Kapitel 5

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Sie sagte nichts, sah uns nur an mit einer Mischung aus mütterlicher Sanftheit und Trauer an. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt etwas sagen konnte, aber dann fiel mir ein, dass sie später doch noch mit Link reden würde, wenn sie ihm das Zoragewand überreicht.

Ich war schon gewillt loszugehn, mich faszinierte ihre Erscheinung nicht mehr ganz so sehr, nachdem ich sie bereits drei Mal gesehn hatte, aber Link legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.

"H-hey, das siehst du doch auch oder? Ist ...das ein Zora?", flüsterte er.

Seine Augen glitzerten und sein Mund stand weit offen, so sehr war er von der Königin eingenommen. Ich musste mich zurückhalten, um nicht zu kichern, so sehr erinnerte er mich an ein Kind, das zum ersten Mal ein Feuerwerk sieht.

"Das ist ihre Königin um genau zu sein. Naja, das war sie.", erwiederte ich belustigt.

Link sah sie noch ein paar Minuten an und schaffte es dann, die Augen von ihr zu nehmen und wandte sich mir zu.

"Und..was sollen wir jetzt machen?"

Es war echt lustig, mitanzusehn, wie verwirrt und hilflos er war. Bevor Ich groß antworten konnte, schwebte Lucida nach hinten un verschwand hinter einer Ecke. Ich ging von der Veranda runter in ihre Richtung und deutete Link, es mir gleich zu tun.

"Ihr folgen, natürlich."

Die Serenade des Wassers spielte immernoch leise im Hintergrund, es war schön wieder Musik zu haben. Zu Beginn ist mir nicht aufgefallen, dass keine Musik spielt, da in keinem meiner Träume Hintergrundmusik vorkam, aber da ich in diesem schon länger war, war es dann doch ungewohnt, all die bekannten Orte ohne die passenden Klänge abzulaufen.

Wir gingen eine Weile hinter ihr her, sie führte uns über den Friedhof von Kakariko, niemals war sie zu schnell oder zu langsam.

Es dauerte nicht lange, bis wir in einer kleinen, aber hohen und wirklich schönen Lagune standen. Von oben schimmerte Mondlicht hinein, und auf der anderen Seite auf einer kleinen Insel wucherten ein paar Pflanzen bis kurz über der Wasseroberfläche.

Dieses Bild noch mal in 'Natura' vor Augen zu haben war etwas vollkommen anderes als es nur auf dem Bildschirm zu sehn, auch fiehlen mir viel mehr Details auf.

"W-woah!"

Link schnappte nach Luft, als hätte er grade einen Schlag in den Bauch bekommen, so sehr haute ihn der Anblick um. Er sah sich ein paar Minuten um, bis er den recht großen Grabstein auf der anderen Seite des Wassers, neben dem Lucida verweilte. Diesmal musste er nicht fragen, was er tun sollte, kurzerhand sprang er ins Wasser und schwam zur Mitte des kleinen Sees. Als Link merkte, dass ich ihm nicht folgte, hielt er and drehte sich und sah zu mir hoch.

"Kommst du nicht mit?"

Ich lächelte leicht und schüttelte den Kopf.

"Ich möchte nur ungern die Verbände nochmal wechseln, wenn ich zurück komme.", antwortete ich ruhig.

Sein Blick wanderte von meinem Gesicht zu meinem Bauch, wo unter dem bauchfreien Top der weiße Stoff hervorschien, und er wurde etwas bleicher. Link sah wieder hoch, ich vermutete er fühlte sich schuldig mich nicht nach meinem Zustand gefragt zu haben, aber ehrlich gesagt, ich hätte es selbst vergessen.

"Also warst du doch ve-", begann er, doch ich unterbrach ihn. "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, geh erstmal zu Lucida, wir reden später."

Er zögerte kurz, nickte aber und beendete seinen Weg zum Ufer, wo er wieder aus dem Wasser kletterte und zu Lucida hochsah. Sie sprach sehr leise, Ich war mich nicht mal sicher, ob sie überhaupt sprach, denn ich sah nur wie sich ihr Mund bewegte, der ständig von einem sanften Lächeln geziert war. Anscheinend sandte sie ihre Worte direkt in Links Gehirn, und ich dachte damals nur, sie würde wirklich sprechen, weil die Box einigermaßen normal aussah.

Link schob kurz später den Grabstein beiseite und nahm erstaunt die Zorarüstung heraus.

Sein Blick wanderte wieder zu der Königin, welche mittlerweile zwischen mir und ihm hin- und herblickte und lächelte.

'Danke, dass ihr meinem Sohn geholfen habt. Es ist nicht viel, aber ich möchte euch im Namen aller Zoras meinen Dank aussprechen.'

Diesmal war es auch mir vergönnt, ihre Stimme zu hören, und es war etwas vollkommen anderes als nur den Text zu lesen. Sie klang sanft, fast schon wie ein Hauch, aber dennoch melodisch, und passte perfekt zu ihrem feenhaften Äusseren.

Kurz nachdem die Worte ihre Lippen, oder ihr Gehirn, verlassen hatten, wurde die Silluette schwächer und schwächer, bis sie schließlich verschwand. Ich starrte noch einige Zeit in die Luft, sodass ich nicht bemerkte, dass Link schon wieder zu meiner Seite geschwommen war und neben mir stand.

"Gehn wir zurück?", sagte er und lächelte.

Ich zuckte stark zusammen und quiekte leise, versuchte das aber mit einem Husten zu überspielen und nickte.

Wir beeilten uns durch die Büsche und Sträucher, über den Friedhof, und entspannten erst etwas, als wir wieder in Kakariko waren.

Der Mond stand nun weit oben am Himmel, das Licht schien noch heller zu sein als vorher, außerdem waren jetzt auch mehr Sterne zu sehen, ich konnte gar nicht anders als hochsehn und die Stille der Nacht zu genießen.

Diese wurde jedoch ziemlich schnell von Links Stimme durchbrochen, er war leicht verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.

"Um...sagmal, Maku..wie geht's deinen Wunden?"

Ich sah ihn leicht überrascht an, bevor mir wieder einfiel, dass er vorhin die Verbände gesehen hatte. Da mir nicht danach war, sofort reinzugehn, und ich die Frischluft draußen noch etwas genießen wollte, lehnte ich mich gegen eine der Felswände bevor ich antwortete.

"Gut, gut. Nichts ernstes, eine gebrochene Rippe oder zwei. Sollte in ein paar Tagen, höchstens einer Woche wieder geheilt sein."

"In ein paar Tagen?! Brüche brauchen Wochen, wenn nicht sogar Monate zum Heilen!"

Link sah geschockt und stark verwirrt aus. Natürlich, für normale Menschen (oder Videospiel-charaktere) würden Brüche oder innere Blutungen solange brauchen um vollständig geheilt zu sein. Wenn ich Recht hatte, und ich jede Fähigkeit von Maku in diesem Traum hatte, dann hatte ich auch den Fluch der Unsterblichkeit, der auf ihr lastete, übernommen.

Zur Erklärung, ich brauchte, wie bereits erwähnt, einen Weg, wie Maku zur Zeit von Ocarina of Time und Twilight Princess leben konnte. Ich hatte mal über eine etwas krude Situation nachgedacht, und während Link noch mit Lucida gesprochen hatte, mich für diese entschieden.

Maku hatte sich am Ende von Ocarina of Time gegen Zelda aufgelehnt, die Link in ein Kind zurückverwandeln wollte, da sie ihn nicht verlieren wollte. Sie war sogar bereit, gewaltsam gegen sie vorzugehn, aber Zelda hatte auch einen vernichtenden Zauber auf der Ocarina of Time parat, machte sie unsterblich und stieß sie von der wolkenähnlichen Plattform zurück auf die Erde. Keine sehr glaubwürde Version, ich weiß, aber wie ich ebenfalls schonmal erwähnt hatte, hatte ich nie wirklich was für Zelda übrig und so kommte sie auch gut als Böse herhalten.

Ich lächelte, denn natürlich konnte er nichts davon wissen, aber es war trotzdem amüsant.

"Bei dir vielleicht. Mir ist es nicht vergönnt zu sterben, aber wenigstens bringt es den Vorteil mit sich, dass meine Wunden wesentlich schneller als bei normalen Menschen heilen. Fleischwunden heilen trotzdem etwas schneller als Knochenbrüche.."

Jetzt sah er mich an, als hätte ich ihm eben offenbart, dass Epona fliegen kann. Nicht, dass ich es ihm verübeln könnte, man hört nicht alle Tage, dass seine Reisebegleitung unsterblich ist.

"Wa-..Was..Wie...?!"

Bei diesem Anblick musste ich mich echt stark zusammenreißen, um nicht loszulachen, ein Kichern erlaubte ich mir aber.

Ich stieß mich von der Wand ab, klopfte ihm auf die Schulter und lächelte.

"Ein Andermal. Komm, lass uns reingehen, es ist spät."

Immernoch verwirrt stolperte Link mir hinterher zur Tür des Hauses, und ich vergaß mehr und mehr, dass das hier nur ein Traum war. Denn langsam aber sicher, wurde es zu meiner Realität.

My NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt