Kennt ihr das, ihr wollt einfach nur, dass ihr morgens früh aufsteht und merkt, dass ihr nicht mehr leben wollt? Ihr euren Körper nicht spüren wollt und endlich Allah euch zu sich nimmt? So fühlte ich mich am nächsten Morgen. Es war Sonntag und mir ging es immer nach wie vor ziemlich schlecht und das sah man mir an. Ich stand auf und schaute erst, ob jemand wach ist. Als ich merkte, dass nur Papa wach war und er Fernsehen schaute, blickte ich kurz auf die Uhr. Es war 8:35 Uhr und alle waren noch am schlafen. Ich nahm mir eine Wasserflasche in meinem Zimmer und trank so viel Wasser, als hätte ich tagelang nichts getrunken. Ich merkte, wie ich über Nacht geschwitzt habe, das machte den Anschein, dass ich wohl einen Alptraum hatte. Ich nahm mir einen frischen Schlafanzug raus und warf die verschwitzen Klamotten in die Wäsche. Doch bevor jemand wach geworden ist, lag ich schon wieder im Bett und zwing mich selber in den Schlaf. Doch egal wie viele Schafe ich zählte, wie sehr ich abschalten wollte, nichts klappte. Ich dachte an die vorherige Nacht.
~Flashback~
Ich sah nur noch leer nach unten und merkte wie meine Hand anfing zu bluten. Ich lehnte mich noch fester an den Geländer und nahm den zweiten Bein langsam nach oben. Plötzlich nahm ich wahr, wie die Balkontür aufgerissen wurde und ich schlagartig nach hinten gezogen worden bin. Ich weinte drauf los und blickte in die verheulte Augen meines Bruders. Ich wusste, dass ich ihm so weh tat, doch ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Ich wollte, dass sie von mir befreit sind. Ich dachte mir, ich sei einfach nur eine Last für diese Familie. Genau so wurde ich auch in der Zeit behandelt und es tat weh. Ich weinte mich in den Armen meines Bruders aus und merkte irgendwann nicht, dass ich eingeschlafen war. Als ich aufwachte, lag ich in meinem Bett.
~Flashback Ende~Ich lag den ganzen Tag im Bett. Meine Mutter versuchte mehrmals vergeblich mir Essen zu bringen und mir es in den Mund zu stopfen. Doch ich blockte komplett ab, denn ich wollte nichts essen. Gegen 19 Uhr stand ich auf um aufs Klo zu gehen und mir eine neue Flasche zu holen. Gesagt, getan. Ich lag direkt wieder im Bett und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen stand ich von selbst einfach um 6 Uhr schon auf, ich ging aufs Klo und nahm wahr, das niemand wach war. Normalerweise sind immer meine Eltern wach, um das Fajr- Gebet (Morgengebet) zu verrichten, aber da es Januar war und die Sonne erst viel später aufging, waren sie noch am schlafen. Es störte mich nicht, dass ich die einzige war, nein. Es war wie eine Befreiung für mich, somit bekam ich keine komischen Blicke von den anderen. Ich machte meine Morgenroutine und ging wieder in mein Zimmer. Ich holte mir Klamotten raus und ging wieder aus dem Zimmer raus. Ich lief zum Wohnzimmer und kurz blieb ich stumm vor der Balkontür stehen. Wäre mein Bruder nicht da gewesen, wäre ich vielleicht jetzt im Krankenhaus und meine Eltern würden gesagt bekommen, dass ich tot sei. Doch Allah wollte mich noch nicht zu sich holen, deswegen ist mir gestern Nacht nichts passiert. Ich sah auf meine Hand und man sah deutlich die Narbe von dieser Nacht.Ich zog mich dort um und war schon bereits 6:40 Uhr bereit um loszulaufen und den Bus zu nehmen. Aber mein Bus fährt um 7:05 Uhr also hatte ich noch ziemlich lange Zeit. Deswegen entschied ich mich mit der Bahn zu fahren und nahm die Bahn um 07:03 Uhr. Angekommen am Bahnhof sah ich schon meine Freundin, die dort sah. Sie rannte schon fast zu mir und schaute mich an. Mist, sie merkt was, waren meine ersten Gedanken. Sie umarmte mich und ich stöhnte kurz vor Schmerz. Schockiert zog sie sich zurück und fragte, ob alles okay wäre. Ich bleib erst kurz stumm und entschied mich für ein kurzes Nicken, was „ja" bedeuten sollte. Wie immer hatte sie mir nicht geglaubt, aber das war mir egal ich wollte über nichts reden. Ich musste mit Hüseyin reden. Kurz darauf fragte ich sie, ob ich ihr Handy bekomme. Dann kamen die Fragen: „wo ist dein Handy Amine? Ich hab dir auch gestern geschrieben, hab dich gefragt ob wir diese Bahn nehmen, also weil ich dir was erzählen wollte, du hast dir die Nachricht angeschaut, aber es kam keine Antwort und heute sehe ich du bist da. Was ist los mit dir?"
Ich erzählte ihr alles und sie fing automatisch mit mir an zu weinen. Als die anderen dazukamen, taten wir so als wäre nichts passiert und lachten. Dann aber entschlossen wir uns zur Schule zu laufen, damit ich telefonieren konnte. Ich höre nach 3 Tagen wieder seine Stimme und war irgendwie aufgeregt aber zugleich hatte ich auch sehr Angst. Was wird auf mich zukommen? Ach Amine, darüber machst du dir jetzt keine Sorgen mehr, ruf an und vergewissere dich, sprach mein schlaues Köpfchen, was mich nie enttäuschte, bis zu dem Zeitpunkt. Also rief ich an.
~Telefonat~
A(ich): hallo Hüseyin
H(er): hallo Amine, wie gehts dir? Ich hoffe dir gehts gut. Was haben die getan oder gemacht? Ich mache mir schreckliche sorgen um dich, bitte sag mir alles schnell.
A: mir gehts gut, mach dir darüber keine Sorgen. Ich habe nur mein Handy abgenommen bekommen. Doch eine Frage geht mir nicht aus dem Kopf. Ich blieb kurz still, da ich Angst hatte die Frage zu stellen. Ich atmete tief ein und pustete laut aus. Und fing an weiter zu reden: „wieso hast du meinen Bruder beleidigt?"
H: ich wusste das du das fragen wirst! Wieso denn wohl? Er hat mich zuerst beleidigt! Er sollte nicht so mit mir reden!
Und ich wusste das er so antworten wird.. ich blieb kurz stumm und wusste erstmal nicht was ich sagen soll.
A: Hüseyin, er war wütend sowas ist normal! Natürlich beleidigt er den Typen, der meint der Freund seiner kleinen Schwester zu sein!
H: willst du mich Stück scheisse verarschen? Beschützt du mir diesen Bastard auch noch?
A: jetzt reicht es aber!! Es ist mein Bruder natürlich beschütze ich ihn! Und wehe du beleidigst ihn noch einmal! So redest du nicht über meinen Bruder!
H: verpiss dich du Möchtegern edle hure, ich will dich nicht mehr hören! Ruf mich erst an, wenn du auf meiner Seite bist und mir keine Hunde beschützt!
~ Telefonat beendet~