Damon war noch immer wütend. Nachdem er seine Waffe und alle Abzeichen von der Uniform, die er immerhin behalten durfte, abgegeben hatte, war er für gute zwei Stunden ziellos durch die Straßen und Gassen der Hauptstadt gewandert. Immer wieder kam er an Bettlern vorbei, ihre Köpfe in ihren Händen und am Überlegen, was sie in ihrem Leben falsch gemacht hatten.
Wenn es so weiterging, würde Damon selbst bald so sitzen. Das durfte nicht passieren, also würde er Geld brauchen. Aber das würde nicht reichen. Die Regierung, die war das Problem. Wenn der Staat erstarken sollte, müsste sie verschwinden und die ganzen Verträge und Regulierungen, die Clairien nach dem Krieg in Kraft gesetzt hatte, müssten gebrochen werden.
So dachte Damon, während er weiterging. Er war mittlerweile auf dem Marktplatz. Hier war nicht viel los. Die paar Händler, die schon wiedergekommen waren, boten astronomische Preise. Viel zu teuer für die Bevölkerung, vor allem für die arbeitslosen Soldaten und die ehemaligen Arbeiter der Rüstungsindustrie. Auch zu viel für Damon, der sich vornahm, eisern zu sparen, obwohl die süßen Gerüche einiger Stände ihn beinahe dazu verleiteten, seinen Vorsatz sofort zu brechen.
Inmitten der Stände und paar reichen Leute stand ein Mann, der Damon auffiel. Er trug eine Uniform, die zu keinem ihm bekannten Land gehörte, obwohl sie definitiv wichtig schien. Indigo war eine Farbe, die meist Kapitänen von Schiffen oder mit Magie betriebener Luftschiffe vorbehalten war. Dieser, recht seltsame Mann kam, nachdem er sich für einen Moment umgeschaut hatte, direkt auf Damon zu.
Der ehemalige Soldat beäugte den Fremdling misstrauisch. "Was willst du, Blondie?" Dieser fuhr sich durch besagte blonde Haare, bevor er fragte: "Damon Stal, stimmt das?" "Wer will's wissen?" Damons Antwort schien dem Mann zu reichen. "Sehr gut." Aus seiner indigofarbenen Uniform zog der Fremde einen Papierschnipsel. "Leute, die so laut ihre Meinung sagen wie du, erregen viel Aufmerksamkeit. Pass auf, Freund!" Damit reichte er Damon den Schnipsel und ging davon.
"Und was war das jetzt?", fragte der ehemalige Soldat sich, bevor er auf das Papier in seine Hand schaute. Es war die Adresse einer Taverne in der Stadt und eine Uhrzeit. Warum hatte man so etwas gerade ihm gegeben? Der Mann war ein Fremder, seine blonden Haare wiesen ihn als wahrscheinlichen Ausländer aus. Wie kannte er den entlassenen Soldaten? Und was wollte er?
Egal. Damon entschloss sich, zu gehen. Nicht ohne Sicherheitsmaßnahme natürlich, aber wenn man ihm ein Essen bezahlte, war es das schon wert.
~~I~~
Es war Abend geworden. Die Leute, die Orte zum Wohnen hatten, kehrten nun zu diesen zurück. Die Sonne berührte gerade den Horizont, als Damon sein Ziel erreichte. "Zur letzten Hoffnung", stand in verblichenen Buchstaben auf dem Holzschild, das schief über dem Eingang hing. Auch dieses Gebäude hatte kleine Schäden an der Fassade, das Schild selbst hatte einige Löcher, die in es hineingebrannt worden waren.
In der Taverne war es still, aber wärmer als draußen. Der Geruch von billigem Alkohol erfüllte die Luft. Einige Leute in militärischen Uniformen betranken sich sinnlos am Tresen. Sie lallten über "die guten alten Zeiten" und verfluchten die Clairianer. Damon salutierte ihnen und bewegte sich dann auf sein Ziel zu. In einer Ecke saß genau der Mann, der ihn schon auf dem Marktplatz angesprochen hatte. In seinem Glas war eine bernsteinfarbene Flüssigkeit, die er hin und her schwenkte. Als er Damon erkannte, lächelte er.
"Du hast länger gebraucht, als erwartet", stellte er fest. "Ich hatte einige...Dinge zu tun", antwortete Damon und fühlte unauffällig nach dem kleinen Dolch, den er sich gekauft hatte und nun unter seiner Uniform verbarg. "Das war keine Anschuldigung" Das anhaltende Lächeln des Fremden beunruhigte den ehemaligen Soldaten langsam. "Nun. Ich schätze du willst wissen, warum du hier bist." Der Mann ließ Damon genug Zeit um zu antworten, aber der nickte nur. "Nicht sehr gesprächig, was?", der Fremdling lachte, bevor er den starken Alkohol in seinem Glas heunterstürzte. "Ich habe mehr erwartet, weißt du? Man hört, dass du kaum ruhig bleiben kannst, zumindest, wenn es um den Zustand von Galscopien geht."
Damon musste zugeben, dass dies stimmte. Sein Heimatland war ihm wichtig. "Was willst du?", knurrte er schließlich. "Ich bringe dir ein Angebot. Einen Job, wenn du es so willst." "Und warum sollte ich annehmen?", fragte Damon, misstrauisch. "Nun", der Mann überlegte gespielt. "Es ist an meine Ohren gekommen, dass heute morgen ein bestimmter Soldat entlassen wurde. Ein grauenhaftes, ungerechtes vorgehen."
Woher wusste der Typ solche Dinge? Der Fremde bemerkte den fragenden Ausdruck auf Damons Gesicht. "Mein Freund, ich würde meinen Job nicht gut machen, wenn ich nicht überall Kontakte hätte", bemerkte er. "Selbst wenn das, was du gesagt hast, wahr wäre. Das bedeutet nicht, dass ich einfach so Arbeit von einem Fremden annehmen würde!", spie der ehemalige Soldat, der langsam aus dem Konzept kam.
"Natürlich, natürlich. Erstmal solltest du wissen, worum es überhaupt geht, was?" Als Damon schwieg, begann er. "Du musst wissen, dass Clairien nicht nur dir und Galscopien auf die Füße getreten hat. Es gibt viele Leute, die es zerbrochen sehen möchten." Sofort war Damons Interesse geweckt und so setzte er sich gegenüber des Fremden. "Aber wie würde man so etwas tun? Clairien ist die dominante Macht in dieser Region. Die Leute dort sind viele und gut vereint", der Mann in der indigofarbenen Uniform machte eine kurze Kunstpause. "Es ist gut, dass der Weg, das Land zu zerstören, tief unter ihm selbst verborgen liegt. Sag mir, Damon. Weißt du, was die "Großen Zaubersprüche" sind?"
Der ehemalige Soldat zögerte einen kurzen Moment. "Zaubersprüche aus grauer Vorzeit?", riet er dann. "Eigentlich stimmt das", gab der Fremde zu. "Vor vielen Jahrhunderten, als Magie noch allgegenwärtig war und in der Luft lag, waren Magier ja normale Leute. So viel ist bekannt. Doch auch damals gab es Kriege." "Und die wurden mit Zaubersprüchen geführt", stellte Damon fest. "Richtig!", lobte der Fremde ihn. "Die Kriege wurden immer brutaler und blutiger. Was als Kämpfe über Grenze angefangen hatte, wurde zu Kreuzzügen, als die verschiedenen Religionen sich einmischten." "Die Hexenkriege", meinte Damon. So viel wusste er auch noch. "Und auf dem Höhepunkt dieser Kriege trafen sich die mächtigsten Magier der jeweiligen Seiten. Sie wussten, dass einzelne Schlachten den Krieg nicht entscheiden würden. Also erschufen sie die "großen Zauber". Mit denen konnten sie ganze Landstriche in wenigen Herzschlägen auslöschen. Danach war der Krieg natürlich schnell beendet. Die Zauber ruhen nun im Reich, das siegreich aus dem Krieg hervorging. In der clairianischen Schatzkammer. Die müssen wir ausrauben."
Der Vortrag ließ einige Fragen für Damon offen. "Ist es nicht so, dass Zauber für einen mindestens genauso mächtigen Zauber geschaffen werden? Deshalb funktionieren die ganzen alten, mächtigen Zauber heute ja nicht mehr." "Das lässt du meine Sorge sein, Freund. Du solltest nur wissen, dass das kein Problem ist." Als der ehemalige Soldat weiterhin skeptisch dreinblickte, wechselte der Auftraggeber das Thema. "Du fragst dich aber sicher, wie es mit der Belohnung aussieht, was? Auch dafür ist gesorgt. Mit der Schwächen Clairiens wird auch sein Einfluss auf Galscopien geschwächt. Ich besitze mächtige Freunde, weißt du? Nachdem wir unsere Mission erfüllt haben, werden wir die Regierung hier recht einfach stürzen können." Er reichte Damon die Hand. Als der zögerte, legte er nach. "Und wer weiß. Mit deiner lauten Stimme könntest du einfach wichtige Aufgaben einer neuen Regierung zugeschrieben bekommen. Du kannst Galscopien wieder mächtig machen, mächtiger, als alle anderen Reiche." Endlich fasste Damon einen Entschluss. "Ich bin dabei!" Die beiden Männer reichten sich die Hand und endlich stellte sich der Auftraggeber vor. "Guter Entschluss, Freund. Captain Jonathan Blake ist der Name."
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Ehrgefühl
FantasyDamon Stal, einem ehemaligen Soldat der Galscopianischen Armee, wird ein verlockendes Angebot gemacht. Er schließt sich einer Truppe zusammengewürfelter Kämpfer an. Sie sollen mächtige magische Artefakte aus den Schatzkammern des Reiches Clairien st...