*Rose*
98 Tage. 98 verdammt lange Tage. 98 verdammt lange Nächte. Und ein Ende war in Sicht. Mein Herz sprang mir vor Freude fast aus meiner Brust. Konnte sich kaum noch beruhigen und ich mich selber auch nicht. Hibbelig rutschte ich auf meinen Sitz hin und her.
Wir würden es schaffen, dass ganze Stück mit dem Auto fahren zu können. Unterwegs hatte ich bei einigen Autowracks Benzin abgepumpt und es sollte reichen, wenn ich das richtig einschätzte. Im Rückspiegel sah ich, wie Jonah mit seinem Teddy spielte. Ihm war langweilig. Das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Sind nun den zweiten Tag im Auto unterwegs und er konnte weder richtig spielen noch toben.
„Erzählst du mir was über Papa?" fragte er mich wieder einmal.
„Aber natürlich" kurz überlegte ich, dann fiel mir etwas ein. „Du liebst es doch, wenn man dir Geschichten oder Märchen erzählt, oder? Dein Papa mag das auch sehr gerne. Er hört mindestens genauso fasziniert zu, wie du mir immer zuhörst" schmunzelte ich.
„Wirklich? Aber Papa ist doch ein Mann!" ungläubig schaute er mich an.
„Das ist er in der Tat. Aber auch Männer und Frauen hören gerne Geschichten. Träumen sich gerne fort an andere Orte. Träumen sich gerne zu jemanden hin, den sie gerne mögen. Geschichten und Märchen können jeden, der das möchte, in eine andere Welt eintauchen lassen" erklärte ich ihm.
„Cool" grinste er. Von weitem konnte ich das Tor von Alexandria erkennen und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Am liebstem wäre ich sofort reingefahren, doch erst hatte ich noch etwas zu erledigen. Ich hielt am Straßenrand an und drehte mich zu Jonah um.
„Weißt du, wo wir hier sind?" fragte ich ihn. Mit großen Augen schaute er sich neugierig um, dann schüttelte er schnell den Kopf.
„Siehst du die Mauer da vorne?" ich zeigte drauf, „Das ist Alexandria. Dort wohnen ganz viele liebe und nette Menschen" erzählte ich weiter.
„Sie sind alle nett? Wirklich?" fragte er mich misstrauisch. Schon zu viele schlechte Erfahrungen musste er in seinen jungen Jahren erleben.
„Ja. Sie sind alle ganz nett und lieb. Und dort wohnt noch jemand. Jemand, den du sehr vermisst. Jemand, den ich sehr vermisse" erzählte ich weiter. Ich sah, wie es in seinem hübschen Köpfchen arbeitete.
„Du meinst... Papa?" seine Augen wurden immer größer. Aufgeregt rutschte er in seinem Sitz hin und her. Er strahlte über das ganze Gesicht.
„Genau. Dein Papa lebt hier. Aber denk daran, er weiß nicht, dass es dich gibt. Überfalle ihn bitte nicht gleich. Ich möchte es ihm in Ruhe erklären, okay?" grinste ich ihn schief an. Heftig nickte er und schmunzelnd fuhr ich weiter. Nun stieg auch meine Aufregung ins unermessliche. Wie Carl wohl reagieren wird?
Ich hielt vor dem Tor und bat Jonah im Auto zu warten. Dann stieg ich aus und schaute hoch zur Plattform.
„Hey Maggie" rief ich ihr leise zu, doch bevor sie antworten konnte, wurde sie unterbrochen.
„Rose...?" vernahm ich die wunderschönste Stimme der Welt und drehte mich schnell um. Carl kam gerade mit Daryl aus dem Wald und blickte mich mit großen Augen an. Unsicher, ob ich es wirklich war. 98 Tage. 98 verdammt lange Tage. 98 verdammt lange Nächte. Und endlich war ich wieder bei ihm.
„Mein starker Cowboy" rief ich aufgeregt und rannte auf ihn zu. Er hielt seine Arme auf und ich sprang ihm regelrecht an. Schlang meine Arme um seinen Hals und Beine um seine Hüfte. Mit Mühe konnte er mich auffangen, ohne dass wir im Gras landeten. Fest. Hielten uns fest, so sehr wie wir konnten.
„Meine Rose. Du bist nach Hause gekommen. Zu mir zurückgekommen" hauchte er völlig überrascht.
„Wie ich es dir versprochen habe" hauchte ich leise an seinem Mund, sah ihm in die Augen und schloss die Lücke zwischen uns. Ließ unsere Lippen miteinander verschmelzen. Ließen unsere Zungen miteinander tanzen. Verloren uns vollkommen in diesem Augenblick.
Schwer atmend lösten wir uns voneinander und sahen uns tief ich die Augen. In seine wunderschönen, himmelblauen Augen. Verlor mich in ihnen. Jonah, schoss es mir plötzlich durch den Kopf.
„Wartest du hier bitte einen Moment auf mich?" bat ich ihn und ließ mich an ihn runterrutschen. Er nickte mir zu, dann ging ich zum Tor und rief Maggie. Diese drückte mich lächelnd und ich ging mit ihr zum Auto. Öffnete die hintere Tür und sie sah Jonah. Sah ihn genauer an und ihre Augen wurden groß. Sie verstand. Ich bat sie, dass Auto reinzufahren und auf ihn aufzupassen, damit ich erst mit Carl reden konnte. Das war ich ihm schuldig. Ich erklärte Jonah, wer Maggie ist und dass sie kurz auf ihn aufpassen wird. Ich gab ihm einen Kuss auf sein Haar und schloss die Autotür. Sah dem Auto hinterher, wie es durch das Tor fuhr. Das Tor wurde geschlossen.
„Was ist an dem Auto so interessant?" fragte mich Carl schmunzelnd und stellte sich neben mich.
„Nicht das Auto ist interessant, sondern das was in dem Auto ist" erklärte ich leise und nahm seine Hand. „Lass uns ein paar Meter gehen. Ich muss mit dir reden". Schluckend nickte er und wurde etwas blass.
„Hab keine Angst. Es ist eigentlich gar nichts schlimmes" langsam ging ich mit ihm los, drückte sanft seine Hand. Suchte in meinem Kopf nach den richtigen Wörtern. Doch ich fand keine. Vermutlich gab es die auch gar nicht.
„Was ist denn los?" fragte er leise und sah mich unsicher. Ich konnte seine Angst nachvollziehen. Nahm sie ihm nicht übel.
„Ich bin nicht alleine gekommen..." fing ich zögerlich an zu erzählen. Fragend sah er mich an und ich holte noch einmal tief Luft. Blieb stehen und wandte mich ihm zu.
„Damals, an unseren zwei wunderschönen Tagen... Sie blieben nicht ohne Folgen... Ich weiß nicht, ob das Kondom kaputt war... Weiß nicht, was da schief ging... Jedenfalls. Wir haben einen Sohn Carl. Wir beide haben einen wunderschönen, perfekten Sohn. Sein vollständiger Name ist Jonah Carl. Nach seinem Papa, nach dir benannt. Er ist das Ebenbild von dir. Ist dir in so vielen Dingen so verdammt ähnlich" stotterte ich rum und sah nun ihn unsicher an. Seine Augen wurden immer größer. Entsetzen und Überforderung konnte ich in ihnen erkennen. Angst und Schock.
„Wie bitte? Du verarscht mich doch?!" erwiderte er nur. Doch ich schüttelte nur meinen Kopf. Abrupt ließ er meine Hand los und rannte zum Tor. Lief rein, als es offen war und schaute sich um. Verstohlen wischte ich mir meine Tränen weg. Natürlich ist er geschockt. Natürlich braucht er Zeit. Natürlich muss er das erstmal sacken lassen. Das wusste ich und doch schmerzte mich seine Reaktion. So schnell ich konnte, rannte ich ihm hinterher und schaute mich um. Maggie und Jonah standen am Auto und unterhielten sich. Carl stand etliche Meter davon entfernt und starrte Jonah an.
„Mama!" lachend kam Jonah auf mich zu gerannt, als er Carl entdeckte und vor ihm stehen blieb. „Ich kenne dich. Mama hat mir ganz viel von dir erzählt" sagte er leise zu Carl. Dieser riss die Augen auf, wandte sich ab und rannte davon. Schnell ging ich zu Jonah und nahm ihn auf den Arm. „Das war Dad!" stellte er fest und sah mich an.
„Ja, das ist dein Dad. Du hast wirklich sehr gut erkannt" liebevoll strich ich ihm durch seine Haare.
„Warum ist Dad weggerannt?"
„Kannst du dich noch dran erinnern, was ich dir gesagt habe? Das Dad nichts von dir weiß? Dass er dich nicht kennt und das es vermutlich ein Schock für ihn sein wird?" fragte ich ihn und er nickte wissend. „Nun. Es ist ein Schock für ihn. Er braucht ein bisschen Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Wir haben so lange gewartet, da schaffen wir noch ein paar weitere Tage, oder?" fragte ich weiter.
„Ja! Aber wir gehen nicht wieder weg, oder?" fragte nun er mich und in diesem Moment wusste ich nicht, was ich darauf antworten sollte. Aber Maggie kam mir zur Hilfe.
„Ich nehme Jonah mit zu mir. Dann kannst du nach Carl schauen gehen. Und Jonah kann mit den anderen Kindern spielen und etwas essen" erklärte sie und nahm Jonah auf den Arm, der ihr schon bei dem Wort Kinder die Arme entgegengestreckt hat. Er hat noch nicht sehr viele andere Kinder kennengelernt. Dankbar nickte ich ihr zu, ging ans Auto und holte die hellblaue Holzkiste heraus.
„Da ist ein Schatz für Papa drin" hörte ich Jonah zu Maggie sagen, woraufhin diese ganz begeistert tat. Andächtig strich ich über das Holz der Kiste, dann ging ich Carl suchen.
DU LIEST GERADE
Angekommen (Carl Grimes, The walking dead FF)
Fanfiction„Mama!" lachend kam Jonah auf mich zu gerannt, als er Carl entdeckte und vor ihm stehen blieb. „Ich kenne dich. Mama hat mir ganz viel von dir erzählt" sagte er leise zu Carl. Dieser riss die Augen auf, wandte sich ab und rannte davon. Schnell ging...