädchen, sie hat meine Gesichtsmerkmale gehabt, aber die Haare sind intensive violett gewesen und die Augen erstrahlten mit den Regenbogenfarben. Ich rede mir ein es sei nur der Dampf  gewesen, der die Wirkung einer Fata Morgana simuliert hat, und gehe in mein Zimmer. Angekommen ziehe ich meinen Pyjama an, lege mich entspannt ins Bett und greife nach dem Buch in meiner rechten. „Göttlich Verdammt" steht auf dem Cover, eines meiner Lieblingsbücher. Eine Stunde und etliche Seiten später bin ich so müde, sodass ich nicht mal genügend Konzentration bieten kann ein einzelnes Wort, geschweige denn einen Satz, zu verstehen. „22:30 Uhr, Bruderherz wo bleibst du bloß?" flüstere ich zu mir selber. Normalerweise kommt er nie so spät nach Hause, so traurig das auch klingen mag. Mit einem flauen Gefühl lege ich mich schlafen, in Hoffnung das ich ihn morgen am Frühstückstisch wieder sehe.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 30, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Das Lied des MeeresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt