Kapitel 4

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Bald würden Mama und Papa wieder zurück sein, dachte ich mir, als ich erschöpft an die Decke starrte.

Meine Nase war verstopft und in meinem Kopf klopfte etwas ununterbrochen gegen meine Stirn.

Ich hatte mindestens eine gute Stunde durchgeheult, nachdem ich ohne ein Wort zu sagen, aus der Küche geflohen war. Wäre Louise nicht mit Mino gekommen, hätte ich das natürlich niemals getan. Doch ich kannte sie schon seit ich ein Jahr alt war und wusste, dass sie einen fetten Crush an Mino hatte. Sie hatte genau das getan, was ich erwartet hatte: Mit Mino mitgegangen und mich in Ruhe gelassen.

Was hätte ich auch sagen sollen?

Hey, ich habe den Mord an einer Mitschülerin mitbekommen und noch immer nicht die Polizei angerufen, auch wenn er mir droht, dass ich die nächste bin?

Genau, weil ich das niemanden so erklären konnte, hatte ich Unterleibsschmerzen vorgetäuscht und mir somit einen freien Tag schaffen können.

Ich hörte, wie die Haustür aufging und mein Vater mich begrüßte.

"Meg! Ich bin wieder zu Hause! Ich bin schnell duschen und mach dann Gemüsesuppe! Wenn Mama kommt, sag ihr sie soll die Finger vom Topf und den Gewürzen lassen!", rief er nach oben.

Er wusste, dass ich ihn gehört hatte und kurz darauf quietschten die alten Wasserrohre.

Heute war Montag. Sprich er hatte den Yogakurs mit den alten Damen aus dem Altersheim. Bestimmt hatten sie ihm wieder jede Menge Kekse aufgedrängt.

Ich zog ein Kissen zu mir und drückte es gegen meine Brust.

Wieso erzählte ich es niemanden? Vor was hatte ich Angst? Ich musste ja nur zu meiner Mum gehen und ihr sagen, was ich gesehen hatte. Sie war die Chefin bei der örtlichen Polizei. Früher oder später wird sie sowieso zu mir kommen und in ihrem sachlichen Ton erläutern, dass Hanna verschwunden ist und ich absofort bitte immer etwas früher nach Hause kommen sollte und das Pfefferspray dabei haben musste.

Wieso also?

Die Kopfschmerzen wurden nicht besser und ich schloss in einem verzweifelten Versuch, sie verschwinden zu lassen, die Augen. Nur damit ich dann letztendlich einschlief.

______________

Ich hatte noch immer keine Antwort.

Mittlerweile war es nun schon Freitag und der letzte Tag vor den Herbstferien.

Ich hatte eine Matheschulaufgabe zurückbekommen und zu meiner Überraschung eine 3- bekommen.

Das lag wahrscheinlich daran, dass ich von meinen Eltern unbarmherzigerweiße am Dienstag schon wieder in die Schule gefahren wurde und somit keine Chance hatte, der Schulafgabe vor den Ferien aus dem Weg zu gehen. Sonst wäre das locker eine 2 gewesen...

Louise zog neben mir eine Schnutte, da ihre Note mal wieder sehr schlecht war. Naja, für sie war eine 5 in Mathe ein Glücksgriff.

Sie hatte seit der Sache am Montag mich nicht mehr darauf angesprochen. Zu beschäftigt war sie gewesen, an ein Kostüm für die heutige Halloweenparty zu denken und mit Mino zu sprechen. Dieser hatte nämlich tatsächlich damit angefangen, in den Pausen zu uns zu kommen oder sogar in der Bücherrei, wenn ich lernen wollte. Louise nahm es als eine Entschulidigung, nichts zu tun und redete mit ihn ununterbrochen. Ich war mehrmals geflohen. Vor allem, wenn ich seine Blicke nicht mehr aushielt. Doch Louise fand es super und hatte auch erstmal abgeklärt, dass Mino heute kommen würde.

Mit solchen Freunden, brauchte man keine Feinde mehr.

"Erde an Meg!", riss mich besagte beste Freundin aus den Gedanken.

How To Remain Virgin || Mino FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt