Mythos #18 Zeitlöcher

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Über den Untersberg in den Alpen gibt es viele Mythen und Legenden. Eine ist, dass dort Zeitreisen möglich sind.

Der ist ein Bergmassiv von ca. 70 km² und befindet sich am Alpenrand an der Grenze zwischen Österreich und Bayern. Er liegt zwischen Deutschland im Norden und Österreich im Süden.

Seit Jahrhunderten berichten die Menschen aus dieser Gegend von merkwürdigen Ereignissen. Es gibt viele Sagen über das Bergmassiv, doch die verrückteste ist wohl die, dass es dort Zeitlöcher gibt. Viele Menschen sind in dieser Gegend verschwunden, angeblich sollen sie in eine andere Zeit gereist seien. Manche Menschen, die dort verschwunden sind, sollen Jahre später wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht seien. Viele Mythen erzählen davon, dass in der Gegend besondere Naturkräfte herrschen, und die Zeit anders tickt. Ein verschollener Jäger tauchte etwa angeblich ein Jahr später zu seinem eigenen Trauergottesdienst wieder auf.

Einer Sage nach soll sich jedes Jahr pünktlich zum 15. August an einer geheimen Stelle des Berges ein Zeitloch öffnen. Es führt in eine Spiegelwelt, in der über ein Volk aus Bauern, Rittern, Zwergen und Adligen herrscht.

Das Volk der "Untersbergler", wie die Einheimischen die Zeitreisenden nennen, taucht manchmal auch im Hier und Jetzt auf: In den 14 Kirchen des Untersbergs wurden sie schon nachts bei Gottesdiensten gesehen.

Jedenfalls erzählt das die Legende eines Bauern. Er war bei der Christmette gewesen und war erstaunt, weil er niemanden erkannte. Kein Wunder: Die Gottesdienstbesucher stammten allesamt aus einer anderen Welt, es waren "Untersbergler".

Eine andere gruselige Sage erzählt von einer ganzen Hochzeitsgesellschaft, die der Berg verschluckt haben soll. Auf dem Weg zum Fest mussten Brautpaar und Gäste über den Untersberg. In dieser Gegend würden einer Erzählung nach Geister Wanderer reich beschenken. Also rief der Bräutigam nach den Gespenstern. Und tatsächlich: Der Berg öffnete sich und ein kleiner, grau gekleideter Mann lud die Gesellschaft ins Innere an eine gedeckte Tafel. Dort feierte die Hochzeitsgesellschaft ausgelassen und schlief schließlich ein.

Am nächsten Tag begleitete der Berggeist die Gäste wieder hinaus. Doch sie erkannten die Umgebung nicht wieder, auch die Menschen waren fremd. Sie suchten das nächste Dorf und baten den Pfarrer um Hilfe. Daraufhin forschte er in der Dorfchronik und fand heraus, dass 500 Jahre zuvor ein Brautpaar mit all seinen Gästen auf Nimmerwiedersehen verschwunden war.

Auch Wanderer bringen mysteriöse Geschichten vom Untersberg mit nach Hause. So berichtete eine Frau von einer kuriosen Begegnung mit einer Gruppe von Bergsteigern in der Gegend. Sie lief mit Freunden einen schmalen Pfad entlang, als ihnen fünf Männer in altertümlicher Bergkleidung entgegenkamen. Doch es war zu wenig Platz, als dass beide Gruppen aneinander vorbeilaufen konnten. Die Männer blieben aber nicht stehen und gaben keinen Ton von sich. Sie kamen näher und näher – bis sie sich plötzlich vor den Augen der Bergsteiger in Luft auflösten.

Die Bevölkerung nennt ihren Hausberg nur ehrfürchtig „Wunderberg", „magischer Berg" oder „Berg des Lichts". Um den Gebirgszug ranken sich Mythen und Sagen. Selbst der wurde vor dem Bergmassiv ehrfürchtig als er ihn 1992 in Salzburg besuchte. Er nannte ihn die „Herz-Chakra-Europas".

Der österreichische Autor Wolfgang Stadler hat diesem Phänomen schon mehrere Bücher gewidmet. Der Autor sagt, dass ca 60% seiner Geschichten der Wahrheit entsprechen. „Ich schildere meine Abenteuer als Romane, weil es sonst gleich heißen würde ,der Kerl spinnt doch'. Die Leser selbst sollen erahnen können, wo die Realität endet und die Fantasie beginnt." Der 61-jährige besucht den Berg regelmäßig. „Ich habe eine gut versteckte Metalltüre entdeckt, die in eine Station im Berg führt. Dort leben Menschen aus einer anderen Zeit."

Im Buch schildert er Treffen mit einem General, der nach dem Zweiten Weltkrieg in der Station im Berg untergetaucht ist. „Ich kann aber nie lange in der Station bleiben. Denn dort vergeht die Zeit 300 Mal langsamer als heraußen. Wenn ich etwas länger als einen Tag bleiben würde, wäre inzwischen ein ganzes Jahr vergangen", erzählt Stadler, der seine Bücher unter dem Pseudonym schreibt und hauptberuflich seine Stahlbaufirma in Hallein leitet. Früher hätte der zweifache Familienvater eine solche Geschichte selbst nicht geglaubt. „Ich bin ein gelernter Techniker und glaube nur was ich sehen kann.

Mittlerweile habe ich aber so viel Unfassbares erlebt, dass ich völlig offen bin für alles Mystische." Die Zeitverzerrung in der Station sei die extremste, die er bis jetzt erlebt hat. „Es gibt aber an mehreren Stellen am Untersberg Zeitlöcher abseits der bekannten Pfade." So ein Zeitloch sei hundert Mal intensiver als eine Sonnenfinsternis. „Eben ist noch helllichter Tag und im nächsten Moment stockfinstere Nacht. Wer da keine Taschenlampe dabei hat, wird verrückt." Interessant sei auch die Form des Untersbergs. „Die meisten Leute wissen gar nicht, dass der Untersberg in Wirklichkeit ein riesiges dreieckiges Gebirge ist, wie eine Pfeilspitze, die nach Osten zeigt. Das sieht man erst vom Flugzeug aus"

Ob an den Geschichten nun etwas dran ist oder nicht kann nicht endgültig geklärt werden. Auf jeden Fall lohnt es sich aber in dem nächsten Alpenurlaub dieses Bergmassiv zu besuchen und sich sein eigenes Bild zu machen.

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